Mit Brezen für Caneva hat alles angefangen
20 Jahre Neumarkter „Breznbäcker“: Starker Einsatz für die Schwachen
Die „Breznbäcker“ gehören zum Weihnachtsgarten im Krabbegarten einfach dazu. Was als Überraschung für die Partnerstadt Caneva begonnen hatte, hat sich zu einem wunderbaren Projekt entwickelt, von dem viele Menschen profitieren. Was die „Breznbäcker“ seit 20 Jahren machen, lesen sie hier.
Neumarkt-St. Veit – Über dem Weihnachtsgarten im Krabbegarten liegt der Duft von Weihnachten. Am Stand der „Breznbäcker“ köcheln Glühwein und Kinderpunsch, im Holzofen lodern die Flammen für den Elsässer Flammkuchen und auch das Bier steht schon kühl. Reiner Vetter (65) aus Oberbergkirchen, Robert Lächele (61) aus Neumarkt-St. Veit, Irene Jeschke (61) aus Egglkofen und ihr Team sind schon seit Tagen richtig aktiv.
„Breznbäcker“ machen sich für gute Sache stark
Dabei startete ihre weihnachtliche Mission bereits am Dienstag. Da übergaben Vetter, Lächele und Jeschke der Mühldorfer Tafel eine Spende von 1000 Euro. Seit mehr als 20 Jahren machen sich die „Breznbäcker“ für die gute Sache stark. Etwa 20.000 Euro kamen bisher zusammen. Geld, mit dem sie vielen bedürftigen Menschen helfen konnten.
Aus fixer Idee wurde ein Hilfsprojekt
Die Entstehung der „Breznbäcker“ ist genauso legendär wie ihr herzhafter Elässer Flammkuchen, der sich im Weihnachtsgarten stets großer Beliebtheit erfreut. Begonnen hatte alles in Caneva, der italienischen Partnergemeinde von Neumarkt-St. Veit. Im Jahr 2003 fragte Bürgermeister Erwin Baumgartner den Elsass Bäcker Toni Jung, ob er in Caneva Brezen backen könnte. Eine tolle Idee, fand Jung, doch nicht so einfach umsetzbar. Schließlich brauchte man auch Leute, die die Brezen backten und nach Caneva transportierten. Jung erzählte Robert Lächele und seinem Kumpel Emil Steinbach von der Idee. Sie trommelten ein paar Freunde zusammen und machten sich mit 3300 Brezen auf den Weg nach Italien. Dort backten sie in einer kleinen Dorfbäckerei ihre bayrischen Brezen und vertieften so die deutsch-italienische Freundschaft.
Wieder zu Hause kam Jung der Gedanke „Warum gründen wir nicht einen Verein?“ und so wurden die „Breznbäcker“ aus der Taufe gehoben. Brezen haben sie zwar nur einmal gebacken, doch ihren Namen, die „Breznbäcker“ tragen sie weiter in Ehren.
„Breznbäcker“ sind mittlerweile 50 Mitglieder
Bei ihrer Gründung waren sie zu siebt, heute sind es 50 Mitglieder. Alle packen mit an, so auch die Söhne, Töchter und Ehepartner der Gründungsmitglieder. So gibt es an ihrem Stand das Innbräu Bier von Reiner Vetters Sohn Max. Mit dabei ist auch Robert Lächeles Sohn Michael, von der gleichnamigen Gärtnerei. Das Ziel der „Breznbäcker“ ist nicht nur, Groß und Klein die Vorweihnachtszeit zu versüßen, sondern auch Spenden für ihre Hilfsprojekte zu sammeln. Damit unterstützen sie Bedürftige oder Hilfseinrichtungen, wie aktuell die Tafel in Mühldorf. Schließlich gibt es Armut, Obdachlosigkeit, Leid und Elend auch im Landkreis Mühldorf.
Verkaufserlöse werden immer für guten Zweck gespendet
Als die „Breznbäcker“ vor 20 Jahren auf dem Christkindlmarkt in Neumarkt-St. Veit starteten, verkauften sie 150 Flammkuchen. Heute sind es mehr als 500. Die „Breznbäcker“ machen dabei alles von Hand, die spezielle Rezeptur der feinen Flammkuchen-Creme kennt nur Reiner Vetter. „Für uns war schon von Anfang an klar, dass wir den Erlös von unserem Christkindlmarkt dem guten Zweck spenden“, erzählen sie.
Die Liste ihrer Hilfsprojekte ist lang. Unter anderem trug ihre Spende dazu bei, dass ein 17-jähriger beinamputierter Junge aus der Republik Moldau eine Prothese bekam. Dem beinamputierten Neumarkter Kunstmaler Heribert „Bubi“ Segl verhalfen sie zu einem elektrischen Rollstuhl. Auch der Haunerschen Kinderklinik in München machten sie mit ihrer Spende eine Freude. Zweimal unterstützen sie eine Schule in Afrika und fünf Jahre lang spendeten sie an sieben Kinder in Afrika für deren Schulbildung.
„Breznbäcker“ unterstützen Bedürftige vor Ort
Irgendwann wurde den Mitgliedern der „Breznbäcker“ jedoch klar, dass Hilfe im eigenen Land ebenfalls dringend notwendig ist. Deshalb machen sie sich für die Menschen in ihrer Heimat stark. Sie sorgten unter anderem dafür, dass ein armes, älteres Ehepaar einen Ofen und Heizmaterial bekam. Einem älteren Herrn in einer ähnlichen Situation haben sie ebenfalls geholfen. Drei erstgeborenen Kinder im Stadtgebiet, die neun Monate nach dem Christkindlmarkt geboren wurden, bekamen jeweils ein Sparbuch.
Armut in Deutschland
Laut Statistischem Bundesamt gab es im Jahr 2022 in Deutschland 17,3 Millionen Menschen, die von Armut betroffen sind. Die Dunkelziffer ist weitaus höher, weil Betroffene sich schämen, ihre katastrophale Lebenssituation offenzulegen. 14,7 Prozent der Bevölkerung waren armutsgefährdet, 6,1 Prozent waren von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen, 9,7 Prozent der Menschen lebten in einem Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung; Tendenz steigend.
Die fleißigen „Breznbäcker“ zeichnet nicht nur ihr Engagement aus, sondern auch, dass sie ihre Augen nicht verschließen, sondern da aktiv werden, wo andere wegschauen. Über Hilfe und Unterstützung sind jedoch auch sie selbst sehr dankbar, denn desto mehr Spenden sie sammeln können, umso mehr können sie Bedürftigen helfen. Dazu kommt, dass auch sie selbst sich über ehrenamtliche Helfer sehr freuen würden, die gemeinsam mit ihnen an ihrem Stand auf dem Christkindlmarkt mitanpacken.