Jahrzehntelang freier Mitarbeiter
Urgestein des Neumarkter Anzeigers sagt leise Servus: Siegi Huber (84) legt den Stift zur Seite
Es war irgendwann im Jahr 1976. Siegfried Huber sollte eine Geschichte über Karl Giesdorf schreiben und dessen Brieftaubenzucht. Es war sein erster Artikel für den Neumarkter Anzeiger. Tausende sollten folgen. Doch jetzt soll Schluss sein: An seinem 84. Geburtstag legt „hus“ den Stift zur Seite.
Neumarkt-St. Veit – „Huber“ klingt es auf der anderen Seite des Telefons. Immer parat, als wollte Siegfried Huber im nächsten Atemzug gleich fragen, wohin es denn gehen soll. Seit 1976 schreibt der Neumarkt-St. Veiter für den Neumarkter Anzeiger. Stets zuverlässig, auch wenn es mal schnell gehen sollte. Oder wenn er kurzfristig einspringen sollte. Auf diese Weise sind in den vergangenen 48 Jahren Tausende Artikel entstanden, stets versehen mit seinem Kürzel „hus“.
Archivar, Politiker, Schreiberling
Von der bloßen Vereinsankündigung über Berichte aus Jahreshauptversammlung und wichtigen Sitzungen der Stadtratsgremien bis hin zu sportlichen Ereignissen. Man kann sagen, der Huber Siegi ist ein Tausendsassa. Ein nimmermüder Neumarkter, der stets neugierig die Ereignisse in seinem geliebten Heimatort im Blick hatte und auch in fast fünf Jahrzehnten den einen oder anderen Tipp für eine besondere Geschichte der Redaktion in Mühldorf gegeben hat.
Jetzt soll Schluss sein, sagt der Pensionist. Mit seinem 84. Lebensjahr, das er am Dienstag, 16. April, begeht, will er auch Stift und Zettel zur Seite legen. Es ist genug, meint der Vereinsmensch, der trotz der vielen Schreiberei immer noch Zeit übrig hatte, um sich in seinem Heimatort ehrenamtlich zu engagieren. Vielleicht war es aber auch genau dieses Engagement, das den Siegi so unverzichtbar gemacht hat für die Zeitung. „Bleib do“, rief er noch ins Telefon, obwohl das Gespräch schon beendet schien. Und dann erzählte, in welcher Sache man vielleicht nachhaken könnte, wo etwas im Argen sein könnte im schönen Neumarkt-St. Veit.
Die Vereine waren ihm immer ein wichtiges Anliegen
Wobei: Siegi Huber war als Berichterstatter niemand, der jemanden ins Bockshorn jagen wollte. Ihm war es wichtig, das Engagement der ehemals über 60 Vereine in der Rottstadt ins richtige Licht zu rücken. Und das tat er mit viel Herzblut. Wenn er etwa als ehrenamtlicher Mitarbeiter des Neumarkter Stadtarchivs alte Bücher wälzte, Zeitungsberichte durchforstete oder in Vereinschroniken stöberte, wenn ein besonderes Jubiläum anstand und er so seinen Beitrag für die Festschrift geliefert hat.
Das Stadtarchiv war lange Zeit das Steckenpferd des Neumarkters. Seit 1998 arbeitete er dort ehrenamtlich mit, bis zu seiner Verabschiedung 2018. Er selbst war fast fünf Jahrzehnte lang Wanderer-Vorstand, organisierte insgesamt 40 Volkswandertage in Neumarkt-St. Veit. Jahrelang organisierte Huber die Pressearbeit für den TSV Neumarkt-St. Veit, sorgte dafür, dass die sportlichen Erfolge im OVB platziert werden. Er ist Ehrenmitglied bei der Rottalia, seit 1958 Mitglied beim Alpenverein. Er war auch im Kirchenchor aktiv.
24 Jahre lang auch als Stadtrat sehr geschätzt
Auch politisch ist Siegi Huber von jeher stark interessiert. 24 Jahre lang, von 1978 bis 2002, gehörte Siegfried Huber auch dem Neumarkt-St. Veiter Stadtrat an. Das CSU-Mitglied war viele Jahre Jugend- und Sportreferent, Fraktionssprecher und Vorsitzende der CSU-Fraktion.
Am 16. April 1940 kam Siegfried Huber auf die Welt, er wuchs mit zwei Geschwistern auf, besuchte die Schule in Neumarkt-St. Veit und absolvierte dann bei der Post seine Ausbildung. Ihr hielt er die Treue bis zu seiner Pensionierung 1998. 1962 heiratete Siegi Huber seine Franziska, zwei Kinder waren der Ehe beschieden, zwei Enkel sind sein ganzer Stolz.
Corona hat dem Berichterstatter zugesetzt
In den vergangenen Jahren ließ es Siegi Huber ruhiger angehen. Ein Grund: Die Corona-Pandemie hat das Vereinsleben eingefroren, damit war auch die Berichterstattung lange Zeit auf Eis gelegt. Jetzt sieht er die richtige Zeit gekommen, um den Stift komplett wegzulegen. Er wirkt zufrieden, berichtet stolz, dass seine Enkelin gerade mitten im Abitur steckt und beginnt dann zu sinnieren, worauf es im Leben ankommt. „Garteln und Spazierengehen“, fällt ihm spontan ein. „Und miteinander alt werden“, sagt er schließlich mit Blick auf seine Frau Franziska, die ihm in all den Jahren eine wichtige Stütze war.


