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Mit der Taschenlampe im Kirchturm unterwegs

Das Große Mausohr: Sind das die treusten Kirchenbesucher in Hörbering?

Das Große Mausohr: Die größte heimische Fledermausart hat ihre Kinderstube in der Kirche Sankt Jakobus in Hörbering.
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Das Große Mausohr: Die größte heimische Fledermausart hat ihre Kinderstube in der Kirche Sankt Jakobus in Hörbering.

Sie sind vielleicht die treuesten Kirchenbesucher und Eva Guse, Fachberaterin für Fledermausschutz, hat seit Jahren ein wachsames Auge auf sie in der Kirche Sankt Jakobus in Hörbering: das Große Mausohr. Dabei kann sie eine erfreuliche Entwicklung feststellen und hat sogar eine neue Geschäftsidee.

Neumarkt-St. Veit/Hörbering – Sie sind am Tage nicht zu sehen, sie leben im Turm oder Dachgebälk von Kirchen, sie sind etwas ganz Besonderes: Fledermäuse. Sie sind vielleicht die treuesten Kirchenbesucher und kommen beispielsweise seit Jahrzehnten in den Dachstuhl der Kirche Sankt Jakobus in Hörbering. Dort bilden sie eine Wochenstube. Jedes Jahr kehren die trächtigen Weibchen im April nach dem Winterschlaf zur Jungenaufzucht in ihr gewohntes Quartier zurück. So auch ins Dachgebälk in der Kirche von Hörbering. Dort fühlt sich das Große Mausohr zu Hause. 

Fledermäuse kehren immer wieder in ihren Dachboden zurück

Eva Guse beobachtet seit rund zehn Jahren im Rahmen eines bayernweiten Monitorings die Fledermäuse in Hörbering, kontrolliert jedes Jahr, wie es ihnen geht, und zählt sie akribisch. „Ich finde, Fledermäuse sind überaus faszinierende Lebewesen, sie sind sehr sensibel und können als einzige Säugetiere aktiv fliegen“.

Bei ihren Zählungen hat sie festgestellt, dass die Zahl der Fledermäuse in Hörbering kontinuierlich gewachsen ist. „Die Wetterbedingungen und das Nahrungsangebot spielen eine große Rolle, wie stark sich Fledermäuse vermehren können“, versucht sie zu erklären.

Dr. Andreas Zahn, Koordinator für den Fledermausschutz in Südbayern, sagt: „Im Landkreis gibt es in Oberflossing, Aschau und Gars weitere Kolonien. Die Tiere sind sehr ortstreu und kehren über Jahrzehnte (vermutlich Jahrhunderte) jedes Frühjahr in ‚ihren‘ Dachboden zurück. Die Kolonie in Gars ist aus unbekanntem Grund in diesem Jahr ausgeblieben. Dass sie nach Hörbering ausgewichen ist, ist aber unwahrscheinlich“.

Steckbrief: Großes Mausohr

Merkmale: Größte heimische Fledermausart, bis zu acht Zentimeter lang, Spannweite rund 40 Zentimeter, circa 25 bis 30 Gramm schwer. Die Ortungsrufe reichen von etwa 120 bis 25 kHz.

Jagdgebiet: Laubwälder und laubholzreiche Mischwälder mit unbedecktem Boden, auch frisch gemähte Wiesen sowie Weiden.

Sommerquartier: Ungestörte Dachböden großer Gebäude, bevorzugt Kirchen und Schlösser.

Winterquartier: Einzeln oder in Gruppen in Höhlen, Kellern, Kasematten.

Verbreitung in Bayern: Etwa 290 Kolonien, so viel wie in keinem anderen Bundesland; aktuell mit etwa 80.000 Tieren (Weibchen und Jungtiere) besetzt; Wochenstuben fehlen nur in den höheren Lagen der Alpen und Mittelgebirgen.

Besonderheiten: Die Weibchen des Mausohrs bilden im Sommer große Kolonien mit bis zu über 1000 Tieren. Als Nahrung greifen sie gerne Laufkäfer vom Boden auf. Da sie ihre Beutetiere anhand deren Raschelgeräusche im trockenen Laub orten, bevorzugen Mausohren Laubwälder als Jagdgebiete. Zwischen Sommer- und Winterquartier liegen bis über 100 Kilometer.

Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt

„Die Bestände des Großen Mausohrs erholen sich langsam“, sagt Eva Guse, die vom Bayerischen Landesamt für Umwelt zur Fachberaterin für Fledermausschutz bestellt wurde. Die Zahlen ihrer jährlichen Zählung zeigen, dass der Bestand von 2017 (52 Stück) bis zu diesem Jahr auf 150 Stück angestiegen ist. „Die Art hat von 1950 bis 1979 stark abgenommen, danach gab es wieder einen leichten Anstieg, der regional sehr unterschiedlich ausfällt. Im Landkreis sind die Bestände in den letzten Jahren eher konstant“, ergänzt Dr. Andreas Zahn.

Die Türe zum Aufgang in den Dachstuhl der Kirche in Hörbering. Dort hat das Große Mausohr seine Brutkolonie.

Die Bestandserholung ist aus Guses Sicht auf verschiedene Einflüsse zurückzuführen: Da sind zum Beispiel die intensiven Schutzbemühungen für die Gebäudequartiere. Auch die Verminderung oder sogar Abschaffung des Einsatzes von Pestiziden in der Land- und Forstwirtschaft habe die Lebensbedingungen und Nahrungsgrundlagen verbessert. Fledermauskoordinator Zahn ergänzt, dass Fledermäuse streng geschützt sind. Der Freistaat Bayern habe gerade für das Große Mausohr eine besondere Verantwortung, da es hier höherer Bestände als in anderen Ländern gebe. 

Das Große Mausohr bringt pro Jahr nur ein bis zwei Junge auf die Welt. Die Babys, nackt und blind geboren, werden vier bis sechs Wochen gesäugt. Danach können sie selbst ausfliegen und auf Insektenjagd gehen. Bei den nächtlichen Insektenjagden sind die Fledermäuse bis zu 15 Kilometer unterwegs. Je mehr artenreiche Wiesen und Wälder in der Nähe sind, desto mehr Käfer, Spinnen, Insekten aller Art sind für sie auf der Speisekarte zu finden. Die Männchen sind die meiste Zeit im Jahr als Einzelgänger unterwegs. „Ein paar leben auch im Dachboden in Hörbering, aber abseits der Weibchen und Jungen“, hat Eva Guse festgestellt.

Die Wochenstube des Großen Mausohres im Dachstuhl der Hörberinger Kirche.

Im Winterhalbjahr sind die Kirchdachböden verwaist. Die Tiere haben sich dann in Höhlen, Kellern oder dicken hohlen Bäumen zurückgezogen und halten dort ihren Winterschlaf. Sechs Monate bleiben sie dann ohne Nahrung und zehren von ihren Fettreserven. Die Körpertemperatur sinkt bis auf wenige Grad über null ab, der Herzschlag geht auf 20 Schläge pro Minute zurück.

Pfarrgemeinden haben eine besondere Verantwortung

„Den Pfarrgemeinden, die diese besonderen Kirchenbesucher beheimaten, kommt als Quartiereigentümer eine große Verantwortung zu“, erinnert Eva Guse. Nur wenn diese auch zukünftig ihre schützende Hand über ihre besonderen Kirchenbesucher halten, wird das Große Mausohr in Bayern eine Zukunft haben. Dabei räumt sie ein, dass die Tiere durch ihre Ausscheidungen den Kirchturm verschmutzen können. Allerdings werde dort jedes Jahr gereinigt. „Die Kotkrümel lassen sich leicht wegkehren und verursachen keine Probleme im oder am Holz“, berichtet sie. Außerdem sei der Fledermaus-Guano hygienisch unbedenklich und eignet sich verdünnt sehr gut als Stickstoffdünger für viele Pflanzen. „Im Internet ist Fledermausdünger für rund 15 Euro pro Kilogramm zu kaufen. Das ist vielleicht eine neue Geschäftsidee“, meint sie mit einem Augenzwinkern.

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