Ein Erfahrungsbericht
Nur noch Busse statt Bahn: So läuft es für Pendler zwischen Mühldorf und Neumarkt-St. Veit
Für zwei Wochen ist die Bahnstrecke zwischen Neumarkt-St. Veit und Mühldorf gesperrt. In dieser Zeit werden die Fahrgäste mit Bussen transportiert. Ein Reporter der OVB Heimatzeitungen hat es ausprobiert.
Neumarkt-St. Veit – „Es läuft alles einwandfrei“ – das ist ein Satz, den man im Normalfall nicht mit der Bahn in Verbindung bringt. Da weiß eigentlich jeder eine Geschichte oder ein Erlebnis zu erzählen, bei der die Bahn nicht gut wegkommt: Verspätungen, Zugausfälle oder Züge, die auf der Fahrt kaputtgehen, gehören zum Standardrepertoire.
Busse ersetzen Bahn zwischen Neumarkt-St. Veit und Mühldorf
Anfang August erreichte die Redaktion der OVB Heimatzeitungen eine Pressemitteilung der Deutschen Bahn, dass die Südostbayernbahn im Zeitraum von 10. bis 25. August die Bahnbrücke bei Neumarkt-St. Veit erneuert. Aufgrund dieser Bauarbeiten werde die Bahnstrecke zwischen Neumarkt-St. Veit und Mühldorf in dieser Zeit gesperrt. Die Fahrgäste werden von Bussen von Neumarkt-St. Veit bis Mühldorf und wieder zurückgefahren. Zudem wurde während dieser Zeit der Fahrplan geändert. In Richtung Mühldorf fährt der Zug etwa eine halbe Stunde später, in Richtung Neumarkt-St. Veit etwa fünf Minuten später.
Von der Pressestelle der Deutschen Bahn war zu erfahren, dass es sich bei den Bauarbeiten um „eine Brückensanierung der Innkanalbrücke bei Kilometer 62,6 der Strecke Rosenheim-Mühldorf-Neumarkt (-Frontenhausen-Pilsting) handelt, die sich genau genommen noch auf dem Stadtgebiet von Mühldorf befindet. Dabei werden unter anderem alle Schwellen im Bereich der Brücke getauscht sowie diverse Arbeiten am Stahlbau der Brücke durchgeführt. Die Kosten für diese Maßnahme bewegen sich zwischen 400.000 und 500.000 Euro“.
Pendler müssen sich umstellen
Das heißt, dass sich zahlreiche Pendler umstellen mussten oder anders organisieren mussten, um rechtzeitig zu ihrer Arbeitsstelle zu kommen. Auch der Reporter des Mühldorfer Anzeigers, der häufig zwischen seinem Heimatort Vilsbiburg und Mühldorf pendelt, musste sich anpassen. Hier erzählt er, was er in den ersten Tagen während der Bauarbeiten erlebt hat.
Südostbayernbahn kündigt Schienenersatzverkehr an
Mit einem mulmigen Gefühl ging es am ersten Tag, als die Bahnstrecke gesperrt war, zum Vilsbiburger Bahnhof. Zu Hause malte ich mir bereits aus, dass reihenweise verärgerte Menschen am Bahnsteig stehen, die von der Fahrplanänderung nichts mitbekommen haben. Doch Fehlanzeige, der gesamte Bahnsteig war leer und auch der Zug nach Neumarkt-St. Veit war deutlich weniger gefüllt, als in den Wochen zuvor.
Vielleicht lag es daran, dass Ferienzeit war. Oder auch daran, dass sich die Bahnfahrer anders organisiert hatten. Schließlich hatte die Südostbayernbahn bereits in der Woche vorher in den Zügen die Streckensperrung und den Schienenersatzverkehr angekündigt.
Damit war auch die zweite Sorge unbegründet: Was passiert, wenn gar nicht alle Nutzer der Bahn in den Bus passen, der am Bahnhofsvorplatz in Neumarkt-St. Veit wartet? Auch diese Sorge löste sich in Wohlgefallen auf: Der Bus wartete bereits und alle Bahnfahrer fanden einen Sitzplatz. Pünktlich ging es dann vom Bahnhofsvorplatz in Richtung Mühldorf. Flott und unaufgeregt chauffierte der Busfahrer die Gäste zum Mühldorfer Bahnhof; ebenfalls in der im Fahrplan angegebenen Zeit.
Apropos Busfahrer: Die meistgestellte Frage, die sie beantworten müssen, wenn sie in Mühldorf oder Neumarkt-St. Veit ankommen, ist: „Fahrn Sie nach Mühldorf?“, oder wahlweise „Fahrn Sie nach Neumarkt-St. Veit?“ Dazu kommt in Neumarkt-St. Veit ab und zu noch die Frage „Fahrn Sie nach Pfarrkirchen?“. Denn im gleichen Zeitraum haben sich auch die Verbindungen zwischen Mühldorf und Passau geändert. Die Fahrgäste müssen ebenfalls mit dem Bus von Mühldorf nach Neumarkt-St. Veit, wo sie dann wieder in den Zug steigen können. Allerdings nur eingeschränkt, da hier einige Züge „wegen Ressourcenmangel entfallen“, wie der Pressemitteilung der Deutschen Bahn zu entnehmen ist. Auch hier setzt die Bahn Busse ein.
Keine Probleme in den Bussen
Doch wie schaut es bei der Rückfahrt nach Vilsbiburg aus? Schließlich ist der reguläre Zug von Mühldorf nach Landshut stets deutlich voller, da auch zahlreiche Pendler dazustoßen, die von München kommen. Allerdings gibt es auch hier keine Probleme: Der Bus ist zwar gut gefüllt, aber nicht überfüllt. In Neumarkt-St. Veit wartet brav der Zug, der die Fahrgäste weiter in Richtung Landshut befördert.
Fahrradfahrer und E-Scooterfahrer haben das Nachsehen
Es klappt alles reibungslos; und das nicht nur einmal, sondern während der gesamten Zeit. Die Einzigen, die während der Bauphase in die Röhre schauen, sind die Radfahrer und E-Scooter-Besitzer. Da die Busse nicht so groß sind, können maximal zwei Fahrräder von Mühldorf nach Neumarkt-St. Veit mitgenommen werden. E-Scooter sind gänzlich verboten.

