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Hoher Besuch an der Bohrstelle

Eine Wärmflasche für die Gewächshäuser: Das hält Hubert Aiwanger von der Geothermie in Polling

Besuch der Gewächshäuser der Firma Reichenspurner: Peter Reichenspurner (links) erklärt dem Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (rechts) die Funktionsweise.
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Erst die Geothermie, dann der Besuch der Gewächshäuser der Firma Reichenspurner: Peter Reichenspurner (links) erklärt Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (rechts) unter anderem die Firmenphilosophie.

Noch laufen die vorbereitenden Arbeiten. Wenn alles gut geht, könnte beim Geothermie-Projekt in Polling die Bohrung noch dieses Jahr beginnen. Der stellvertretende Ministerpräsident Hubert Aiwanger machte sich jetzt ein Bild von der Baustelle.

Polling – Riesige Wasserbecken sind es, die später einmal das hochgepumpte Wasser zwischenlagern sollen, bevor es über die Kläranlage wieder entsorgt wird. Die Vorbereitungen für die Bohrungen im Polling laufen auf Hochtouren. Wenn alles gut geht, soll noch in diesem Jahr die erste Bohrung stattfinden, erklärt der Geschäftsführer des Reichenspurner Hofs, Peter Reichenspurner beim Ortstermin. 60 Millionen Euro investiert seine Familie in die Gewinnung von Erdwärme, um damit später einmal ihre Gewächshäuser in Weiding und bei Tüßling zu heizen.

Weg von den fossilen Energieträgern

Wie er dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Bayerns erklärte, habe man bereits mit der Planung der bestehenden beiden Gewächshäuser die Möglichkeit der Nutzung von Geothermie ins Auge gefasst. „Um den Betrieb in den Gewächshäusern sicherzustellen, wussten wir schon damals: Langfristig müssen wir weg von den fossilen Energieträgern!“, sagt Reichenspurner auch mit Blick auf den Ukraine-Konflikt, der die Ressourcen an Gas im letzten Winter stark minimiert hatte. Dass die Familie die Geothermie in den Fokus gerückt hat, liegt an den Erfahrungen in der Umgebung. Dem bayerischen Wirtschaftsminister Aiwanger hielt der Geschäftsführer die erfolgreiche Wärmegewinnung in Waldkraiburg, Traunreut, Kirchweidach und Garching an der Alz vor Augen.

Bohrungen beginnen spätestens Anfang 2024

Die Planungen für den Standort in Polling laufen laut Reichenspurner seit 2019: „Ende des Jahres, Anfang nächsten Jahres werden wir wohl mit den Bohrungen beginnen.“ Das Projekt sehe vor, dass neben den Gewächshäusern auch Haushalte in den Kommunen Mühldorf, Tüßling, Polling und eventuell auch Teising profitieren könnten. Unterstützung komme vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), das dieses Projekt mit bis 40 Prozent Förderung unterstützt, wie Reichenspurner auf die konkrete Frage Aiwangers erklärte: „Ohne diese Förderung würde das Ganze nicht funktionieren.“

Ortstermin an der Bohrstelle mit Geschäftsführer Peter Reichenspurner (rechts) und den Technikern. Pollings Bürgermeister Lorenz Kronberger, Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sowie Landtagskandidat Markus Saller (Mitte) und Pollings Freier-Wähler-Chef Wilhelm Skudlik (Zweiter von rechts) hören gespannt zu.

Halbe-Halbe bei der Energie

Die Gewächshäuser benötigen 50 Prozent der Geothermie, die andere Hälfte werde den Kommunen zur Verfügung gestellt. „Und wir wollen die Wärme auch“, betonte Pollings Bürgermeister Lorenz Kronberger (UWG). Laut Reichenspurner wären die Pollinger die Ersten, die mit Wärme für mindestens 100 Wohnungen oder 15 bis 20 Privathäuser beliefert würden. Wobei Kronberger verdeutlichte: „Wir wollen auf kommunaler Seite das Fernwärmenetz in unserer Gemeinde, die Ortsteile Polling und Flossing und dann auch für Weiding und Ehring ausbauen. Bei 100 Prozent Ausbau reden wir da von ungefähr 800 Haushalten. Realistisch werden es vielleicht 600“, so der Pollinger Bürgermeister. Darüber hinaus bieten sich das Werk in Weiding, die Molkerei und Innfood als große Abnehmer an.

An der Bohrstelle führte Reichenspurner aus, dass die Bohrungen bis in eine Tiefe von 2,5 Kilometer reichten, um sich dann aufzugabeln bis auf eine Tiefe von 3.400 Metern. Seismologische Untersuchungen ließen Temperaturen zwischen 103 und 105 Grad Celsius erwarten. Aiwanger verfolgte interessiert die Ausführungen, zeigte sich dabei auch gut informiert, beeindruckte mit Fachwissen. Und er bedankte sich für das Projekt, das im Sinne der Staatsregierung sei, nämlich die Geothermie voranzubringen. „Grundsätzliches Ziel ist es, mit einheimischer Wärme fossile Importe zu ersetzen.“ Er berief sich auf Berechnungen, dass man bis zu 25 Prozent der heimischen Wärmebedarfe durch Geothermie abdecken könnte. „Wir sitzen auf einer Wärmflasche unter uns, die wir bisher nicht nutzen!“

Aiwanger weiß von der Skepsis

„Mich freut’s, dass der Bund Ernst gemacht mit der Förderung“, so Aiwanger weiter. Jahrelang seien die 40 Prozent Beteiligung verkündet worden, jetzt stünden die Gelder aus dem Bundesetat für solche Bohrungen zur Verfügung. Aiwanger kam auch auf die Schwierigkeit zu sprechen, in den Kommunen Anschlussnehmer zu gewinnen. Die Skepsis sei noch groß gegenüber der Kostenentwicklung. „Man will sich nicht ausliefern!“ Deswegen appellierte Aiwanger zum einen, fair miteinander umzugehen und zum anderen die Chance zu begreifen, dass zukünftig kein eigener Heizungskeller oder Öltank mehr nötig sei.

Am Ende stehe auch das Ziel der Politik, kommunale Wärmeplanung zu betreiben, konkret zu erfassen, welche Heizsysteme aktuell in Betrieb sind. „Wenn einmal das warme Wasser kommt, ist nicht davon auszugehen, dass es mal zur Neige geht. Und die Jungen unter uns, werden vielleicht in 30 Jahren sagen: Ich war damals dabei, als gebohrt worden ist!“

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