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Roboter „Berta“ im Landgasthof Eder

Gastro-Roboter als Retter der Gastronomie? – Wenn „Berta“ mit vier Tabletts durch die Gaststube rollt

Helene Eder bestückt den Gastro-Roboter „Berta“. Er ist eine wertvolle Unterstützung für das Servicepersonal
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Helene Eder bestückt den Gastro-Roboter „Berta“. Er ist eine wertvolle Unterstützung für das Servicepersonal.

Immer mehr Lokale müssen schließen, weil Fachkräfte fehlen. An der schwierigen Personalsituation wird sich künftig wenig ändern. Daher sind findige Gastronomen gefragt, die nach alternativen Lösungen suchen. Wie Robert und Helene Eder, die sich für ihren Landgasthof einen Roboter namens „Berta“ zugelegt haben.

Lohkirchen/Habersam – Beladen mit vier Tabletts rollt „Berta“ bedächtig in die Gaststube. Geschickt weicht sie einem Gast aus und erreicht ohne Probleme Tisch zwölf. Dort wird sie von Helene Eder erwartet, die den Gästen zeitgleich ihr Essen servieren kann; mit einem Lächeln wünscht sie „Guten Appetit“ und verschwindet mit „Berta“ wieder in Richtung Küche. „Berta“ biegt ab und parkt in ihrer Ladestation, bis sie wieder gebraucht wird. Denn „Berta“ ist keine normale Servicekraft. „Berta“ ist ein sogenannter Gastro-Roboter, den Robert Eder, Wirt des Landgasthofes Eder, kürzlich angeschafft hatte.

Gute Mitarbeiter im Service werden nicht mehr

„Wir haben das Glück, dass wir noch ausreichend Servicekräfte haben. Aber wir wollen das Personal mit dem Gastro-Roboter entlasten und ihnen die Arbeit erleichtern“, sagt Robert Eder zu den Beweggründen, „Berta“ anzuschaffen. Dabei ist der Name „Berta“ eine Reminiszenz an eine langjährige Bedienung, die mittlerweile schon lange im Ruhestand ist. Aus den Erfahrungen während Corona weiß er natürlich auch: „Gute Mitarbeiter im Service werden nicht mehr. Da muss man heute als Arbeitgeber etwas tun“.

Der Gastro-Roboter, der rund 16.000 Euro kostet, sieht aus wie eine große Tonne auf Rädern mit vier Einschubfächern, wo entweder Tabletts, Teller oder Gläser abgestellt werden können. Zehn Teller kann „Berta“ beispielsweise auf einmal transportieren. Die Voraussetzungen für den Gastro-Roboter sind im Landgasthof Eder gut, weiß Robert Eder: „Wir haben breite Gänge, sind barrierefrei und haben einen gefliesten Boden“. Gleichzeitig ergänzt Eder, dass sie gerade eine Rampe bauen lassen, damit „Berta“ auch auf der Terrasse arbeiten kann.

Wesentliche Eigenschaften von Gastro-Robotern

Drei wesentliche Eigenschaften zeichnen Serviceroboter für die Gastronomie aus: Sie verfügen über einen Motor sowie eine Bewegungssteuerung und fahren autonom. Eine leistungsfähige Sensor-, Brems- und Gleichgewichtstechnik ist dabei besonders wichtig, um die nötige Sicherheit im gastronomischen Arbeitsalltag zu gewährleisten. Mit diesen Merkmalen ausgestattet, können Roboter eine Dienstleistung in einer gering- oder unstrukturierten Umgebung verrichten, ohne dass ein speziell geschulter Bediener vonnöten ist. So übernehmen sie Aufgaben menschlicher Arbeitskräfte und erhöhen die Produktivität verschiedener Abläufe – ohne dass dafür eine Anlernzeit nötig ist.

Von „Berta“ gibt es aktuell nur eine im Landkreis, meint Eder. Sie ist in der Lage, selbstständig vier Tabletts mit Getränken zu transportieren. Das Servicepersonal gibt auf einem Display ein, an welchen Tisch die Getränke gebracht werden sollen; und schon surrt „Berta“ los. Wenn es notwendig ist, kann „Berta“ auf dem Rückweg auch gleich schmutziges Geschirr mitnehmen. Allerdings nur, wenn die Servicekräfte ihr das vorher sagen. Im Saal, dessen Bestuhlung immer auf die entsprechende Veranstaltung angepasst wird, hat Robert Eder einen Servicestützpunkt einrichten lassen. Dorthin liefert „Berta“ die Teller oder Getränke. Und von dort können sie von den Servicekräften entsprechend verteilt werden.

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„Berta“ könnte auch sprechen, aber „das wollten wir nicht“, verrät Robert Eder. Rein technisch wäre „Berta“ auch in der Lage, die Gäste aufzufordern, das schmutzige Geschirr bei ihr einzuladen. Aber auch da haben Robert und Helene Eder Bedenken. Für sie ist wichtig, dass „Berta“ die Servicekräfte so entlastet, dass sie mehr Zeit für die Betreuung der Gäste haben. „Die Gäste sollen den Service wieder genießen können“, sagt Robert Eder.

Die Zahl der Nachspeisen steigt

Ein erstes signifikantes Zeichen, dass sich der Einsatz von „Berta“ auszahlt, ist für Robert Eder, dass die Zahl der Nachspeisenbestellungen deutlich nach oben gegangen ist. „Wenn die Gäste nicht zu lange auf ihr Essen warten mussten und mit dem Service zufrieden sind, dann gönnen sie sich auch eher noch eine Nachspeise“, weiß er aus Erfahrung. „Berta“ hat auch einen sogenannten Wandermodus, das heißt bei einem Stehempfang beispielsweise bewegt sie sich im Raum umher und bietet Getränke an.

Die Reaktionen der Gäste fielen bisher „recht unterschiedlich aus“, weiß Helene Eder zu berichten. So sind die jüngere und die ältere Generation „Von Berta begeistert. Sie filmen und fotografieren sie, wenn sie in Action ist“, erzählt Robert Eder. Das Mittelalter ist dagegen eher skeptisch.

Skeptisch ist auch Holger Nagl, der Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga. „Da bin ich eher Traditionalist“, sagt er deutlich. Die Anwendung beispielsweise in Krankenhäusern kann er sich vorstellen, in der Gastronomie sieht er den Einsatz des Gastro-Roboters eher skeptisch. „Unsere Branche lebt von Emotionen; die Gäste sollen sich wohlfühlen, umsorgt und verwöhnt werden“. Und das „kann keine KI der Welt leisten“, ist Nagl überzeugt.

Der Dehoga-Kreisvorsitzende ist sich bewusst, dass „die Personalsituation in manchen Betrieben dramatisch ist“. Dennoch ist er überzeugt, dass sich der Gastro-Roboter in der Breite nicht durchsetzen wird. Dabei führt er auch technische Gründe an, da beispielsweise nicht jeder gastronomische Betrieb dafür ausgestattet ist. „Eine einzige Stufe genügt, um den Roboter zu Fall zu bringen“.

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