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„Erschreckend stark fallende Tendenzen“

Trockenheit macht Grundwasser im Landkreis Mühldorf zu schaffen - Fachleute schlagen Alarm

Pilot Florian Rauch und Luftbeobachter Martin Krautenbacher fliegen Richtung Zwiesel und Hochstaufen. sie gehören zu den Brandbeobachtern in der Region.
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Pilot Florian Rauch und Luftbeobachter Martin Krautenbacher fliegen Richtung Zwiesel und Hochstaufen. Sie gehören zu den Brandbeobachtern in der Region.

Die Trockenheit im Alpenraum und dem übrigen Bayern macht auch vor dem Landkreis Mühldorf nicht halt. Mit einschneidenden Folgen, wie die Beobachtung von Grundwasserständen zeigt. Was das für die Waldbrandgefahr und die Trinkwasserversorgung bedeutet.

Mühldorf - Der Winter war zu trocken, Meteorologen befürchten eine weitere Dürre in den kommenden Monaten. Die Folgen dieser Veränderungen sind laut Fachleuten schon deutlich spürbar.

Der Grundwasserspiegel wird auch heuer wieder unter dem trockenen Winter leiden. Davon gehen die Fachleute im Wasserwirtschaftsamt Rosenheim aus. „Viele Messstellen zeigen niedrigere Werte“, sagt Klaus Moritz. Er ist Leiter der Gewässerkunde und beobachtet seit vielen Jahren einen teils deutlichen Rückgang der Grundwasserstände in der Region. „Wir haben seit vielen Jahren eine geringere Neubildung von Grundwasser“, sagt er.

Komplizierte Zusammensetzung des Bodens im Landkreis

Die Hydrogeologie im Landkreis ist kompliziert, die Wasserfachleute unterscheiden drei unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten im Endmoränenbereich, dem Tertiär und der Inn-Schotterebene. Dazu kommt die Lage an Inn und Isen, die sich auf das Grundwasser auswirkt.

Stark fallende Pegelstände seit fast 50 Jahren

Wasserfachmann Moritz schaut auf die interaktive Karte des Bayerischen Landesamts für Umwelt im Internet. Dort sind alle Grundwassermessstellen verzeichnet, die oberflächennahen genauso wie die in größerer Tiefe. Bei Waldkraiburg findet er eine aktuelle und repräsentative Messstelle, sie heißt „Stachus Süd“.

Der Blick auf die Grafik der Wasserstandsentwicklung macht deutlich: Seit 1975, dem Beginn der Aufzeichnungen, ist der Grundwasserpegel kontinuierlich gefallen, von damals gut 29 Meter Tiefe auf etwa 31,60 Meter gestern. Am Tiefststand vor einigen Monaten lag er sogar bei 32,25 Meter.

Seit 2009 ist die Neubildung von Grundwasser laut Wasserwirtschaftsamt um 26 Prozent zurückgegangen von früher einem Liter je Quadratmeter auf zuletzt nur noch 59 Milliliter.

Auch in tieferen Stockwerken sinkt der Pegel

So oder so ähnlich sehen alle Pegel abseits des Inns aus, auch die in tieferen Stockwerken sinken. „Wir haben überall erschreckend stark fallende Tendenzen“, sagt Moritz. Seit 50 Jahren. Nur die Messstellen am Inn weisen eine stabilere Tendenz aus, das Grundwasser wird direkt aus dem Inn gespeist.

Erholungen sind laut Moritz selten. Das Hochwasser 2016 brachte eine solche, auch das etwas nässere Jahr 2021. „Seit 2003 gab es aber eigentlich kein Jahr mehr mit überdurchschnittlichen Niederschlägen.“

Der Wasserfachmann macht zwei Faktoren für den starken Rückgang verantwortlich: „Es regnet einfach zu wenig, wir hatten eine Reihe von zu trockenen Jahren.“ Dazu kommt: „Wir haben de facto steigende Temperaturen, die Gesamtverdunstung steigt deutlich.“ Beide Faktoren wirken sich negativ auf die Neubildung von Grundwasser aus.

Engpässe bei Trinkwasser befürchtet

Engpässe beim Trinkwasser gibt es nach Angaben des Wasserwirtschaftsamts in Rosenheim noch nicht. Stresstests zeigen aber: Sieben Trockenjahre können zu Engpässen führen.

Aus Sicht von Fachmann Moritz hilft nur eins: „Wochenlanger Landregen jetzt im Frühjahr“, sagt er und weiß, dass er sich mit diesem Wunsch unbeliebt macht. Eine Alternative zur Förderung des Grundwassers gibt es aber aus seiner Sicht nicht. „Das ist notwendig für die Natur, die Grundwasserbildung und eine stabile Trinkwasserversorgung.“ Heftige Gewitter, wie es sie zuletzt im Sommer häufiger gab, helfen dagegen nichts. Das Wasser fließe in Bächen und Flüssen ab, bevor er ins Erdreich versickern könne.

Trocken, aber noch keine Waldbrandgefahr

Landregen würde auch einer zweiten Gefahr der anhaltenden Trockenheit vorbeugen: Der Wald- und Grasbrandgefahr. Seit dem 1. März veröffentlicht der Deutsche Wetterdienst wieder den Waldbrandgefahren-Index. Er zeigt für den Landkreis derzeit die Warnstufe zwei von fünf an, das bedeutet geringe Waldbrandgefahr. In anderen Bereichen vor allem Nordbayerns liegt sie schon bei drei, mittlere Gefahr.

Für offenes Gelände liegt die Brandgefahr im Landkreis sogar darunter bei der niedrigsten Warnstufe eins. Erst zum Wochenende steigt sie auf zwei.

Luftbeobachtungsflüge, die von der Regierung von Oberbayern angeordnet werden, gibt es nach Angaben des Landratsamts Mühldorf noch nicht. „Wir gehen aktuell nicht davon aus, dass es bereits in Kürze zu entsprechenden Anweisungen durch die Regierung von Oberbayern und damit zu Einsätzen der Luftbeobachter kommen wird“, sagt Sprecher Wolfgang Haserer. Darüber hinaus können laut Haserer im Landkreis bei entsprechender Gefahrenlage zusätzlich zu den Luftbeobachtern auch die Drohnen der Kreisbrandinspektion sowie des THW eingesetzt werden.

Im vergangenen Jahr begannen die Beobachtungsflüge im späten Frühjahr, weil auch 2022 trockener war als die Jahre davor. Dann steigen täglich Kleinflugzeuge mit besonders geschulten Beobachtern auf, um das Gebiet zwischen dem Inn und den Chiemgauer Alpen auch auf Brandherde zu untersuchen.

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