Pilot als Held
Erneut Brand auf Vierseithof in der Gemeinde Polling: Warum es diesmal keine Toten gab
Ein Pilot aus Mühldorf entdeckte am Sonntagvormittag in der Gemeinde Polling einen brennenden Bauernhof – und hat damit wohl Schlimmeres verhindert. Es war nicht der erste Brand auf dem Hof.
Polling – „Es war Glück, dass wir den Brand entdeckt haben“, so fasst Erwin Hammerl den Ausgang des Brandes auf einem Vierseithof in Hechenberg vor den Toren Pollings zusammen. Wäre er nicht rechtzeitig zur Stelle gewesen, „hätte sonst der ganze Hof abbrennen können“.
Fluglehrer Hammerl war am Sonntagvormittag mit seinem Co-Piloten in dem zweisitzigen Sportflugzeug Katana DV20 auf dem Rückflug vom Chiemsee nach Mößling, als sie die Rauchsäule entdeckten. „Zuerst war es grauer Rauch vom Holz, dann wurde er schwarz“, erzählt der 63-Jährige.
Als Pilot sieht man immer wieder mal Brände
20 Kilometer südlich vom Hechenberg hatten sie kurz vorher ein Feld überflogen, „auf dem hatte eine Feuerwehr eine Übung abgehalten“, erzählt Hammerl, der auch als Waldbrandbeobachter im Einsatz ist. Als Pilot sehe er immer wieder mal Brände, aber das war jetzt eine neue Erfahrung.
Sie haben sofort Kurs auf den Vierseithof genommen, über Funk das Feuer gemeldet und die genauen GPS-Koordinaten durchgegeben. Um der Feuerwehr die Orientierung zu erleichtern, seien sie aber noch tiefer gegangen. „Dann habe ich das Handy eingeschaltet und über Google Maps die genaue Adresse gesucht und durchgegeben“, erzählt Hammerl.
Notlandung überlegt
Er und sein Co-Pilot, der zugleich Notarzt ist, hätten sogar kurzzeitig überlegt, auf einer Wiese notzulanden. Doch dann sei schon die Feuerwehr angerückt. „Wir sind dann in Mößling ganz normal gelandet“.
Nach dem Alarm rückten zahlreiche Helfer der Freiwilligen Feuerwehr aus Grünbach und der umliegenden Wehren an. Ihnen gelang es schließlich, das Feuer zu löschen, teilte das Polizeipräsidium Oberbayern Süd in Rosenheim mit. Die Flammen richteten „am Vordach einer Scheune, am Dachstuhl derselben und an mehreren landwirtschaftlichen Geräten“ einen Schaden im mittleren fünfstelligen Bereich an.
Brandfahnder haben übernommen
Bereits am Sonntag nahmen Beamte der Polizeiinspektion Mühldorf sowie des Kriminaldauerdienstes (KDD) die Ermittlungen auf. Inzwischen wurde der Fall an die Brandfahnder des zuständigen Fachkommissariats 1 der Kriminalpolizei Mühldorf übergeben, so Pressesprecher Stefan Sonntag.
Zur Brandursache könne derzeit noch nichts gesagt werden, erklärt Polizeisprecher Sonntag. Das werde noch ein paar Tage dauern. Jetzt werde eine Liste möglicher Ursachen abgearbeitet: Kurzschluss, Blitzschlag, Glasscherben und so weiter. „Da wird eines nach dem anderen ausgeschlossen. Fälle von Selbstentzündungen sind aber sehr selten.“
Selbstentzündung sind ganz selten
Das bestätigt auch Mühldorfs Kreisbrandinspektor Harald Lechertshuber, der nicht vor Ort war. Wenn, dann würde sich mal Heu von selbst entzünden. Aber auch das komme nur noch „ganz selten“ vor.
Die Eigentümer hatte nicht nur Glück, dass der Brand so schnell entdeckt wurde. Auch in anderer Hinsicht hatten sie einen Schutzengel. Denn anders als vor sechs Jahren kamen diesmal weder Mensch noch Tier zu Schaden.
Vor sechs Jahren gab es bei einem Brand eine Tote
Im Januar 2017 brannte bereits das Wohnhaus des Hofes bis auf die Grundmauern nieder. Am folgenden Tag wurden in der Ruine die sterblichen Überreste einer 82-jährige Frau gefunden; auch sind damals in den Flammen vier Hunde ums Leben gekommen. Der 84-jährige Bruder der Toten konnte sich vor sechs Jahren noch ins Freie retten. Die Polizei konnte 2017 Brandstiftung oder ein Einwirken von außen ausschließen.
Dass es diesmal nur einen Sachschaden gab, ist unter anderem Pilot Hammerl zu verdanken: „Wir waren einfach zur rechten Zeit, am rechten Ort.“

