Seit 44 Jahren keine Kreismeisterschaft verpasst
Burgl Deppe – ein unermüdlicher Kämpfer für „das königliche Spiel“
Es gilt als königliches Spiel: Schach. Burkhard Deppe aus der Gemeinde Lohkirchen spielt Schach seit dem 14. Lebensjahr. Seit 44 Jahren hat er keine Kreismeisterschaft verpasst. Was das mit Pegasus, dem geflügelten Pferd aus der griechischen Mythologie, zu tun hat.
Neumarkt-St. Veit/Lohkirchen – Der Vater von Burkhard Deppe lernte seinem Sohn bereits im Kindesalter das Schachspielen. Mit besonders einprägsamen Figuren auf einem Brett aus Stroh, das seine Mutter zu 64 hell- und dunkelbraunen Feldern gebügelt hatte. Bereits 1981 schloss er sich – damals war er 14 Jahre alt – dem Schachclub Mühldorf an, dem er bis 1987 angehörte. Gleichzeitig animierte er Freunde in seinem Heimatdorf Brodfurth, diesen Denksport zu erlernen und immer besser zu spielen.
Die ersten Schachbretter wurden selbst geschreinert
Dazu traf er sich häufig mit ihnen im Landgasthaus Holzkarrer im Ortsteil Irlau. Seine Freunde schreinerten Holzbretter und einen Schrank, in dem sie im Lokal ihre wachsende Zahl an Spielutensilien unterbringen konnten. Die Zahl der Schachfreunde im Dorf wuchs ständig, und in „Burgl“, wie ihn seine Freunde nennen, wuchs der Wunsch nach einem eigenen Schachverein.
„Wir waren vier Burschen, die nach Bad Aibling fuhren. Dort wohnte der Kreisspielleiter Hans Hüter, der uns alles Wichtige sagte, was wir bei einer Vereinsgründung beachten müssen.“ Von den mittlerweile 15 Interessenten waren nur fünf älter als 18 Jahre. Da man aber für eine Vereinsgründung sieben Erwachsene aufweisen musste, „hab ich einfach meine Mutter und einen Spezl aufgenommen, obwohl die gar nicht Schachspielen konnten.“ Dabei lacht Deppe vergnügt, denn von seinem Plan hätte ihn nichts und niemand aufhalten können.
Am 1. Juli 1988 wurde Pegasus Lohkirchen gegründet
In der Spielsaison 1987/88 meldete er acht Lohkirchner im befreundeten Club Neumarkt-St. Veit als zweite Mannschaft dieses Vereins an. Er ließ seine Buben dort Erfahrungen im Wettkampf sammeln. Sie erreichten als „blutige“ Anfänger in der ersten Saison gleich den achten Platz; von elf Mannschaften. Das gab dann endgültig den Ausschlag für die Gründung des eigenen Vereins. Am 1. Juli 1988 war es dann so weit: 15 Mitglieder hoben den Verein „Pegasus Lohkirchen“ aus der Taufe. Die Wirtin des Lokals, Frieda, nahm die Jungen gerne auf, und weil sie versprach, an Spielsonntagen das Lokal vormittags zu öffnen, wurde der „Holzkarrer“ auch ihr festes Vereinslokal mit Clubabend am Freitag.
„Da damals in der B-Klasse im Schachkreis nur mit Sechsermannschaften angetreten wurde, meldete ich natürlich auch meine Jugendspieler für die Mannschaftskämpfe“. Die vier Jugendlichen musste der Vorstand an Samstagnachmittagen zu Wettkämpfen bis Grassau oder Dorfen und weiter fahren, „aber sie erreichten im ersten Jahr bereits den zweiten Platz in der Jugend A-Klasse.“ Trotz des Aufstieges wurde die Mannschaft nicht neu gemeldet, es fehlten notwendige „Schofföre“. Seine Söhne Richard und Martin lernte Burkhard Deppe auch das Schachspielen. Sie sind immer wieder Stützen in den Mannschaften des Vereins.
Natürlich wurde bei der Gründungsversammlung auch eine Vorstandschaft gewählt. Der erste Vorsitzende des Vereins wurde – natürlich einstimmig – Burgl Deppe. Rudi Schwarzmeier und Fritz Söllner wurden ebenfalls einstimmig in das Führungsgremium bestellt. Diese Akteure blieben auch nach der Jahrtausendwende immer wieder einstimmig in ihren Ämtern. Auch die feinen Holzbretter sind bei Pegasus noch in Gebrauch.
In 44 Jahren hat Burgl Deppe keine Kreismeisterschaft verpasst
Deppe ist heute noch der Vorsitzende und der Mannschaftskapitän. Neidlos stellte er seinen stärkeren Mitspielern das Brett eins zur Verfügung. Dort spielt immer der stärkste Schachspieler der jeweiligen Mannschaft. Dabei erinnert er sich auch an die Anfänge des Turnierschach „seines“ Vereins: „Jetzt geht es schon leichter“, erklärt er nebenbei. „In den ersten Jahren musste ich sonntags früh manche meiner Spieler aus dem Bett holen, weil sie verschlafen hatten“. Die Wettkämpfe beginnen am Spieltag vormittags um 10 Uhr, auch auswärts.
Deppe meldete vom ersten Jahr an seine Spieler regelmäßig zu den Kreiseinzelmeisterschaften im Januar. Er selbst hat in den 44 Jahren seit 1981 keine Teilnahme versäumt. Er spielt auch bei anderen Turnieren und Ausschreibungen mit. „In Ortenburg habe ich sogar mal ein B-Open gewonnen“, sagt er stolz. „Und bald, als Rentner, fahre ich gerne auch mal ins Ausland, nur um meine Wertungszahlen zu erhalten oder zu verbessern. In der Rente geht's dann erst so richtig los“, freut er sich. Aber seinen Verein wird er mit Sicherheit weiterhin betreuen.
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