„War für viele Gäste ein echter Energiepunkt“
Gasthaus „Zum Heiss“ in Bad Aibling geschlossen – Was hinter dem Aus des Kultrestaurants steckt
Nach über zehn Jahren ist Schluss: Die traditionsreiche Gaststätte „Zum Heiss“ in Bad Aibling hat kürzlich ihre letzten Speisen serviert. Die Gründe für das Aus, ein wehmütiger Blick zurück – und wie es für den Inhaber nun weitergeht.
Bad Aibling – „Wir konnten bei herrlichem Sonnenschein draußen sitzen, die Sicht auf die Berge im Hintergrund“, schreibt ein Besucher über die Aiblinger Gaststätte „Zum Heiss“. Andere loben die bayerische Küche oder die besondere Atmosphäre. Doch mit all diesen Vorzügen ist jetzt Schluss. Denn bereits Ende November hat die bekannte Gaststätte in Zell ihre Türen geschlossen. Damit geht die Ära eines weiteren traditionsreichen Restaurants in der Region zu ende.
Gaststätten-Inhaber Hubert Lang äußert sich zu dem Umstand mit gemischten Gefühlen. Zwar sei er traurig, dass eine besondere Zeit voller Erlebnisse und Begegnungen nun vorbei ist. „Ich bin aber mittlerweile auch ganz froh, dass es so gekommen ist“, erklärt Lang. Grund für die Schließung ist die Tatsache, dass der Pachtvertrag nicht verlängert wurde. Seitens der Besitzer werde das Gebäude nun für Wohnraum benötigt, sagt Lang.
Hohe Energiepreise, fehlende Planungssicherheit, Personalmangel
In Anbetracht der Energiekrise, fehlender Planungssicherheiten, steigender Lebensmittelpreise und aufgrund des allgemeinen Personalmangels biete sich die Situation deshalb für einen Schlussstrich an. „Außerdem lag unsere Gaststätte im Außenbereich, wir hatten also keine Laufkundschaft, man musste uns extra anfahren“, nennt Lang einen weiteren Grund, der die Situation nicht erleichtert hätte.
„Natürlich ist es trotzdem schade“, betont Lang, der nun seit 20 Jahren selbstständig tätig war – zunächst neun Jahre im Stadtzentrum und seit 5. Mai 2012 in der Gaststätte in Zell, die gerade durch ihren besonderen Ausblick ein Alleinstellungsmerkmal bot. Dass nun im elften Jahr Schluss ist, bedauert der 56-Jährige durchaus. „Es hat sehr viel Spaß gemacht“, sagt Lang. Vor allem für die „tollen Gäste“ tut es ihm leid. Hier seien viele Freundschaften entstanden.
„Alles aus der Pfanne oder vom Lavasteingrill“
Laut Lang, der je nach Saison 15 bis 20 Personen angestellt hatte, war das Gasthaus zum Heiss „ein Energiepunkt für viele Besucher“, ein Ort für Begegnungen, an dem viele Gäste, „vor allem ältere, echte Freundschaften geschlossen haben“. Bekannt war das Restaurant für die, so Lang, nicht herkömmliche bayerische Gastronomie. „Bei uns gab es nur frische regionale Produkte, alles aus der Pfanne oder vom Lavasteingrill“, erklärt Lang.
Man habe sich vor allem durch das Wild-Angebot auszeichnen können. Und die Möglichkeit, Wild zu bekommen, will Lang auch nach der Restaurant-Schließung weiterführen. Er ist selbst Jäger, lebt direkt gegenüber der Gaststätte und will dort nun weiter auch Wild verkaufen. „So kann ich die Geschichte in irgend einer Art und Weise auch weiterführen.“ Ansonsten wolle er sich nun erst einmal ein paar Monate für seine Familie Zeit nehmen, bevor er anschließend wieder in einem Angestelltenverhältnis arbeiten werde, so Lang.
Gastronomiebetrieb seit 1965
Doch zuvor hat er noch einiges zu tun. „In der Gaststätte sieht es zwar schon trostlos leer aus“, so Lang. In den nächsten Wochen gehe er jedoch noch einem „Vollzeitjob“ nach, indem er die gesamte Einrichtung, Küche, Gartenanlage oder Bestuhlung bis zum Jahresende entfernt haben muss.
Durch das Ende seiner Gaststätte zerbricht nun zwar nicht Langs Existenz. Wehmütig blickt der 56-Jährige dennoch auf die vergangenen Jahre zurück. Bevor er die Räumlichkeiten in Zell 1 vor über zehn Jahren übernahm und vieles einbrachte, herrschte dort bereits seit 1965 Gastronomiebetrieb.