Friedhof am Johannesplatz?
Gebanntes Warten: Sanierungsarbeiten in Neumarkt-St. Veit könnten einige Überraschungen bereithalten
In den nächsten Wochen werden die Bauarbeiten auf dem Stadtplatz in Neumarkt-St. Veit fortgesetzt. Unter anderem steht die Sanierung des Johannesplatzes auf dem Plan, der auch archäologisch untersucht werden muss – und vielleicht Überraschungen birgt.
Neumarkt-St.Veit – Der Untergrund verbirgt vielleicht einige Überraschungen, unter anderem soll hier früher ein Friedhof gewesen sein.
Ein Kostentreiber der Sanierung stehe mit der Aufdeckung des ehemaligen Marktfriedhofes um St. Johann ins Haus, sagt SPD-Stadtrat Ulrich Geltinger.
Kostentreiber der Sanierung
„Hier wird ein Eingriff in ungestörte Bereiche unvermeidlich sein, was zur Eröffnung unzähliger Grablegen führen wird“, heißt es in seiner Stellungnahme zum Neumarkter Haushalt 2022.
Bürgermeister Erwin Baumgartner reagiert mit Unverständnis auf die Äußerungen Geltingers: „Die Szenarien mit unabwägbaren Kosten rund um die Johanneskirche sind unbestätigt, genauso wie im letzten Jahr die Behauptungen von Granitsteinen aus Kinderarbeit, und wir sind natürlich dabei, hier vernünftig zu arbeiten“.
Vor 250 Jahren: Ende des Marktfriedhofes
Nach Angaben des ehemaligen Stadtarchivars Walter Jani hat es um die Johanneskirche herum Grabstellen gegeben, das belegen Katasterpläne aus vergangenen Jahrhunderten. Der alte Marktfriedhof, der sich östlich um die Johanneskirche befunden hatte, ist nicht so bekannt.
Hinweise in alten Rechnungen
Nachweise finden sich in alten Rechnungen des Marktes. So wird 1714 der Schreiner Johann Köttwörth erwähnt, der ein neues Friedhofstürl gegen den Mesner hin bei Sankt Johann gemacht hat. Das Mesnerhaus befand sich in der heutigen Johannesstraße, gegenüber der Kirche.
Ebenfalls 1714 wurden Ausgaben zur Ausbesserung der Friedhofsmauer des Gotteshauses für Ziegelsteine, Kalk, Sand und des Mauerers und Taglöhners vermerkt.
Marktfriedhof kurz nach Gründung angelegt
Es ist gut möglich, dass der Marktfriedhof schon kurz nach der Marktgründung angelegt wurde. Der Vorgängerbau der Johanneskirche war, wie schon in der Gründungsurkunde von 1269 vermerkt, bereits vorhanden. Eine entsprechende Umgestaltung dürfte der Marktfriedhof in den Jahren 1430 bis 1480 erfahren haben, als die Kirche St. Johann von den Marktbürgern neu erbaut wurde.
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Das Ende des Marktfriedhofes liegt etwa 250 Jahre zurück, in einer Zeit wo auch die letzten Marktgräben verfüllt wurden. In den Jahren 1892 bis 1895 wurde im Marktbereich die erste Kanalisation und Pflasterung durchgeführt, so auch im Bereich des aufgelassenen Marktfriedhofs. Eine weitere Sanierung des Stadtplatzes erfolgte im Jahre 1977/78. Damals wurden keine archäologischen Untersuchungen durchgeführt, sodass heute nicht vorhergesagt werden kann, auf welche Funde die anstehenden Grabungen stoßen werden.
Mehrere Friedhöfe in der alten Stadt
Im Bereich der heutigen Stadt gab und gibt es aber mehrere Orte, an denen Menschen ihre letzte Ruhestätte fanden. Der bekannteste und heute noch genutzte ist nördlich der Kirche in St. Veit, wo schon die alten Benediktinermönche ihre Mitbrüder beerdigt haben. Aber auch Bewohner rund um das Kloster fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Vielleicht war das einer der Gründe, dass sich die Mönche bei der Erweiterung ihres Klosters um 1690 eine Mönchsgruft unterhalb der damals neuen Josefi-Kapelle einbauen ließen. Auch nach dem Ende des Klosters im Jahre 1802 stand der Friedhof für eine steigende Einwohnerzahl in der Pfarrei St. Veit zur Verfügung.
Erweiterung nach Osten notwendig
Dies hatte zur Folge, dass 1882 eine Erweiterung nach Osten hin notwendig wurde, außerdem erhielt der Gottesacker ein großes Kreuz und erstmals ein eigenes Leichenhaus. Das Leichenhaus wurde 1891 umgebaut und ein Jahr später Maria Fromberger und Anna Schütz als Leichenwärterinnen angestellt. 1913 wurde das Leichenhaus erweitert und eine östliche Zufahrt geschaffen, der Friedhofsumbau war damit abgeschlossen.
Trotzdem reichte dieser Ausbau des „alten Friedhofes“ wegen steigender Einwohnerzahlen in Neumarkt-St. Veit nicht aus. Deshalb wurde im Jahre 1947 ein neuer Friedhof auf dem sogenannten Taubenberg errichtet. Das Grundstück wurde vom bischöflichen Ordinariat kostenlos zur Verfügung gestellt, die Betreuung und Pflege obliegt der Stadt.
1913 ist der Umbau beendet
Eine heute größtenteils unbekannte Begräbnisstätte befindet sich rund um das Lorenzi-Kirchlein bei Kindhofen. Dort wurden die Pestopfer und zum Tode verurteilte Täter verscharrt. Neumarkt hatte über Jahrhunderte ein Gericht, das bis zur Verhängung der Todesstrafe urteilen durfte. Die schon 1495 erwähnte „alte Köpfstatt am Taubenberg“ und der Galgenberg (heute Georgisiedlung) waren die Hinrichtungsorte.
