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Am liebsten mit Waldkraiburg und anderen zusammen

Geothermie kostet viele Millionen Euro: Kann Aschau das stemmen?

Geothermie könnte Aschau in Zukunft mit Wärme versorgen. Bürgermeister Christian Weyrich (CSU) möchte jetzt den „Claim“ abstecken und für die Gemeinde die Bohrrechte sichern.
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Geothermie könnte Aschau in Zukunft mit Wärme versorgen. Bürgermeister Christian Weyrich (CSU) möchte jetzt den „Claim“ abstecken und für die Gemeinde die Bohrrechte sichern.

Aschau möchte mit Geothermie ein eigenes Wärmenetz aufbauen. Um das Projekt weiter zu verfolgen, mussten die Gemeinderäte über einen zweistelligen Millionen Euro-Betrag entscheiden. Das waren die Reaktionen.

Aschau – Aschaus Bürgermeister Christian Weyrich (CSU) und die Gemeinderäte wollen ein lokales Wärmenetz aufbauen, um die Häuser im Dorf mit Wärme zu versorgen. Eine Option ist es, dieses Netz mit Geothermie zu betreiben. Dazu braucht die Gemeinde Bohrrechte, die das das Bergbauamt im Bayerischen Wirtschaftsministerium vergibt. Um diese beantragen zu können, mussten die Gemeinderäte in der jüngsten Sitzung entscheiden, ob sie eine Geothermie alleine finanzieren könnten. Als Bürgermeister Weyrich die erforderliche Summe nannte, ging ein Raunen durch den Saal. 

Aschau hat gute Voraussetzungen für Geothermie (siehe Kasten). Damit ist die erste Voraussetzung für einen erfolgreichen Antrag erfüllt. Außerdem laufen schon die Planungen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen für eine Wärmenetz – unabhängig von der Wärmequelle. Damit ist die zweite Voraussetzung erfüllt. Fehlt die dritte: das Finanzierungskonzept. 

Finanzierungskonzept soll Spekulationen verhindern

Um zu verhindern, dass jemand, der kein Geld hat und nicht bohren kann, sich ein Bohrrecht sichert, um es dann später teuer zu verkaufen, muss der Antragsteller bereits beim Antrag nachweisen, dass er das Projekt auch finanzieren kann. Der Finanzierungsnachweis sei, so Weyrich, „ein bedeutendes Qualitätskriterium des Antrags“.

Bis zu diesem Punkt herrschte noch angespannte Ruhe. Und dann nannte Bürgermeister Weyrich die Zahl: „21,5 Millionen Euro“. Das sind die geschätzten Gesamtkosten von der Planung bis zum Betrieb der Geothermie – ohne Fördergelder. Diese wären bis 2028 fällig. Für die Vorplanungen hat die Gemeinde Aschau für dieses und das kommende Jahr bereits 1,4 Millionen Euro im Haushalt eingeplant.

„Wir müssen nur nachweisen, dass wir es im Kreuz haben“

„Die 21,5 Millionen Euro sind für uns darstellbar“, versicherte Bürgermeister Weyrich. Die Entscheidung sei noch keine Verpflichtung, diese Summe auch auszugeben; darüber müssten die Gemeinderäte von Fall zu Fall entscheiden. „Wir müssen jetzt nur nachweisen, dass wir es im Kreuz haben. Wir können das Projekt an jeder Stelle stoppen.“

Wie das Projekt realisiert werde, ob alleine oder mit Partner und mit wem und in welcher Form werde später entschieden. Trotzdem sollte sich die Gemeinde das Erlaubnisfeld jetzt sichern. Dann dürfe niemand sonst in diesem Bereich nach Geothermie bohren. Weyrich: „Wir stecken unseren Claim ab.“

Von Wahnsinn bis Wunsch nach einem Partner

„Die Zahl ist ein Wahnsinn“, meinte Karl Heinz Jekler (Bündnis Aschau) in einer ersten Reaktion. „Wir müssen heute nicht über die 21,5 Millionen entscheiden“, so Martin Höpfinger (SPD). Christian Mayerhofer (AWG) unterstrich, dass so einen Antrag nur eine „finanziell kräftige Kommune“ stellen könne. Andres Kölbl (AWG) war dafür, Partner zu suchen: „Für Aschau alleine ist das zu groß. Das ist nur mit einem Partner wirtschaftlich betreibbar.“ 

Ein Fernwärmenetz mit Geothermie. Das beschäftigt die Gemeinde, das beschäftigt die Bürger. Sie konnten jetzt auf einer Infoveranstaltung ihre Fragen stellen, unter anderem an Bürgermeister Josef Grundner (linkes Bild, links).

„Wir prüfen derzeit eine Kooperation mit Waldkraiburg. Dafür gibt es eine Bereitschaft“, erklärte Bürgermeister Weyrich. Hier seien noch alle Formen offen. 

Waldkraiburgs Bürgermeister Robert Pötzsch (UWG) erklärte dazu auf Nachfrage der OVB Heimatzeitungen: „Wir halten in Waldkraiburg an unseren Ausbauplänen fest. Die weiteren Planungen und vor allem auch der Ausbau läuft mit großen Schritten weiter! Parallel dazu führen wir Gespräche und prüfen, ob eine Kooperation sinnvoll und möglich ist.“

Bürgermeister sucht Gespräche mit den Nachbargemeinden

Weyrich wäre auch dafür, die Geothermie „regionaler aufzuziehen“. Jetzt gehe es nur darum, sich für alle Fälle, die exklusiven Bohrrechte zu sichern und unabhängig zu bleiben: „Wir wollen uns bewusst nicht von einem Investor abhängig machen.“ 

Auf Nachfrage von Barbara Bischoff (AWG) erklärte Weyrich, dass das Erlaubnisfeld auch Nachbarkommunen betreffe. Er wolle aber zuerst mit den betroffenen Bürgermeistern sprechen, ehe er die öffentlich nenne.

Das Projekt geht weiter

Am Ende stimmten die Gemeinderäte einstimmig dafür, die Pläne für eine Aschauer Geothermie weiter voranzutreiben. Für den Erlaubnisfeldantrag werden in den Haushalten 2023 bis 2028 insgesamt 21,5 Millionen Euro eingestellt; darin sind auch die für 2023 und 2024 bereits eingeplanten 1,7 Millionen Euro enthalten, diese sind für die laufenden Vorplanungen und Untersuchungen. Auf Anregung von Daniela Reingruber (CSU) fasste Bürgermeister Weyrich außerdem den abschließenden Satz des Beschlusses deutlicher: „Die Beträge werden nur durch gesonderte Beschlüsse des Gemeinderates freigeben.“ 

Geothermie in Aschau

Aschau liegt im Bereich des süddeutschen Molassebeckens und hat ein, so die Beschlussvorlage, „sehr gutes Potenzial“ für Geothermie, es sei Wasser mit bis zu 110 Grad Celsius zu erwarten, so Bürgermeister Christian Weyrich (CSU). Damit könnte ein kommunales Wärmenetz aufgebaut und im Sommer unter Umständen auch Strom gewonnen werden. „Der große Vorteil tiefengeothermischer Energie liegt in der Grundlastfähigkeit und Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen“, so die Beschlussvorlage. Das biete Preisstabilität und einen „erheblichen Standortvorteil für die Region rund um Aschau“. 

Derzeit arbeite Aschau an einer Planung für das Rohrnetz, analysiert die Wirtschaftlichkeit und prüft, ob eine Zusammenarbeit mit Waldkraiburg technisch und wirtschaftlich möglich ist. Diese Kosten werden mit 50 Prozent gefördert; die Umsetzung könnte mit 40 Prozent gefördert werden.

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