Not auch auf dem Land
Neue Tafel in Neumarkt-St. Veit: So helfen Ehrenamtliche Bedürftigen
Auch in Neumarkt-St. Veit gibt es Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind. Das zeigte sich, als die Tafel eine erste Ausgabestelle eingerichtet hat. Jetzt ist die Ausgabestelle auf ganz neue Füße gestellt worden.
Neumarkt-St. Veit – Es gibt sie auch in Neumarkt-St. Veit; Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind. Die genaue Zahl ist nicht bekannt, aber es sind so viele, dass es sich lohnen würde, auch in Neumarkt-St. Veit eine Tafel ins Leben zu rufen. Das dachte sich Gretl Altmann, die früher bei der Tafel in Mühldorf mitgeholfen hatte. Sie hat in Neumarkt-St. Veit eine Ausgabestelle der Mühldorfer Tafel initiiert.
Rund 25 Personen haben zu Beginn die erste Ausgabestelle im „Quer durchs Beet“ genutzt, mittlerweile ist die Zahl auf rund 80 angewachsen. Deshalb ist die Tafel jetzt auch in größere Räume umgezogen.
11 Millionen Tonen Lebensmittel werden jährlich in Deutschland weggeworfen
Jeden Tag werden in Deutschland rund 20 Prozent aller Lebensmittel weggeworfen. Nicht, weil sie verdorben sind, sondern weil sie den Lebensmittelbestimmungen, den EU-Normen oder der Konsumentennachfrage nicht entsprechen. Das sind Jahr für Jahr rund elf Millionen Tonnen, sagt Detlev Künzel, der Leiter der Mühldorfer Tafel bei der Eröffnung der Tafel-Zweigstelle in Neumarkt-St. Veit. Lediglich 265.000 Tonnen können von den Tafeln in Deutschland gerettet werden.
Gretl Altmann überzeugte Künzel, dass die Mühldorfer Tafel in Neumarkt-St. Veit eine Ausgabestelle bekommen soll. Künzel weiß aus Erfahrung, dass auch Neumarkter zur Tafel nach Mühldorf kommen. „Die Ausgabestelle sorgt für mehr Kundennähe und entlastet Mühldorf“, so der Leiter der Mühldorfer Tafel.
Doch damit war es natürlich nicht getan. Jetzt mussten Helfer gefunden werden, die bei der Ausgabe der Waren sowie als Fahrer aktiv werden wollen. „Ich habe im Kopf eine Liste mit Menschen gehabt, die ich ansprechen wollte“, erinnert sich Gretl Altmann. Dann wurde ein Treffen organisiert und „alle waren begeistert“.
Zehn Mitarbeiter hatte Gretl Altmann zum Start, darunter auch Tochter Claudia Garbe und Sohn Bernhard Altmann, der als Fahrer aktiv ist. Mittlerweile sind es schon 20 Helfer, die ehrenamtlich bei der Tafel mitarbeiten, verriet Detlef Künzel, als er die Geschichte der Mühldorfer Tafel noch einmal kurz Revue passieren ließ. Durch das Engagement von Gretl Altmann, aber auch Pfarrer Josef Eisenmann, sei man in der Lage gewesen, alle Wartelisten abzuarbeiten und den Aufnahmestopp für die Mühldorfer Tafel wieder aufzuheben.
Erste Ausgabestelle im „Quer durchs Beet“
Bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten half Sandra Prieschl von „Quer durchs Beet“, die für die Tafel die Rückseite ihres Ladens zur Verfügung stellte. „Es war wichtig, dass wir eine Ausgabestelle finden, die mitten in Neumarkt-St. Veit ist, wo jeder Bedürftige leicht hinkommen kann“, beschreibt es Claudia Garbe. Und für Sandra Prieschl war es eine Herzensangelegenheit. Sie ist sowieso seit Jahren Lebensmittelspenderin und hatte signalisiert, dass sie sich auch eine ehrenamtliche Mitarbeit vorstellen könnte.
Und so konnte man im Frühjahr loslegen. Einmal alle vier Wochen, hatten Bedürftige die Möglichkeit, sich im „Quer durchs Beet“ für einen geringen Obolus mit Lebensmittel einzudecken. Das Neumarkter Team sammelt vorher die Lebensmittel bei den Spendern ein und bringt sie nach Mühldorf. Dort werden passende Kisten für Mühldorf und Neumarkt-St. Veit zusammengestellt. „Die Zahl war größer, als wir erwartet hatten, wir hatten etwa mit 40 Kunden gerechnet“, sagt Detlev Künzel.
Die starke Nachfrage hatte die Ausgabestelle dann auch schnell an ihre Grenze gebracht und so musste sich das Tafel-Team nach einer größeren Ausgabestelle umschauen, was sich einigermaßen schwierig gestaltete. „Wir haben vieles angeschaut, aber es ist nicht einfach, Räume zu finden, die einigermaßen zentral sind“, sagt Gretl Altmann. Letztlich half ihnen der Zufall. „Beim Elektro Frenzel haben sie uns den Tipp gegeben, dass der Vermieter der ehemaligen Taste-Bar Nachmieter sucht. Bei einem Gespräch mit Markus Huber sind wir uns dann schnell einig geworden“, erzählt Gretl Altmann. Die Räume wurden schön hergerichtet und ab sofort findet die Ausgabe der Lebensmittel für Bedürftige am Johannesplatz statt. Dort ist auch ein zusätzlicher Raum, wo preiswerte gebrauchte Kleidung angeboten wird.
Tafel ist eine wichtige Einrichtung
Für Landrat Max Heimerl ist die Tafel eine ganz wichtige Einrichtung: „Es ist schade, dass es sie geben muss, aber es ist schön, dass es sie gibt“, meinte er bei der Eröffnung in den neuen Räumen am Johannesplatz in den ehemaligen Räumen der Bar „Taste“. Er sieht die Tafel auch gleichzeitig als Anlaufstelle für Menschen, die keine oder nur wenige soziale Kontakte haben. Das sieht auch Pfarrer Eisenmann so, der der Tafel den kirchlichen Segen gab: „Die Tafel ist eine Lichtquelle für Menschen, die im Schatten leben müssen“.
Hilfe kommt von der Stadt: „Die Nutzerzahlen der Tafel haben uns überrascht und es zeigt uns die Notwendigkeit, die Tafel mit einem Zuschuss zu unterstützen“, beschreibt Bürgermeister Erwin Baumgartner die Entscheidung des Stadtrates, die Tafel mit einem finanziellen Obolus zu unterstützen.


