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Vier Wochen beim Aschauer Bauhof

Pflastern, Gullys reinigen, mähen: Wenn der Bürgermeister ins Schwitzen kommt

Bürgermeister Christian Weyrich pflastert im Obstgarten der Gemeinde Aschau eine Fläche.
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Fast geschafft: Im Obstgarten der Gemeinde hat Aschaus Bürgermeister Christian Weyrich eine Fläche gepflastert.

Hecken schneiden, Schlaglöcher ausbessern, hinterher Muskelkater: Aschaus Bürgermeister Christian Weyrich hat die Ärmel hochgekrempelt und im Juli im Bauhof mitgearbeitet. Warum er das tat und welche Erfahrungen er dabei gemacht hat.

Aschau am Inn – Kurze Hose und T-Shirt statt Jeans und Hemd, Hammer statt Telefonhörer in der Hand und draußen im Obstgarten anstatt am Schreibtisch – Aschaus Bürgermeister Christian Weyrich hat im Juli seinen Arbeitsplatz getauscht: Bauhof statt Rathaus.

Es sind die letzten Juli-Tage und da gibt es noch was zu tun: Der Obstgarten der Gemeinde bekommt eine kleine Auffrischungs-Kur. Die verfaulten Sitzbänke werden ersetzt und die gekieste Fläche durch Pflastersteine ausgetauscht. „Wir haben das Material und die Maschinen da. Pflastern, neue Bänke aufstellen und schon ist die Baustelle erledigt“, sagt Bürgermeister Christian Weyrich. Doch zuvor wird erst einmal unter der warmen Juli-Sonne gearbeitet.

Verschwitzt setzt er die Pflastersteine auf das Kiesbett, mit einem Gummihammer bringt er sie in die richtige Position. Stein für Stein arbeitet er sich vor. In der letzten Reihe greift Andreas Schedel ein, am Ende muss eine komplette Steinreihe aufs richtige Maß zugeschnitten werden. „Es soll ja passen“, sagt Weyrich.

Muskelkater und Schwielen an den Händen

Laut heult der Steinschneider auf, eine Staubwolke nebelt den Obstgarten ein. Bei den letzten Steinen setzt der Bürgermeister selbst an, dann ist die Fläche komplett gepflastert. In die Fugen noch genügend Sand verteilen, dann mit dem Rüttler die Pflastersteine in die Tragschicht einarbeiten.

„Es ist eine ganz andere Befriedigung, wenn man das Ergebnis der Arbeit sofort sieht“, sagt er. Muskelkater und Schwielen an den Händen inklusive. Auch wenn er sich mehr oder weniger darauf beschränkt hat, als „Praktikant“ den Bauhof-Mitarbeitern zuzuarbeiten, „es muss ja was vorwärtsgehen“, hat er dennoch kräftig mitangepackt.

Viel Staub: Bürgermeister Christian Weyrich schneidet einen Pflasterstein zurecht.

Beim Schneiden der Hecken, beim Mähen der Grünflächen, beim Ausbessern der Schlaglöcher, bei der Müllrunde durch die Gemeinde, Gullys reinigen oder beim Aufbau zum Aschauer Sommerfest. Für viele Arbeiten in der Gemeinde ist der Bauhof der erste Ansprechpartner. Das „Aushängeschild“, das als solches aber kaum wahrgenommen wird. „Auf den Bauhof wird oft gerne geschimpft. Deshalb war es mir auch wichtig, mitzuerleben, unter welchen Herausforderungen die Mitarbeiter arbeiten.“ Aus dem Büro heraus habe man oft die falsche Vorstellung, könne manches nicht richtig einsortieren.

Arbeit sollte „spürbar“ sein

Schon bei Amtsantritt hatte er sich vorgenommen, sich einen Eindruck in den unterschiedlichen Abteilungen zu verschaffen. Aber nicht nur wegen der Corona-Pandemie „ist immer irgendetwas dazwischen gekommen“. Ein paar Tage am Bauhof mitanzupacken, war Weyrich allerdings zu wenig, die Arbeit sollte „spürbar“ sein. Deshalb der ganze Juli.

Christian Weyrich ist auf einem Bauernhof aufgewachsen, „Maschinen und Arbeit sind mir nicht fremd“. Trotzdem legen die Bauhof-Mitarbeiter ein anderes Tempo war, schnell wird es anstrengend. Zu spüren gab es nicht nur die körperliche Arbeit. „Schlechtes oder heißes Wetter, Mücken – das kommt ja alles an Belastung dazu“, sagt Weyrich. Pralle Sonne oder „drecknass“ nach einer halben Stunde.

„Da merkt man sehr schnell, wie wichtig eine gute Ausstattung für die Mitarbeiter ist, wie wertvoll Mückenmittel und Sonnencreme sein können, dass es eben mehr braucht als nur Arbeitsschutz und Helm.“ Die Gemeinde investiert nicht nur in Arbeitskleidung, sondern auch in den Umbau des Bauhofs. Neue Sozial- und Sanitärräume sollen mehr Qualität bieten.

Wartung und Pflege bringt keine Anerkennung

„Die Mitarbeiter des Bauhofs sind immer draußen, aber werden oft verkannt, ihre Arbeit nicht gesehen“, erklärt Weyrich. So wie die Arbeiten in puncto Abwasser. Nach jedem Starkregen seien zwei Mitarbeiter allein damit beschäftigt, Gullys zu reinigen, Überläufe zu kontrollieren. „Eine wichtige Infrastruktur der Gemeinde, die man aber erst dann wahrnimmt, wenn es nicht mehr funktioniert. Die Wartung und Pflege ist so wichtig, bringt aber keine Anerkennung.“

Nach seinen vier Wochen beim Bauhof kann Christian Weyrich nun besser einschätzen, was hinter der Arbeit steckt, wie anstrengend sie sein kann. Die Fläche im Obstgarten ist mittlerweile fertig gepflastert, Maschinen und Werkzeuge verräumt. Jetzt noch alles beim Bauhof abladen und dann geht‘s weiter zur nächsten Baustelle.

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