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„Grüner Engel“ auch für Hornissen-Arbeit

„70 Stiche auf einmal“ - Warum sich Günter Manz trotzdem für „hinterfotzige“ Wespen einsetzt

Umweltminister Thorsten Glauber (links) überreicht Günter Manz die Auszeichnung als „Grüner Engel“.
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Umweltminister Thorsten Glauber (links) überreicht Günter Manz die Auszeichnung als „Grüner Engel“.

Aus Angst wurde Respekt: Wie wichtig und schützenswert Wespen und Hornissen sind, lernte Günter Manz selbst erst als Erwachsener. Als Wespen- und Hornissenberater leistet er wichtige Aufklärungsarbeit. Ein Engagement, das gewürdigt wird.

Aschau – Wenn es im Sommer auf der Terrasse Kuchen und Eis gibt, sind sie schnell im Anflug: Wespen. Viele schlagen nach den Insekten, halten sie für gefährlich, Ärger ist vorprogrammiert. Einer, der eine ganz andere Sicht auf die schwarz-gelben Tierchen hat, ist Günter Manz. Die Menschen überzeugen, anstatt die Tiere zu bekämpfen, lautet seine Devise. Ein Engagement, das gewürdigt wird.

„Ich mache es aus Überzeugung“, sagt Günter Manz. Eine Überzeugung, die in ihm selber erst reifen musste. Als Kind hatte er sich schon für die Umwelt interessiert, vieles von seinem Opa übernommen. Doch der hatte nicht die beste Meinung von Wespen und Hornissen. Eine Einstellung, die sich bei Günter Manz zunächst verfestigte, sich im Erwachsenenalter aber veränderte. „Im Berufsalter habe ich mich mehr und mehr damit auseinandergesetzt und bin zu dem Schluss gekommen, dass das nicht so stimmen konnte, was mir mein Opa erzählt hatte“, erzählt Günter Manz.

Er liest darüber, wie wichtig Wespen und Hornissen für die Natur sind, hat sich weiter zu diesem Thema geschult. „Ich habe die Hornissen lieben gelernt und lustige Geschichten mit ihnen erlebt. Vor Wespen habe ich Respekt.“ Außerdem reift in ihm die Überzeugung: „Man muss etwas machen, ansonsten sterben Wespen und Hornissen aus.“

Menschen können oft mit der Natur nicht umgehen

Als „Alleinunterhalter“ startet er in den 1980er Jahren als Wespen- und Hornissenberater, ist im ganzen Landkreis auf Zuruf unterwegs. Eine stressige und zeitraubende Arbeit neben seinem Job bei der Flugsicherung. 2008 startet das Wespen- und Hornissenberaternetz, für das er als ehrenamtlicher Berater im Einsatz ist. „Es ist nicht ganz einfach, Leute dafür zu finden“, erklärt er. Das Beraternetz ist am Landratsamt angesiedelt und hat nach deren Aussage elf ehrenamtliche Berater.

Ein Schwerpunkt der Arbeit liege in Waldkraiburg. „Die Leute können oft nicht mit der Natur umgehen, kriegen regelrecht Panik.“ So hätte eine Familie bei Nachbarn übernachtet, nachdem sich eine Hornisse in deren Wohnung verirrt hatte.

Nicht immer ist es einfach, zu überzeugen, die Angst vor den Tieren zu groß. „Die Überzeugungsarbeit ist schwierig, aber das Verständnis darüber gewachsen“, sagt Manz. Dieses Jahr seien die Bestände teilweise explodiert, dem Menschen „lästig“ werden aber nur zwei Arten: die deutsche Wespe und die gemeine Wespe.

Vorsorge im Frühjahr treffen

Wer die lästigen Tierchen nicht am Haus haben will, muss bereits im Frühjahr Vorsorge treffen. Dann, wenn die Insekten sich einen Platz für ihr Nest zu suchen. „Man muss ihnen den Platz vergrämen. Es hat sich bewährt, beliebte Plätze mit Nelkenöl einzusprühen. Das mögen sie nicht so gerne.“

Wie viele Wespen- oder Hornissennester umgesetzt hat, weiß Günter Manz nicht. „1000 wird nicht reichen.“ Sind die Nester gut zu erreichen, sei das Umsetzen kein Problem. Dann gehts auf die Ladefläche seines kleinen Transporters und weit weg vom ursprünglichen Platz. „Ich habe dafür einen Piaggo Transporter – dass Rettungskräfte nicht von den Insekten gestochen werden, sollte ich einen Unfall haben.“ Denn ein paar Kilometer muss Günter Manz fahren, um die Tiere erfolgreich umzusetzen. „Bei Hornissen ist es ein Umkreis von sieben Kilometern, bei Wespen sind es drei Kilometer. Ansonsten kehren sie wieder zurück“, erklärt er.

Erfahrungen, die er in den vielen Jahren gesammelt hat. Oder dass Wespen „hinterfotzig“ sind, während man mit Hornissen „familiär umgehen“ kann. „Die sind intelligent und gewöhnen sich an einen.“ So hätte er ein Hornissenvolk regelmäßig mit Zuckersaft unterstützt. „Sobald sie mein Auto gehört haben, sind sie schon aus ihrem Nest geflogen.“

Nur fünfmal sei er in seiner Zeit als Wespen- und Hornissenberater von einer Hornisse gestochen worden, Wespen waren es mehrere hundert. „Einmal waren es mehr als 70 Stiche auf einmal“, erinnert er sich. Unterm Dach musste er ein großes Nest entfernen, aufgrund der beengten Verhältnisse musste er zurückkriechen. Beim Rausziehen sei das Nest kaputtgegangen und sein Schutzanzug gerissen. „Da darf man nicht panisch werden.“ Dass ihm die vielen Stiche nichts ausmachten, war für ihn ein „beruhigendes Gefühl“.

Für sein jahrelanges Engagement um den Umweltschutz ist Günter Manz kürzlich mit dem „Grünen Engel“ vom bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber ausgezeichnet worden. Er leistet „unverzichtbare Aufklärungsarbeit“ und trage damit zum Schutz der nützlichen und bedrohten Tiere bei.

Ortsgruppe konnte Akzeptanz steigern

Sein großes Engagement für den Erhalt der Natur und der Lebewesen würdigte Glauber in seiner Laudatio. Günther Manz ist seit 45 Jahren Mitglied beim Bund Naturschutz und hatte 30 Jahre die Ortsgruppe in Aschau als Vorsitzender geleitet. Aus anfangs lockeren Treffen hat sich ein immer größeres Engagement entwickelt. „Anfangs hatten wir uns schwergetan, als Spinner mussten wir uns durchsetzen. Aber wir konnten die Akzeptanz steigern und haben Spuren hinterlassen“, sagt Manz. Die Allee in Richtung Kemating, die Aktion „Saubere Landschaft“ oder die Bepflanzung der Howaschen – das geht auf die Ortsgruppe zurück.

„Es war eine schleichende Entwicklung. Mehr und mehr haben auch die etablierten Parteien diese Themen übernommen“, blickt Manz zurück. Manches war zwar nicht mehr länger Thema der Ortsgruppe, ließ sich in der Folge aber leichter umsetzen. „Hauptsache, es wird gemacht.“

Ob Eichhörnchen, Igel oder viele verschiedene Vogelarten – bei Günter Manz fühlen sich die Tiere im Garten wohl. Es ist ein Miteinander, die Natur wird hier nicht ausgesperrt, die Weintrauben ernten Vögel und Insekten. In seinem Garten hat Günter Manz auch Bienenstöcke. „Mein Nachbar wollte seine Bienen nicht mehr haben und so habe ich die Stöcke damals übernommen.“ Das war 1981, in der Zwischenzeit hat sich in der Imkerei viel verändert. „Ohne menschliche Hilfe könnte die Honigbiene nicht überleben.“

Umso wichtiger ist es für ihn, das Bewusstsein der Menschen zu schärfen. „Wir müssen für die nächste Generation mitdenken. Es bringt nichts, als Revoluzzer zu agieren. Man muss Kompromisse finden und immer wieder darauf hinweisen.“

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