Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder
Sitzen die Kinder bald auf der Straße? – So viele Hortplätze fehlen in Neumarkt-St. Veit
Die Stadt Neumarkt-St. Veit muss in Sachen Hortplätze dringend etwas tun. Die Planungen zeigen, dass das Angebot für die kommenden Jahre bei Weitem nicht ausreicht. So viele Plätze fehlen.
Neumarkt-St. Veit – Die Stadt Neumarkt-St. Veit muss etwas tun. Wenn im August 2026 stufenweise der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter kommt, dann fehlen in der Stadt rund 50 Hortplätze. Das zeigt der Bedarfsplan zur „Nachmittagsbetreuung für Schulkinder in der Stadt Neumarkt-St. Veit“. Bürgermeister Erwin Baumgartner meinte dazu in einem Gespräch mit dem OVB, dass man „die Grundschule baulich anpassen muss“.
2005 ist das Bayerische Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz in Kraft getreten. Es hat zum einen festgelegt, dass die Kommunen für Kinder ein ausreichendes Betreuungsangebot anbieten müssen. Zum anderen ist geregelt, dass für Kinder, vom ersten Lebensjahr bis zum Schuleintritt „ein Anspruch auf (frühkindliche) Förderung in einer Kindertageseinrichtung oder in Tagespflege“ besteht. Ab dem August 2026 wird bundesweit stufenweise „ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter eingeführt“, so Bürgermeister Erwin Baumgartner. Dieser gelte zunächst für die Erstklässler und bis zum Schuljahr 2029/2030 für alle Grundschüler bis zur vierten Klasse.
Kommunen entscheiden über Betreuungsangebot
Dabei ist es so geregelt, dass die Kommunen entscheiden, welcher Bedarf in ihrer Gemeinde besteht und welches Angebot sie anbieten. Um die bestehenden Betreuungsangebote sowie die Bedürfnisse der Kinder und Eltern zu ermitteln, stellt die Stadt einen Bedarfsplan auf, der immer wieder aktualisiert wird. Bürgermeister Baumgartner erinnerte in der jüngsten Bauausschuss-Sitzung daran, dass die Planung für Kindergärten und Kindertagesstätten erst kürzlich auf den neuesten Stand gebracht wurde. Jetzt steht der Bedarfsplan für die Hortplätze auf der Agenda.
Aktuell hat Neumarkt-St. Veit 100 Hortplätze; 80 im städtischen Hort und 20 in der katholischen Kindertagesstätte Kinderwelt Sankt Vitus. Im September 2023 hat die Stadtverwaltung eine Umfrage unter Eltern durchgeführt, die Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren haben. 391 Eltern bekamen einen Fragebogen, 66 Prozent haben die Fragebögen ausgefüllt zurückgegeben.
Auch ein Mittagessen ist gewünscht
Dabei zeigte sich, dass rund 54 Prozent im Schuljahr 2024/25 keinen Betreuungsplatz brauchen, rund 46 Prozent einen Platz benötigen. Davon hätten rund 79 Prozent einen Platz im Hort, 19 Prozent in der kirchlichen Nachmittagsbetreuung. Dabei wurde überwiegend die Zeit von Schulschluss bis 16 beziehungsweise 17 Uhr angegeben. 91 Prozent gaben an, dass sie zudem wünschen, dass in der jeweiligen Einrichtung ein Mittagessen angeboten werden soll.
Neumarkt-St. Veit wächst kontinuierlich
Ein Blick in die Bevölkerungsstatistik der Bertelsmann-Stiftung zeigt, dass es in Neumarkt-St. Veit bis zum Jahr 2040 bei den Kinderzahlen sowohl im Krippen- und Kindergarten- als auch Schulbereich keine nennenswerten Veränderungen geben wird. Die Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statistik zeigen zudem, dass Neumarkt-St. Veit in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen ist. An diesem Trend wird sich auch in den Folgejahren nichts ändern.
Kapazitäten für Nachmittagsbetreuung sind ausgeschöpft
Zusammenfassend berichtete Baumgartner, dass im Bereich der Nachmittagsbetreuung von Schulkindern in den vergangenen Jahren „ein erhöhter Bedarf“ zu verzeichnen ist. Als wichtigste Gründe nannte Baumgartner die geburtenstarken Jahrgänge in den kommenden Jahren, den Anstieg der Einwohnerzahl durch die Ausweisung neuer Baugebiete, aber auch die Steigerung der Attraktivität beispielsweise durch eine verbesserte Verkehrsanbindung. Dies sei aber auch der großen Flüchtlingswelle geschuldet. Somit sind die vorhandenen Kapazitäten ausgeschöpft, was immer wieder Wartelisten in den beiden Einrichtungen notwendig gemacht hat.
Daraus folgt für die Stadt Neumarkt-St. Veit: Im aktuellen Schuljahr gibt es so gut wie keine freien Plätze im Hort und bei der Nachmittagsbetreuung. Da die katholische Kinderwelt Sankt Vitus nur Hortkinder aufnimmt, die bereits dort den Kindergarten besucht haben, wird es auch in Zukunft zu einer höheren Nachfrage im städtischen Hort kommen. Der Bedarfsplan sieht bis zum Jahr 2026 den Bedarf von 50 zusätzlichen Hortplätzen, was zwei Hortgruppen entspricht.
In Sachen Integration besteht derzeit kein Handlungsbedarf
Aber auch in Sachen Integration ist der Bedarfsplan aktualisiert worden. Hier besteht derzeit jedoch kein Handlungsbedarf. Beim städtischen Kindergarten und Hort handelt es sich um eine integrative Kindertageseinrichtung, die derzeit von drei Integrationskindern besucht werden kann. In der Kinderwelt Sankt Vitus stehen zwei integrative Betreuungsplätze zur Verfügung. Das entspricht derzeit dem Bedarf. In Absprache mit dem Bezirk Oberbayern ist aber ein Erhöhung der Plätze möglich.