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Bahnverkehr in der Region

„Da war der Fahrplan nur noch Makulatur“: So unpünktlich sind die Züge im Linienstern Mühldorf

Die Pünktlichkeit der Züge im Linienstern Mühldorf hat im vergangenen Jahr einen Tiefststand erreicht.
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Die Pünktlichkeit der Züge im Linienstern Mühldorf hat im vergangenen Jahr einen Tiefststand erreicht.

Weit über 30.000 Menschen nutzen täglich die Südostbayernbahn, die meisten fahren nach München. Wie andere Bahnkunden in Deutschland plagt auch sie vor allem ein Ärgernis.

Mühldorf – Auch die heimische Bahn kann sich von den schlechten Werten der Deutschen Bahn nicht absetzen. Vor allem im Bereich Pünktlichkeit liegt die Südostbayernbahn (SOB) zum Teil weit hinter anderen Anbietern von Regionalverkehr auf der Schiene.

Niedrigster Wert seit vielen Jahren

Nach Angaben der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) waren im Schienennetz der SOB im vergangenen Jahr nur 87,3 Prozent der Züge pünktlich. Damit liegt der Linienstern Mühldorf laut Eisenbahngesellschaft zwar um 0,3 Punkte über dem Bayernschnitt, aber nur auf Platz 20 der 34 bayerischen Regionalbahnen. Tabellenletzter ist der Alex-Nord mit nur 64,3 Prozent pünktlicher Züge, Gewinner ist die Bayerische Zugspitzbahn mit 98 Prozent. Sie betreibt allerdings Bergbahnen auf die Zugspitze und den Wank.

Uhrzeit und Fahrplan passen auch bei der Südostbayernbahn oft nicht zusammen.

Damit ist die Pünktlichkeit der heimischen Züge erneut gesunken und hat den tiefsten Wert der letzten sieben Jahre erreicht. 2023 lag sie laut Südostbayernbahn noch bei 91,16, im Jahr davor bei 88,06 Prozent. Dabei gelten Züge bei 5:59 Minuten Verspätung noch als pünktlich. Erst wenn der Zug sechs Minuten später ankommt, als im Fahrplan vorgesehen, gilt er als verspätet.

Wie in den Vorjahren war die Verbindung nach München das größte Problem im heimischen Linienstern. „Die meisten Verspätungen betrafen die Strecke“, räumt Bahnsprecherin Britta Barlage auf Anfrage ein. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft will keine konkreten Zahlen für die Strecke Mühldorf - München nennen. „Dieser Pünktlichkeitswert lässt sich leider nicht auf einzelne Teilstrecken herunterbrechen.“

Einer, der die Verspätung hautnah erlebt hat, ist Wilhelm Mack. Der Sprecher des Kundenbeirats fährt fast täglich nach München. Er bringt seine Erfahrungen so auf den Punkt: „Da war der Fahrplan nur noch Makulatur.“

Zu viele kaputte Schienen und Signale

Als Grund für dieses Desaster nennt Bahnsprecherin Barlage „Infrastrukturmängel“. Damit meint die Bahn vor allem die Langsamfahrstellen in Richtung München wegen „Gleis- und Oberbaumängeln“ ab Juni 2023. Dazu seien Signal- und Weichenstörungen gekommen.

Auf den Nebenstrecken läuft es, auf der Hauptstrecke nach München ist bei der Pünktlichkeit dagegen der Wurm drin.

Solche Defekte können sich hochschaukeln, wenn nachfolgende Züge durch vorausfahrende behindert werden, sagt die Bahnsprecherin in schönstem Behördendeutsch: „Bei eingleisigen Strecken werden bei Verspätungen die Kreuzungen entsprechend verzögert und dann in der Folge die Anschlusssicherung mit Verspätungen belegt.“

Auch wenn viele Bahnreisende und Pendler in der Vergangenheit von brennenden Loks, blockierten Türen oder anderen technischen Mängeln an den Zügen berichten, spielte das laut Bahn kaum eine Rolle bei den Verspätungen. „Unter ein Prozent der Verzögerungen sind Fahrzeugstörungen“, erklärt Bahnsprecherin Britta Barlage. Hauptgrund ist die eingleisige Strecke. Sobald ein Zug ungeplant auf den Gegenverkehr warten muss, droht ihm ein Zeitverlust.

In diesem Jahr würden die „wesentlichen Langsamfahrstellen beseitigt“, verspricht die Bahnsprecherin. „Derzeit sind noch zwei Langsamfahrstellen auf der Strecke vorhanden, diese aber mit geringen Auswirkungen auf die Pünktlichkeit.“

Klarer Abwärtstrend: Die Pünktlichkeitskurve geht klar nach unten, die Zufriedenheit ist dagegen auf einem besseren Weg.

Das bestätigt Mack: „Es ist um einiges besser geworden.“ Er hofft, dass es auf diesem Stand bleibt und sich nicht weiter verschlechtert. „Die Bahn muss laufend an der Instandhaltung arbeiten“, fordert er von der neuen Bahngesellschaft „DB Infra Go“, die für die Strecke nach München verantwortlich ist.

Die Zahlen, die die BEG für die ersten sechs Monate 2024 vorlegt, belegen diesen Eindruck Macks allerdings nicht: Laut diesen Zahlen waren von Januar bis Juni 86,9 Prozent der Züge pünktlich. Das ist sogar unter dem Wert des gesamten Vorjahres

Mack spricht davon, dass es künftig einmal monatlich eine nächtliche Streckensperrung gibt, um die Gleise, Signale und Weichen instand zu halten. Die erste soll kommenden Wochenende, 1. und 2. August, sein.

Ein Grund für die weiterhin schlechte Pünktlichkeit: Baumaßnahmen zwischen dem Münchener Hauptbahnhof und München Ost belasten den Verkehr weiterhin, erklärt Bahnsprecherin Barlage. Daher würden Züge Richtung Mühldorf oft nicht mehr vom Hauptbahnhof, sondern nur noch von München Ost abfahren, „um die Pünktlichkeit möglichst beizubehalten“. Das führt allerdings auch zu Beschwerden durch Reisende, die dadurch ihre planmäßigen Züge verpassen.

Auch Zufriedenheit der Bahnkunden gesunken

Gesunken ist die Zufriedenheit der heimischen Bahnkunden. Sie liegt nur bei 76. Die größte Unzufriedenheit zeigen laut Bahn die Kunden zwischen Mühldorf und München.

Kundensprecher und Pendler Mack sagt sehr zurückhaltend: „Die Stimmung in den Zügen war nicht so toll.“

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