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Menschen aus Kreis Mühldorf klären auf

Verregneter Frühling: Drei Experten über Bedenken und die guten Nachrichten

Ulrich Niederschweiberer BBV Kreisobmann
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Landwirt Ulrich Niederschweiberer an seinem blühenden Rapsfeld bei Mößling.

Kalt, stürmisch und verregnet waren die letzten Wochen, alles andere als ein schöner Frühling. Die OVB-Heimatzeitungen wollten wissen, ob dieses eher trostlose Wetter vielleicht auch Positives bewirkt hat. Ein Landwirt, ein Gartler und ein Wasserfachmann wissen mehr.

Mühldorf - So richtig toll war das Wetter ja noch nicht in diesem Frühjahr. Für diejenigen, die auch schon mal im März und April die Sonne genießen wollen, war nicht viel geboten. Gefühlt täglich Regengüsse und etwas Sonne, meist nur während der Arbeitszeit. Dagegen zaubert das anhaltend nasse Aprilwetter dem Mühldorfer Landwirt Ulrich Niederschweiberer ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht. „April, April“, sagt er. „Ich freu’ mich, dass wir endlich mal wieder richtiges Aprilwetter und viel Regen hatten.“

„Der Regen war für uns auf alle Fälle gut und wichtig“, stellt der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands fest. Hat es nicht schon zu viel geregnet und sind die Böden nicht zu nass, um das Saatgut auszubringen? „Es ist noch nichts aus der Zeit“, versichert er. „In den letzten Jahren haben wir den Mais schon Mitte April angebaut, aber das ist auch noch gut bis Mitte Mai möglich. Warmen Boden mag der Mais eh lieber.“ Es sei zwar momentan tatsächlich zu nass, um die Gülle dafür auf die Felder zu bringen, aber diesen Zeitverzug hole man wieder rein. „Das Zeitfenster für die Landwirte wird zwar enger, denn eigentlich steht im Mai schon der erste Grasschnitt zum Silieren an“, erklärt Niederschweiberer. „Aber mit ein paar Nachtschichten kriegen wir das alles hin.“

Ohne Regen wächst kein Gras

Für das Wachstum der Wiesen sei das Wetter im April optimal gewesen, denn Gras kann ohne Regen nicht gedeihen. Auch der Raps stehe schon gut da: „Heuer musste ich beim Raps zum ersten Mal keine Insektizide spritzen, weil es wegen der Feuchtigkeit kaum Käfer gegeben hat.“ Eine schöne Folge des Regens, die zugleich den Bienen zugutekommt. Dagegen musste er bei Wintergerste und Winterweizen mit Fungiziden rangehen, weil es durch die Nässe zu Pilzbefall gekommen ist.

Bestes Wetter für Nacktschnecken

„Für die Natur ist der Regen gut und für unser Grundwasser ist er gut“, betont Lothar Köppel, Vorstand des Vereins für Gartenbau und Landespflege Mühldorf. „Für den privaten Gärtner rund ums Haus ist er nicht so gut, denn der Boden ist sehr feucht und lässt sich derzeit nicht bewirtschaften.“ Hobbygärtner sehnen eine Trockenphase und Wärme herbei, um endlich loslegen zu können. Eine, der das Regenwetter bestens bekommt ist ausgerechnet der größte Feind des Hausgartens: die Nacktschnecke. „Die mag die Nässe, da kann sie gscheit schleimen und rumkrabbeln“, merkt Köppel an. Gerade den Schädlingen würde das Wetter entgegenkommen, Nützlinge dagegen hätte es bei Regen und Kälte schwer. Dann können zum Beispiel die Bienen nicht fliegen und so sei auch die Bestäubung der Kirschblüten heuer eher nur mäßig gelaufen.

Niederschlagsreiche Monate kommen erst

Im Sommer wird es wahrscheinlich wieder heiß und trocken werden. Da ist es doch interessant zu erfahren, ob sich die Regenmengen vom April positiv auf die Pegel des Grundwassers im Landkreis ausgewirkt haben. „Die Grundwasserstände haben sich seit Jahresbeginn nicht merklich verändert“, lautet die ernüchternde Antwort von Klaus Moritz, Sachgebietsleiter Gewässerkunde beim Wasserwirtschaftsamt Rosenheim. „Die Monate Januar bis März waren zu trocken, der April bis heute zu nass. Im Vergleich mit dem langjährigen Mittel erreicht der Jahresniederschlag bis heute knapp das langjährige Mittel.“ Dabei sei aber zu beachten, dass „die niederschlagsreichen Monate von Mai bis September noch vor uns liegen“.

Brauchen mehrere nasse Jahre

Das sind ja schöne Aussichten - zumindest für das Grundwasser. Denn, so der Fachmann: „Die Grundwasserstände im Landkreis Mühldorf sind in der Regel flächendeckend niedrig bis sehr niedrig.“ An der Niederschlagsstation Mühldorf des Deutschen Wetterdienstes bestehe sogar für die vergangenen zwei Jahrzehnte ein Niederschlagsdefizit. Moritz: „Für den Großteil des Landkreises ist davon auszugehen, dass mehrere nasse Jahre benötigt werden, bis sich wieder mittlere Grundwasserstände einstellen werden.“

Regnerischer April lässt Pegel steigen

Dies erwartet er etwa für die mächtigen Schotter des Mühldorfer Harts mit hohen Flurabständen. In flachen Grundwasserleitern mit geringerer Kapazität könne dies auch etwas schneller gehen: „An einigen Messstellen ist der regnerische April anhand eines Grundwasseranstiegs sichtbar.“ Im Inntal werden in Zusammenhang mit den sommerlichen hohen Schmelzwasserabflüssen des Flusses im Laufe des Sommers wieder mittlere Grundwasserstände erwartet.

Die zeitliche Abfolge der Niederschläge ist laut Wasserwirtschaftsamt wichtig für die Grundwasser-Neubildung, denn Regen ist nicht gleich Regen: So sind ergiebige Dauerregen grundsätzlich vorteilhafter als kurzzeitige Starkregenereignisse, da Starkregenereignisse mehr Oberflächenabfluss anstatt Grundwasser erzeugen. Auch wenn viele kleine Regenereignisse hintereinander auftreten, ist das ungünstig, da die Verdunstung der Vegetation und an der Bodenoberfläche eine nennenswerte Grundwasser-Neubildung verhindert, insbesondere bei hohen Lufttemperaturen.

Ergiebiger Dauerregen ist das einzig Wahre

„Tagesaktuelle Grundwasserstände und deren Einstufung im Hinblick auf Niedrigwasser finden Interessierte im Niedrigwasserinformationsdienst“, verrät Klaus Moritz. Weitere nicht tagesaktuelle Grundwassermessstellen sind im Gewässerkundlichen Dienst aufgeführt.

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