VHS Neumarkt-St. Veit
So klappt es mit Selbstversorgung: Gertraud Soier-Falk bietet Hobbygärtnern Platz im Gewächshaus
Jeder bekommt 20 Quadratmeter Platz in einem Gewächshaus und kann dort sein eigenes Gemüse anbauen. Dazu gibt es Profi-Tipps von Gertraud Soier-Falk. Organisiert wird das Ganze von der Volkshochschule Neumarkt-St. Veit.
Neumarkt-St. Veit – Stellen Sie sich ein Blech mit selbst angebautem und herrlich duftendem Ofengemüse vor. Wonach es duftet? Vermutlich nach Rosmarin, einem beliebten mediterranen Kraut, das überall im Handel getrocknet erhältlich ist und jetzt im Sommer auch im Topf. Aber wussten Sie, wie man Rosmarin vermehren kann? Solche Tricks sowie den Anbau von frischem Gemüse kann man bei Gertraud Soier-Falk lernen.
Jeder Teilnehmer versorgt 20 Quadratmeter im Gewächshaus
In ihrem VHS-Kurs „Selbstversorgung aus dem Gemüsebeet über eine ganze Anbausaison“ in Fraßbach bekommen die Kursteilnehmer jeweils eine 20 Quadratmeter große Fläche in einem der drei großen Gewächshäuser zugeteilt. Das Beste dabei ist, dass man bereits ab dem ersten Kurstag im April Radieschen, Schnittsalat oder Rucola ernten kann. Denn die Kursleiterin zieht mit Hingabe bereits zu Hause die ersten Jungpflanzen für den Kurs vor.
Gertraud Soier-Falk ist ein echter Profi. Ihr Mann und sie hatten jahrelang einen biologischen Gemüsebaubetrieb in der Nähe von Teising. Als Teil des Naturlandverbands hatten sie strenge Auflagen, um wirklich die beste Qualität zu liefern. Diese fast 40-jährige Erfahrung konnte die heutige Rentnerin nicht einfach wegwerfen: „Von 100 auf 0 zu gehen, das kann ich nicht. Da ist eben die Idee geboren worden, Gemüsebaukurse anzubieten.“ Zusammen mit der VHS in Neumarkt-Sankt Veit erarbeitete sie den jetzigen Kurs, um ihre reiche Erfahrung weiterzugeben, die sie am Anfang ihrer eigenen Karriere auch durch „learning-by-doing“ erworben hat.
Genau nach Anbauplan wird das Gemüse gepflanzt, den Gertraud Soier-Falk ausgetüftelt hat. Ein großes Flipchart im mittleren Gewächshaus sagt jedem, was genau an dem Tag dran ist. Die erfahrenen Teilnehmer durften Ende des vergangenen Jahres sogar ihren eigenen Plan mit erarbeiten. Da die Kursteilnehmer nur am Wochenende kommen, ist die Pflanzenexpertin unter der Woche jeden Tag bei allen Beeten, um die Gewächshäuser zu lüften und die Pflanzen zu bewässern.
Doch die Teilnehmer sind während des Kurses nicht nur am Garteln, sondern bekommen auch das umfangreiche Wissen von Gertraud Soier-Falk in persönlichen Gesprächen zu hören: „Wir achten auf einen gesunden Boden und eine gute Bodenpflege, damit wir gesunde Pflanzen erwirtschaften können. Wir arbeiten viel mit der Natur“. Dabei legt die Expertin Wert darauf, dass auch Pflanzen dabei sind, die Nützlinge anziehen, um eine natürliche Pflanzengesundheit zu erreichen. Das minimiert den Einsatz von gekauften Hilfsmitteln. Dünger wird selbst hergestellt, mit eigenem Kompost oder Pflanzjauchen. Und deshalb wird nur ganz wenig an Dünger oder Schädlingsbekämpfung zugekauft.
Tipps gegen die Schneckeninvasion
Bei einer Schneckeninvasion, wie etwa in diesem Jahr, hat Gertraud Soier-Falk auch einige Tipps auf Lager: „Im Gewächshaus hat man die Möglichkeit, relativ trocken in das Frühjahr zu gehen. Dabei ist punktuelles Gießen sehr wichtig.“ Lange schwarze Schläuche ziehen sich durch alle Beete, die eine sanfte Tröpfchenbewässerung im Hochsommer ermöglichen. Teilweise begibt sich die Rentnerin auch wie ein Detektiv auf die schleimige Spur der Tierchen, um sie aufzuspüren und zu entfernen.
Man kommt sich vor wie Alice im Wunderland, wenn man die Reihen orangefarbener Ringelblumen neben hüfthohen grünen Brokkolipflanzen und fußballgroßen bunten Salatköpfen in den länglichen Tunnelgewächshäusern entlanggeht. Fleißig gießen die Teilnehmer die Tomaten-, Paprika- sowie Gurkenpflanzen mit selbstgemachter Brennnesseljauche. Die roten Erdbeeren schmecken zuckersüß und die rund 20 Teilnehmer tragen am Ende des Kurstages körbeweise ihre reiche Ernte zu den Autos.
Rosmarin vermehren
Sie schneiden mit einem scharfen Messer eine etwa 10 Zentimeter langen Ast vom Rosmarinstrauch. Dabei achten Sie darauf, dass dieser ein bisschen verholzt ist. Streifen Sie die unteren Blätter vom Stängel ab und entfernen Sie auch die obere Spitze. Die Wachstumskraft soll in die neuen Wurzeln gehen und nicht in die Länge der Pflanze. Dann stecken Sie das angeschnittene Ende etwa fünf Zentimeter tief in einen Topf mit Anzuchterde. Jetzt gut anfeuchten und noch eine durchsichtige Plastikhaube oben drüber, etwa ein Gefrierbeutel, damit ein feuchtes Klima entsteht. Sie sollten den Steckling nicht in die pralle Sonne stellen. Nach etwa ein bis zwei Wochen können Sie die ersten Wurzeln sehen.
Auch wenn das Wetter regnerisch grau ist, kommen sogar ehemalige Kunden von Gertraud Soier-Falk aus München. Die meisten Teilnehmer sind jedoch aus Neumarkt und Umgebung. „Ich dachte heute gibt es fast keine Ernte“, sagt eine Teilnehmerin staunend und eine andere ergänzt glücklich: „Ja, dabei ist heute noch mehr Ernte als sonst! Wir müssen kein Gemüse mehr im Supermarkt kaufen“.
Wegen des aktuellen langanhaltenden Regenwetters rät sie, im Freiland Ruhe zu bewahren und zu warten, bis die Gartenböden wieder begehbar sind. Zudem sollte man die Schnecken im Auge behalten und im Notfall ein nützlingschonendes Schneckenmittel einsetzen. Wegen des starken Niederschlages, so ihre Erfahrung, kann die Pflanzendüngung in untere Bodenschichten absinken. Deshalb sollte beim ersten Hackgang über eine Nachdüngung nachgedacht werden.
Im Gewächshaus sollte nur sehr reduziert gegossen und täglich gelüftet werden, um die Luftfeuchte zu reduzieren und Pilzkrankheiten vorzubeugen. Das „Schwitzwasser“ an Tomatenpflanzen sollte abgelüftet werden, das hilft gegen die Kraut- und Braunfäule an Tomaten. An den Folienrändern soll nach Schnecken gesucht und diese abgesammelt werden.

