Keine Rettung für geliebte Bulldogge
„Wer kann sich sowas leisten“? Nach Lottes Tod folgt die Schock-Rechnung für Familie Hackner
Bulldogge Lotte hat zwei Wochen lang in der Kleintierklinik der LMU München gegen eine schwere Entzündung gekämpft – und diesen Kampf verloren. Für die Familie Hackner aus Neumarkt ein schwerer Schlag. Nicht der einzige Schock: Nur wenige Tage nach ihrem Tod kam die Rechnung der Uniklinik.
Neumarkt-St. Veit – „Die kleine Maus hat fast 14 Tage in der LMU München um ihr Leben gekämpft, aber doch den Kampf verloren!“ Der Neumarkter Roman Hackner macht keinen Hehl aus seiner Trauer. Schließlich habe er alles versucht, um das Leben seines Hundes zu retten. Über die sozialen Netzwerke rief er Hundebesitzer dazu auf, dass deren Hunde Blut spenden mögen, um seine Lotte noch zu retten. Doch vergebens.
Bei Lotte begann alles mit einem Durchfall. Hackner fuhr deshalb mit seiner Hündin zu einem Tierarzt in die Nachbargemeinde. Dort habe sie aber lediglich eine fällige Impfung erhalten. „60 Euro“, erinnert sich Hackner. Die Erkrankung habe der Tierarzt auf den Verzehr von Katzenfutter geschoben.
Ernährungsumstellung hat nichts gebracht
Trotz Ernährungsumstellung seien die Beschwerden geblieben, sagt Hackner. „Sie musste sich übergeben und es ist Blut dabei gewesen.“ Der Tierarzt habe der Hündin daraufhin Schmerzmittel verabreicht und ein Antibiotikum gespritzt. Doch auch diese Behandlung hat nicht angeschlagen. Hackner entschied sich, am Pfingstmontag, 20. Mai, in die Tierärztliche Fakultät der Universität München zu fahren.
Kleine Schritte, die hoffen lassen
Dort landete Lotte auf der Intensivstation. „Laut LMU München hatte Lotte eine Magen-Darmhaut-Entzündung!“ Es drohte eine Blutvergiftung. „Und dann kam noch eine Bauchspeicheldrüsenentzündung hinzu, eine sehr geringe Blutgerinnung und Wasser im Brustkorb, was auf die Lunge drückte.“ Lotte kämpfte, bekam am 29. Mai noch eine Bluttransfusion für die Blutgerinnung, „die sie sehr gut angenommen hat“.
Und dann ist Lotte kollabiert
Am Sonntag, 2. Juni, hat die LMU München den üblichen Tagesbericht am Telefon durchgegeben. Alle Werte seien gut gewesen. „Wir könnten sie besuchen“, hätten die Ärzte gesagt. „Aber 20 Minuten, bevor wir in der LMU München waren, ist Lotte kollabiert und konnte nicht mehr reanimiert werden. Wir haben die kleine Maus dann mit nach Hause genommen“, schildert Roman Hackner.
Drei Tage später dann der nächste Schock: Die Rechnung der Klinik flatterte ins Haus und Roman Hackner zog es die Schuhe aus: 10.197,08 Euro. „So viel wie ein Kleinwagen. Wer kann sich sowas leisten?“, fragt Hackner, der sich bewusst war, dass der Aufenthalt in der Klinik Geld kosten würde. Doch bei der Vorstellung im Klinikum sei von knapp 2.500 Euro die Rede gewesen. „Eher noch weniger“, sei ihm bei der stationären Aufnahme gesagt worden.
Anfangs kein Wort zur Kostenexplosion
Hackner zieht ein Dokument hervor, das ihm bei der stationären Aufnahme seines Hundes am 20. Mai ausgehändigt wurde. Von „voraussichtlichen“ Kosten war darin die Rede. „Über die Schätzung hinaus anfallende Kosten (für Diagnostik und Therapie) werden mit dem Besitzer im Voraus telefonisch oder persönlich abgesprochen“, heißt es in dieser Kostenschätzung.
Das sei aber zunächst nicht der Fall gewesen, wie Hackner berichtet. Am Freitag, 24. Juni, stand plötzlich die Summe von 3.000 Euro im Raum. Am Montag, 27. Juni, war dann schon von 6.000 Euro die Rede. Erst dann sei kommuniziert worden, welche Kosten die Intensivbetreuung verursacht, „knapp 800 Euro pro Tag“.
„Wir haben nie einen Gedanken daran verschwendet, die Behandlung abzubrechen. Denn die Ärzte haben uns immer wieder Hoffnung gemacht. Ende der zweiten Woche hieß es sogar, dass Lotte bald nach Hause dürfe.“ Doch das Happy End blieb aus.
Zurück bleibt eine saftige Rechnung
Zurückgeblieben ist eine saftige Rechnung. Für eine kleine Familie ein Batzen Geld, „das wir jetzt irgendwie zusammenkratzen müssen, denn so viel hat man nicht gleich auf der hohen Kante!“ Klar hatte er auch eine Krankenversicherung für Lotte abgeschlossen. Hackner fühlte sich auch ausreichend abgesichert: „Sie zahlt zum Beispiel bei Operationen!“
Lotte sei tatsächlich für eine Magensonde punktiert worden. Nach Einschätzung von Roman Hackner ein operativer Angriff. Die Versicherungsgesellschaft allerdings ist da anderer Meinung. „Nach deren Ansicht ist erst dann von einer Operation die Rede, wenn ein Schnitt gesetzt wird“, ärgert sich Hackner, der immerhin knapp 50 Euro im Monat für den Versicherungsschutz gezahlt hat.
Kleintierklinik sagt nichts
Die OVB-Heimatzeitungen haben bei der Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München nachgefragt bezüglich Kostenschätzung und Transparenz von Behandlungskosten. Constanze Willemeit, zuständig für die Kommunikation in der Kleintierklinik, hält sich aber zurück. „Ihre Anfrage betrifft vertrauliche Kundeninformationen und Klinikinterna, zu denen wir uns nicht äußern dürfen. Offene Fragen klären wir immer direkt mit den Besitzern unserer Patienten.“
Jetzt war guter Rat teuer. Und den fand Hackner im Internet. Unter „Gofundme“ startete er vor zwei Wochen eine Spendenaktion. Immerhin knapp über 1.500 Euro waren bis Dienstagnachmittag zusammengekommen. 40 Personen hatten bis dato gespendet. Parallel hat er via Paypal eine Aktion gestartet, die bislang knapp 300 Euro eingebracht hat.
Freude über die Solidarität im Netz
Hackner freut sich über so viel Solidarität, denn letztlich bliebe ihm nur die Alternative, einen Kredit aufzunehmen. Wobei er betont: Das wäre ihm Lotte wert. Und er versichert: Lange wird seine Familie nicht ohne Hund bleiben. Es soll wieder eine Bulldogge sein, „eine altfranzösische“, die er zu sich in die Familie holen will.
„Nur diesmal werde ich das Tier komplett krankenversichern!“, so Hackner. Das koste zwar monatlich mehr als doppelt so viel wie bisher. „Aber bei knapp 120 Euro wäre das auf die fünf Jahre von Lottes Leben gerechnet immer noch die Hälfte dessen, was ich jetzt für ihre Behandlung im Krankenhaus zahlen muss!“