Stromgewinnung versus Flächenverbrauch
Wenn sich PV-Anlagen und Felder gut vertragen: Intelligente Lösung bei Agri-PV-Anlagen in Sicht?
Aktuell sind PV-Anlagen, die auf landwirtschaftlichen Flächen installiert werden, in aller Munde. Einerseits helfen sie mit, Strom aus erneuerbaren Ressourcen zu erzeugen. Andererseits bemängeln Kritiker, dass wertvolle Flächen aus der Nahrungsmittelproduktion herausgenommen werden. Eine intelligente Lösung könnte helfen, das Beste aus beiden Welten zu verbinden.
Egglkofen – Da bekamen die Landwirte unter den Gemeinderatsmitgliedern große Ohren. Eigentlich stand der Punkt gar nicht auf der Tagesordnung, doch Bürgermeister Johann Ziegleder (ULE) räumte Hermann Oberhauser und Josef Fürstenberger die Möglichkeit ein, ihre neue Idee in Sachen Agri-PV-Anlagen vorzustellen.
PV-Anlagen sind wichtig zur Stromerzeugung
Aktuell sind PV-Anlagen, die auf landwirtschaftlichen Flächen installiert werden, in aller Munde. Einerseits helfen sie mit, Strom aus erneuerbaren Ressourcen zu erzeugen. Andererseits, und das bemängeln die Kritiker, werden dadurch wertvolle Flächen aus der Nahrungsmittelproduktion herausgenommen. Deshalb werden mittlerweile nur noch Freiflächenanlagen genehmigt, die auf Flächen stehen, deren Bonität nicht so gut ist.
Allerdings kann es derzeit rund zwei Jahre dauern, bis so eine Freiflächenanlage genehmigt wird, da der bürokratische Aufwand erheblich ist. Formal ist es so, dass eine landwirtschaftliche Fläche in eine Gewerbefläche umgewandelt wird. Und hier müssen bei dem baurechtlichen Verfahren zahlreiche Behörden und Fachstellen eine Stellungnahme dazu abgeben.
Module können rund 3,5 Meter über dem Boden aufgestellt werden
Josef Fürstenberger aus Mühldorf hat bereits vor 30 Jahren mit seiner Metallbaufirma bei Görlitz Unterkonstruktionen für PV-Anlagen gefertigt. Schon damals habe es ihn geärgert, dass mit der PV-Anlage der darunterliegende Boden nicht mehr nutzbar war. Zusammen mit Hermann Oberhauser aus Niederbergkirchen, der ebenfalls einen Metallbaubetrieb hat, haben sie nach einer Möglichkeit gesucht, PV-Anlagen und landwirtschaftliche Bewirtschaftung unter einen Hut zu bringen. Die beiden 74-Jährigen haben eine Unterkonstruktion für die PV-Module ausgetüftelt, die es erlaubt, dass die Module rund 3,5 Meter über dem Boden aufgestellt werden können. Aktuell arbeitet Andreas Oberhauser, der den Betrieb seines Vaters übernommen hat, an der technischen Umsetzung der Idee von Josef Fürstenberger und Hermann Oberhauser.
Der Clou daran: Der landwirtschaftliche Grund unter der PV-Anlage kann normal bewirtschaftet werden, erzählte Hermann Oberhauser voller Begeisterung den Gemeinderäten. Damit muss der landwirtschaftliche Grund nicht auf bürokratischem Weg in eine Gewerbefläche umgewandelt werden. Daher falle auch das umfangreiche Genehmigungsverfahren weg. Zudem ist es damit auch nicht erforderlich, dass Ausgleichsflächen ausgewiesen werden, um den Wegfall der landwirtschaftlichen Flächen zu kompensieren.
Auch Gemeinde kann von Freiflächenanlage profitieren
Gleichzeitig haben sich die beiden Metallbauer auch bereits Gedanken über mögliche Finanzierungen beziehungsweise Beteiligungen gemacht. So sei beispielsweise denkbar, dass der Landwirt die Fläche an einen Investor verpachtet und dafür Pachteinnahmen hat. Der Investor könnten auch Bürger sein, sodass eine Bürger-PV-Anlage entstehen kann. Zudem sei vorstellbar, dass die Gemeinde mit fünf Prozent an den Einnahmen beteiligt wird. „Das Ziel muss es sein, dass möglichst viel Strom direkt vermarktet wird“ betonen Oberhauser und Fürstenberger unisono.
Josef Fürstenberger ergänzt, dass er Berechnungen angestellt hat, nach denen etwa drei Prozent der nutzbaren landwirtschaftlichen Fläche rund ein Terawatt Strom liefern können. Das sind eine Billion Watt. Zum Vergleich: Im Jahr 2001 betrug die durchschnittliche elektrische Leistung, die von der Menschheit erzeugt wurde, rund 1,7 Terawatt. Im Durchschnitt verbraucht ein Zweipersonenhaushalt etwa 3.500 kWh Strom pro Jahr. Er nimmt gleichzeitig die Landwirtschaft in die Pflicht, dass sie auch eine Verpflichtung für das Gemeinwohl hätten.
Jedes Mosaiksteinchen kann helfen
Prinzipiell hat Ulrich Niederschweiberer, Kreisvorsitzender des Bauernverbandes, kein Problem mit Freiflächen-PV-Anlagen und sagt, dass Landwirte „heute ja auch Energieproduzenten sind“. Man müsse alle Möglichkeiten der Energiegewinnung nützen, jedes Mosaiksteinchen würde hier helfen.
Gerade bei hochaufgeständerten PV-Anlagen ist er allerdings skeptisch. Aus seiner Sicht stehen „Aufwand und Ertrag nicht im Verhältnis“. Er sieht Probleme bei der Statik und der Größe der Fundamente, die „den Aufwand riesig machen“. Daher glaubt er nicht, dass sich diese Anlagen durchsetzen werden. Er räumt allerdings ein, dass dies seine laienhafte Sicht ist, es gebe „sicher findige Menschen, die hier eine Lösung entwickeln können“. Niederschweiberer wiederholt aber seine Skepsis in Sachen Wirtschaftlichkeit.