Bulldog in Neumarkt-St. Veit saniert
Uropas Bulldog läuft wieder: Dieser Teenager hat das Gefährt nach 60 Jahren Dornröschenschlaf aufgepeppt
Im hintersten Eck des Anwesens in Elsenbach fristete der alte Schlepper ein jämmerliches Dasein, bis sich Jakob Pichler des ersten Bulldogs seines Urgroßvaters annahm. Er hat nicht nur die erste Probefahrt bestanden - und so sieht das Schmuckstück jetzt aus.
Neumarkt-St. Veit – Jakobs Urgroßvater Georg war Landwirt, der, wie es damals üblich war, sowohl Ackerbau als auch Viehwirtschaft betrieb. Zudem führte er in seinem mittelfränkischen Heimatdorf zusammen mit der Ehefrau Susanne den Dorfgasthof, den er auch mit den Produkten seiner Metzgerei belieferte, denn Metzger war er auch.
Als erster einen Bulldog im Dorf
Sein Fleiß und auch seine Offenheit für Neues brachten ihm einen gewissen Wohlstand ein. Und weil sein Arbeitsgaul Maxl nicht alle schweren Erntewagen vom Feld heimziehen sollte, kaufte er als, wohl einer der Ersten in seinem Dorf, einen Traktor. Das war im Jahr 1954, und das Modell war ein „Kramer“ mit demselben Baujahr.
Ein neuer Schlepper als Dorf-Sensation
Für das Dorf war das zunächst eine Sensation, was viel Bewunderung auslöste. Aber die elf Pferdestärken, die in dem Leichtmodell steckten, ließen den „Kramer“ in manchen Situationen wie ein Spielzeug aussehen. Bereits zwei Jahre später hatte der erste Schlepper ausgedient. Auf den Hof kam ein neuer, stärkerer Bulldog, und das Modell „Kramer KL 11 PS“ erhielt einen Platz, ganz, ganz hinten in einer der Remisen des Anwesens.
Der Sohn des Urgroßvaters, Jakobs Opa, erlernte nicht den Beruf des Landwirts, aber dessen beide Töchter fanden Gefallen an dem Anwesen ihrer Großeltern. Solange dort gewirtschaftet wurde, halfen sie, wo sie nur konnten. Selbst nachdem Heike, Jakobs Mutter, vor rund 20 Jahren Hans Pichler im oberbayerischen Elsenbach geheiratet hatte, fuhr sie fast jedes Wochenende zum Großvater und half mit ihrer Zwillingsschwester Birgit in der Landwirtschaft und im Gasthaus. Öfter nahm sie dann auch die Kinder mit in ihr altes Heimatdorf.
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Für den kleinen Jakob waren im Hof die Scheunen und die Geräteschuppen ein Paradies. Er schlich sich in die Räume und kletterte an Leiterwagen, Leitern, Mähmaschinen und anderen Geräten herum.
Als nun der Uropa in den längst fälligen Ruhestand ging, dachten die beiden Enkelinnen daran, den alten „Fuhrpark“ des Anwesens aufzulösen. Und da kommt nun Jakobs Vater Hans Pichler ins Spiel. Er machte Jakob auf den verrosteten Bulldog aufmerksam und versprach, ihm beim Herrichten zu helfen.
Aus der hintersten Ecke der Scheune geholt
Der „Kramer“ wurde aus der hintersten Ecke der Scheune hervorgeholt, auf einen Hänger verladen und in der Werkstatt in Elsenbach wieder auf Vordermann gebracht. Es kostete meinen Opa schon einige Tränen, sich von seinem ersten Schlepper zu trennen.“, erzählt Mama Heike. „Aber für seinen Urenkel gab er ihn doch gerne her.“
„Ersatzteile brauchten wir fast gar keine. Eine Glühkerze war beschädigt und musste ersetzt werden“, erzählte Jakob. „Aber fast eineinhalb Jahre schleifen und reinigen musste ich schon.“ Neue Reifen hat er dem alten Fahrzeug auch aufgezogen. Aber sonst ist noch alles original.
Endlich auch den Führerschein
Bereits im Mai 2021 hatte Jakob das Fahrzeug wieder durch den TÜV gebracht und Papa Hans machte die erste Jungfernfahrt mit Familie in die Stadt. Seit 4. April hat Jakob selbst den Führerschein und die ersten Fahrten erfolgreich durchgeführt.
Und jetzt, wo Jakob mit seiner Schule fertig ist, hat er auch schon eine Lehrstelle in Neumarkt-St. Veit; als Landmaschinenmechatroniker.

