Münchner zieht es in den Landkreis
Erbarmen – die Münchner kommen? Das sagen Mühldorfer zum Bevölkerungs-Wachstum
Der Landkreis Mühldorf hat seinen Bürgern viel zu bieten. Das sehen auch Großstädter so und daher könnte sich die Zahl der Einwohner in den nächsten 15 Jahren um 15.000 erhöhen. Was Einheimische von diesen Aussichten halten.
Mühldorf – Die Bertelsmann Stiftung hat vor wenigen Tagen einen Länderbericht vorgelegt, in dem sie die Bevölkerungsentwicklung in Bayern bis ins Jahr 2040 berechnet. Ein Ergebnis dieser Untersuchung: Für den Landkreis Mühldorf am Inn ist ein Zuwachs an Einwohnern von über 10 Prozent zu erwarten.
So massiv wächst kein anderer Landkreis
Der genau ermittelte Wert wird mit einem Einwohnerzuwachs von 11,5 Prozent angegeben, von 116.500 Bürgern im Jahr 2020 auf 129.900 Einwohner in 2040. Das ist die höchste prognostizierte Steigerung in ganz Bayern. Zum Vergleich die Nachbarlandkreise: Altötting soll um 8.1 Prozent wachsen, Landshut um 9,3, Traunstein um 7,3, Erding um 9,1, Rottal-Inn nur um 4,6.
Dem Landkreis München wird ein Zuwachs von nur 4 Prozent vorausgesagt, der kreisfreien Stadt München sogar nur von 0,8 Prozent. Könnte gut sein, dass das daran liegt, dass die Münchner sich nach Wohnraum auch im Landkreis Mühldorf umsehen. Vielleicht kann sich mancher aus der Landeshauptstadt auch noch an die Werbeaktion „Ich war ein Münchner“ erinnern, mit der ein Mühldorfer Verein auf großen Plakaten um Zuzug aus München warb. Eine Aktion, die auch in überregionalen Medien für Aufsehen sorgte.
Mühldorfs Landrat Max Heimerl (CSU) erklärt sich die aktuelle Attraktivität seines Landkreises mit den „vergleichsweise noch moderaten Mieten und Immobilienpreisen“, der Fertigstellung der A94, der „sehr guten Bahnanbindung“ und dem Hightech-Standort mit vielen mittelständischen Unternehmen. Nicht zuletzt habe die Region einen hohen Freizeitwert. Walter Spielmann (53) ist seit 1997 Immobilienmakler im Kreis Mühldorf und sagt, die Nachfrage nach Mietobjekten sei hier sehr hoch: „Wir haben fast schon Münchner Verhältnisse.“
Was Einheimische vom Zuzug von Münchnern in „ihren“ Landkreis Mühldorf halten, hat OVB auf dem Mühldorfer Stadtplatz erfragt:
„Es ist verständlich, dass Leute aus der Großstadt wegziehen möchten. Die Autobahn macht es möglich, in München zu arbeiten und in Mühldorf zu wohnen. Wir bieten hier einen ländlichen Charakter und trotzdem gibt es alles, was man zum Leben braucht. Und familienfreundlich ist die Stadt außerdem.“
„Ich sehe dem Zuzug der Münchner eigentlich positiv entgegen. Vielleicht wird die Geschäftswelt dadurch weiter angekurbelt. Meine Hoffnung ist auch, dass endlich ein Parkhaus entsteht. Das alte Hallenbad gehört abgerissen. Es soll ein neues, modernes Hallenbad neben dem Freibad entstehen, das wäre zeitgemäß.“
„Ich würde den Zuzug nicht komplett blockieren, aber dennoch beschränken. Die Einheimischen sollen auch weiterhin erschwingliche Wohnungen oder Häuser bauen beziehungsweise kaufen können. Wahrscheinlich steigen insgesamt die Immobilienpreise. Mühldorf hat viel zu bieten, eine wunderschöne Altstadt und ein ländliches Umfeld.“
„Ich sehe durch den angekündigten Bevölkerungszuwachs Verkehrsprobleme auf uns zukommen, es sei denn, der zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke München-Mühldorf kommt ins Rollen. Mühldorf an sich ist durchaus attraktiv. Wir sind in vielen Bereichen gut aufgestellt, auch was das Einkaufen anbelangt.“
„Die Immobilien- und auch die Mietpreise werden wahrscheinlich steigen. Da denke ich an die Rentner, die sich immer höher werdende Mieten wohl kaum leisten können. Die Großstädter, die mit wenig Grün leben müssen, zieht es nun aufs Land. Und bis jetzt sind unsere Immobilienpreise für die Münchner sogar noch ein Schnäppchen.“
„Vermutlich wirkt es sich positiv aus, wenn junge Leute und Familien mit Kindern nach Mühldorf ziehen. Denn meiner Ansicht nach sind wir eher ein alternder Landkreis. Dass unsere Stadt gefragt ist, liegt bestimmt auch an der Zugverbindung. Außerdem sind bei uns die Preise für den Lebensunterhalt durchaus noch erschwinglich.“






