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Feuerlöschen einst und heute

Neumarkt: Erklärung für alte Mauerreste und hölzerne Wasserleitungen im Stadtplatz

Im Sommer 2021 wurden die Wasserreserve am unteren Marktbrunnen bei Ausgrabungen freigelegt.
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Im Sommer 2021 wurden die Wasserreserve am unteren Marktbrunnen bei Ausgrabungen freigelegt.

Einige Rätsel hatten die Mauerreste und hölzernen Wasserleitungen aufgegeben, die bei den archäologischen Ausgrabungen im September 2021 im Stadtplatz gefunden wurden. Die Erklärung dafür fand sich schließlich in der Entwicklung des örtlichen Feuerlöschwesen im 19. Jahrhundert.

Neumarkt-St. Veit – Vor 1800 waren die technischen Möglichkeiten ein Feuer zu löschen äußerst bescheiden, denn leistungsfähige Pumpen gab es noch nicht. Bei einem Brand am Marktplatz bildeten die männlichen Bewohner Menschenketten, schöpften mittels Ledereimern das Löschwasser aus den Brunnen und gaben es dann weiter bis zum Brandherd.

Auf einer Inventarliste der Feuer-Requisiten von Neumarkt aus dem Jahre 1742 steht zu lesen: „77 lederne Wassereimer, zwei große eichene Feuerkübel oder Eimer auf einer Schleifen, sechs doppelte Feuerleitern, fünf einfache Leitern, 20 Wasserschapfer, 17 hölzerne Feuereimer und 13 Feuerblatschen“. Erst 50 Jahre später erscheinen neben den genannten Geräten erstmals einfache Feuerspritzen.

Gründung der Freiwilligen Feuerwehr

Am 28. April 1841 wurde der Marktplatz von Neumarkt von einem Großbrand heimgesucht, der in der westlichen Häuserzeile in wenigen Stunden sieben Häuser in Schutt und Asche legte. Nach diesem verheerenden Brand beschloss der Marktrat, unter der Führung von Bürgermeister Anton Jaud, moderne Feuerspritzen zu beschaffen. Diese neuartigen Löschmaschinen hatten eine erheblich höhere Förderleistung und so begann man 1858 im Marktplatz Wasserreserven an den vorhandenen Brunnen zu bauen. Zuerst wurde der mittlere Brunnen in Höhe des Hauses Nummer 15 (heute I.G. Weindl) mit einem Wasserbecken in den Maßen von etwa fünf Meter Länge, drei Meter Breite und eineinhalb Meter Tiefe ausgestattet. Danach erfolgte der Bau beim südlichen und nördlichen gelegenen Marktbrunnen.

Um eine weitere Steigerung zu erreichen, wurden diese Wasserreserven mit einem Kanal verbunden, der bei Bedarf zusätzlich Wasser liefern kann. 1867 wurde das „Freiwillige Feuerwehrcorps Neumarkt an der Rott“ aus der Taufe gehoben und weitere Anschaffungen getätigt. Bis zur Inbetriebnahme der zentralen Wasserversorgung blieben diese Wasserreserven für die Brandbekämpfung von herausragender Bedeutung.

Die Entwicklung der Löschmaschinen schritt um die Jahrhundertwende voran. Die vier in Neumarkt eingesetzten Spritzen waren noch Muskel betrieben, eine weitere Modernisierung wie von der Feuerwehrführung und vom Bürgermeister Einmayr vorgeschlagen, scheiterte zunächst am Veto des Marktrates.

Der Wunsch der hiesigen Floriansjünger war die Beschaffung einer Dampflöschmaschine, der für damals 5000 Mark im Jahre 1911 in Erfüllung ging. Am 23. April des Jahres wurde eine öffentliche Übung am Marktplatz angesetzt, in der die Leistungsfähigkeit der neuen Maschine aber auch der Wasserreserve allen Bürgern demonstriert werden soll. Mehr als 30 Jahre lang war diese Dampfspritze das Paradestück der Neumarkter Wehr. Erst der Zweite Weltkrieg beendete ihr Dasein, als sie wegen ihres großen Messinggewichts eingezogen und anschließend dem Schmelzofen zugeführt wurde. Im Jahre 1927 erfolgte die Beschaffung der ersten Motorspritze für die Feuerwehr Neumarkt. Die Leistungsfähigkeit der neuen Motorspritze der Firma Magirus wurde, wie schon 1911 bei der Dampflöschmaschine, am Kirchturm der Marktkirche erprobt. Der Test war sehr erfolgreich und ein gebündelter Wasserstrahl vom Boden aus schoss hinauf bis zur Kirchturmspitze.

Dampflöschmaschine um 1900.

Alle Häuser sind angeschlossen

Die Ablösung der alten Löschwasserreserve erfolgte dann Stück für Stück ab dem Jahre 1928, als die erste zentrale Wasserversorgung in Neumarkt an der Rott in Betrieb genommen wurde. Die neu erstellten 41 Wasserhydranten übernahmen die Wasserbereitstellung und verbesserten die Schlagkraft der Neumarkter Feuerwehr. Alle Häuser im Marktplatz wurden an diese Wasserversorgung angeschlossen. Die alten Marktbrunnen und die Wasserreserven hatten ausgedient und wurden Mitte des Jahres 1929 außer Betrieb genommen. Die oberirdischen Brunnen wurden Teil des historischen Marktplatzes. Die alten Wasserreserven verschwanden im Untergrund, wo sie bei den archäologischen Ausgrabungsarbeiten 2021, für kurze Zeit, wieder ans Tageslicht kamen.

Der Neumarkter Anzeiger berichtet 1911 über die neue Dampflöschmaschine

„Die Sensation des gestrigen Sonntags bildete die Probe der von den Gebrüdern Bergmiller Regensburg von der hiesigen Feuerwehr käuflich erworbenen Dampf-Feuerspritze.

Die gesamte Feuerwehr mit ihrem reichen Geräte-Fundus hatte mittags 1 Uhr am Marktplatze Aufstellung genommen, als das Signal zum Angriff ertönte, das Manöver-Objekt bildete die Marktkirche St. Johann. Spritzen und Steigleitern begannen den Angriff, die Dampfspritze wurde unter Feuer gesetzt.

In etwa fünf Minuten gaben die beim Fruhmann-Brunnen aufgestellten alten Feuerspritzen Wasser, die Steiger-Männer gingen dem angedeuteten Ziel scharf zu Leibe, den Marktplatz erfüllte dichter, von dem Dampfkesselfeuer verursachter Rauch, einige Hüte und Gewänder der dicht herandrängenden Zivilisten bekamen Rauchfangfunken-Löcher, nach Umfluss von etwa 16 Minuten rauschte es von der oberen Markt-Brunnenreserve mächtig heran, die Dampfmaschine funktionierte und gab in einem eigenen und stärkeren Rohr und zwei angegabelten Normalschläuchen Wasser, das nun in drei Rohren in hohen Strahl Kirche und Turm umspülte. Die übrigen Spritzen stellten ihre Tätigkeit ein, der „Dampf“ arbeitete selbstständig. Nach diesem Manöver gab man noch Wasser mit der Dampfspritze direkt vom Fußboden aus durch das sogenannte Standrohr. In dickem Strahl sauste das Nass bis zur Kuppel des Turmes empor, die Leistungsprobe war glänzend bestanden.“

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