Eine halbe Million Euro drüber
Kosten für neuen Kinderhort explodieren: So reagiert der Gemeinderat Oberbergkirchen
Eine halbe Million Euro über dem Budget. Der neue Kinderhort in Oberbergkirchen wird für die Gemeinde teurer als erwartet. So reagiert der Gemeinderat auf die neuen Zahlen.
Oberbergkirchen – In seiner jüngsten Sitzung beschäftigte sich der Oberbergkirchner Gemeinderat mit der technischen Gebäudeausstattung des neuen Kinderhortes. Trotz der Entscheidung für günstige Lösungen schoss die neue Kostenberechnung übers Ziel hinaus.
So wichtig ist ein Fettabscheider
Der Grund: Im neuen Kinderhort ist eine Zubereitungsküche für die Mittagsverpflegung der Hortkinder geplant. Aus den Erfahrungen im Haus der Kinder, wo täglich frisch gekocht wird, hat sich die Notwendigkeit eines Fettabscheiders ergeben, wie es dazu seitens der Verwaltung in der Gemeinderatssitzung hieß. Denn Fett im Abwasser könne sich an die Leitungen anlegen und diese verstopfen, was ein Freifräsen und entsprechende Kosten nach sich zieht. Doch auch der Fettabscheider verursacht laufende Entleerungs- und Wartungskosten.
Schon jetzt 75 bis 90 Mahlzeiten
Der Gemeinderat diskutierte darauf hin, ob denn überhaupt eine zweite Küche nötig sei. Gemeinderatsmitglied und Angestellte im Haus der Kinder Manuela Brenninger (UWG) erklärte die Empfehlung der Kita-Leitung zu einer zweiten Küche. Die Kapazitäten seien schon sehr ausgereizt, derzeit werden täglich 75 bis 90 Essen zubereitet, Tendenz steigend. Nach Fertigstellung des Kinderhorts werde mit weiterem Bedarf gerechnet. Würde das Essen zum Kinderhort transportiert werden, muss es warm gehalten werden, da es beim Servieren eine bestimmte Temperatur haben muss.
Die hohen Folgekosten sind jedoch nicht zu leugnen – nicht nur für die Technik, sondern auch für das doppelte Küchenpersonal. Die Gemeinderäte wollen prüfen lassen, ob die vorhandene Küche aufgerüstet und erweitert werden kann, zum Beispiel im Bereich der überdachten Terrasse.
Handlungsbedarf auch bei der Schmutzwasser-Pumpstation an der Schule
Darüber hinaus musste sich der Gemeinderat mit der Schmutzwasser-Pumpstation an der Schule beschäftigen. Diese kann nicht weiter verwendet werden, da das Erdgeschoss des Kinderhortes ein Stockwerk tiefer liegt. Hier wurde für einen Freigefällekanal nach Aubenham gestimmt. Dieser macht den Neubau von mehreren Pumpen überflüssig – da auch beim Tennisheim eine neue fällig gewesen wäre – und spart dadurch laufende Kosten.
Zustimmung für Photovoltaik-Anlage
Auch in Sachen Oberflächenwasser musste sich die Gemeinde Gedanken machen. Hier wird die alte Zisterne des Rathauses zum Einsatz kommen. Das gesammelte Wasser kann dann für die Bewässerung der Tennisplätze verwendet werden. Eine Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von bis zu 30 Kilowatt/peak (kWp) und einem Stromspeicher von circa 10 Kilowattstunden (kWh) wurde einstimmig abgesegnet. Die Kosten hierfür belaufen sich auf geschätzt 58.000 Euro.
Eine böse Überraschung gab es bei der dann aktualisierten Kostenberechnung für den Hort: Rund 4,3 Millionen Euro soll das Projekt kosten. Beim Zuwendungsantrag war man noch von Kosten in Höhe von 3,8 Millionen Euro ausgegangen. Die Gesamtkosten haben sich damit um 500.000 Euro erhöht.
Auch die Raumgröße auf dem Prüfstand
Den neuen Kostenberechnungen stimmte der Gemeinderat nicht zu. In Zusammenarbeit mit Architekt und Projektanten soll jetzt nach Einsparmöglichkeiten gesucht werden. Und die Suche danach läuft bereits, wie Bürgermeister Michael Hausperger (CSU) am Montagvormittag im Telefonat mitteilt. Zur Kostenexplosion teilt Hausperger mit, dass er schon mit Kostensteigerungen gerechnet habe: „Aber dass sie so stark ansteigen, das hatte ich nicht erwartet. Das treibt uns jetzt schon etwas um!“
Hausperger blickt auf die Kreisumlage
Nicht nur die Küche stehe auf dem Prüfstand. Man diskutiere darüber hinaus, ob die einzelnen Räume so groß werden müssen wie geplant, damit sie später auch als Klassenräume genutzt werden könnten. Dies sei alles ziemlich in die Zukunft gedacht, aber eben auch mit höheren Kosten verbunden. Das Problem, das Hausperger grundsätzlich sieht: Bei der Förderung für den Hort sei mit Pauschalbeträgen zu rechnen, alle Mehrkosten müsste die Gemeinde selbst zahlen.
Doch im Umgang mit den Gemeindefinanzen müsse man die gegenwärtige Situation mit im Blick haben, so Hausperger weiter. „Man muss schon schauen, was man sich leisten kann, denn die Zeiten werden nicht besser!“ Auch in der Gemeinde Oberbergkirchen dürfe man nicht den Blick auf die Konjunktur verlieren. „Gleichzeitig wissen wir nicht, wie sich die Kreisumlage weiter entwickelt im Hinblick auf das Defizit des Krankenhauses. Oder wie hoch die Gewerbesteuer zukünftig sein wird.“
Und die Zeit drängt
Hausperger hat auch die Kreditgeber im Blick. Denn eine Kinderbetreuungseinrichtung kann nicht alleine aus den Rücklagen bedient werden. „Die Kommunalkredite sind aktuell noch tragbar. Aber wenn die Einnahmen fehlen, dann ist die Bindung an Kredite schon ein Problem, weil die Dauer der Rückzahlung auf mehrere Jahre gestreckt werden muss.“
Doch die Zeit drängt: Eigentlich war der Plan, dass 2024 mit dem Bau des Horts begonnen wird. Zum neuen Schul- und Kindergartenjahr 2025 sollte die Einrichtung zur Verfügung stehen, wenn der Rechtsanspruch auf die Ganztagesbetreuung kommt. Und so werden jetzt viele Gespräche mit Planer und Architekten geführt, damit zeitnah Lösungen präsentiert werden können. „Erste konkrete Ergebnisse wird es schon zur November-Sitzung geben“, sagt Hausperger.