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Sicherheitsgespräch im Landratsamt Mühldorf

„Wir können nur immer wieder warnen“ – so schätzt die Polizei die aktuelle Sicherheitslage ein

Polizeipräsident Manfred Hauser Landrat Max Heimerl
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Polizeipräsident Manfred Hauser überreicht den Sicherheitsbericht 2022 an Mühldorfs Landrat Max Heimerl.

Wie sich die Sicherheitslage im Jahr 2022 im Landkreis Mühldorf entwickelt hat, war Thema im Landratsamt. Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd legte einige bedenkliche Zahlen vor. Eine Deliktsart hat sich zu einer wahren „Geißel“ entwickelt. Welche das ist, erklärt Polizeipräsident Manfred Hauser.

Mühldorf – Im Rahmen des jährlichen Sicherheitsgesprächs zwischen dem Polizeipräsidium Oberbayern Süd und dem Landratsamt Mühldorf überreichte Polizeipräsident Manfred Hauser den Sicherheitsbericht 2022 an Landrat Max Heimerl.

Erstes Berichtsjahr nach Corona

„Unsere Kriminalstatistik belegt für das Jahr 2022, dass die Sicherheitslage im Landkreis Mühldorf weiterhin auf einem sehr hohen Niveau ist“, konnte Hauser feststellen. Die Jahre 2020 und 2021 seien sehr stark von Corona-spezifischen Maßnahmen, wie Ausgangsbeschränkungen oder dem Ausfall von Veranstaltungen geprägt gewesen, führte er an und die Straftaten hätten deshalb wohl ihren historisch niedrigsten Stand erreicht.

Deshalb wurde als Vergleichsjahr für den aktuellen Bericht das Jahr 2019 als letztes „Vor-Corona-Jahr“ herangezogen: „In diesem Vergleich liegt die Gesamtzahl der registrierten Straftaten des Jahres 2022 mit 3890 Straftaten deutlich unter dem Niveau von 2019 mit 4296 Straftaten. Ein bemerkenswerter Rückgang um 9,45 Prozent.“ Gleichzeitig blieb die Aufklärungsquote mit 66,2 Prozent hoch, in Bayern liegt diese Quote bei 64 Prozent. Im Landkreis wurden 1973 Tatverdächtige ermittelt. Davon waren 409 Kinder, Jugendliche und Heranwachsende; 725 Ausländer und 266 Zuwanderer.

Im Bereich der Wohnungseinbruchsdiebstähle lag die Zahl der in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) erfassten Zahlen des Jahres 2022 im Vergleich zum Jahr 2019 mit 29 Taten auf gleichem Niveau. Deutlich gestiegen ist die Zahl der Tötungsdelikte um 71,4 Prozent von 6 in 2019 auf 12 im Jahr 2022. Wobei dazu auch nicht vollendete Taten, wie versuchter Totschlag – zum Beispiel der Fall des Maßkrugsschlags gegen den Kopf eines Besuchers auf dem Mühldorfer Volksfest – oder Tötungsverdacht bei ungeklärten Todesfällen gezählt werden.

„Das Internet fordert uns“

„Leider, ich habe dies schon beim letztjährigen Sicherheitsgespräch angesprochen, ist seit Jahren auch im Landkreis Mühldorf ein Anstieg im Bereich der Sexualdelikte zu verzeichnen“, betonte der Polizeipräsident. Diese Entwicklung sei jedoch im gesamten Präsidialbereich sowie in ganz Bayern festzustellen. „Das war auch 2022 so. Erklären lässt sich dies nach wie vor durch die Zunahme von Fällen im Bereich des Tatmittels Internet.“ Bei Konsum und Verbreitung von pornografischen Schriften im Internet, auch von kinderpornografischen Bildern, fallen immer mehr Minderjährige als Verbreiter auf. Sie geben – „oft in Unkenntnis, dass sie eigentlich Strafbares tun“, merkte Hauser an – über ihre Smartphones, Videos und Fotos an andere weiter. Überhaupt sei die Betrugsgefahr im virtuellen Bereich noch nie so groß gewesen wie im Moment. Hauser: „Das Internet fordert uns!“

Acht Tote im Straßenverkehr

Im Jahr 2022 ereigneten sich auf Landkreisgebiet 3548 Verkehrsunfälle, acht Menschen verloren dabei ihr Leben, 487 wurden verletzt. Als Hauptunfallursache wurde wieder ungenügender Sicherheitsabstand festgestellt, gefolgt von Fahrfehlern, Vorfahrmissachtungen, überhöhter Geschwindigkeit, Unfällen beim Überholen und Alkohol am Steuer. Die Polizei ahndete auch 279 Verkehrsstraftaten. In der Hauptsache wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis, aber auch wegen Bedrohung, Beleidigung, Nötigung sowie in sechs Fällen wegen verbotenen Autorennen und zweimal wegen Körperverletzung.

Polizeipräsident Manfred Hauser dankte den Kollegen in den Dienststellen im Landkreis Mühldorf, die mit hoher Motivation und viel Engagement täglich die Grundlagen für die hervorragende Sicherheitslage in der Region schaffen. Und das, obwohl die Kollegen vor Ort, wegen des G7-Gipfels in 2022 rund ein halbes Jahr fast auf sich allein gestellt waren.

Jederzeit auf die Polizei zählen

Diesem Dank schloss sich auch Mühldorfs Landrat Max Heimerl an: „Der Landkreis Mühldorf ist nicht nur ein lebenswerter, sondern auch ein sicherer Landkreis. Das ist der hervorragenden Arbeit der Polizei, insbesondere auch bei der Prävention und Aufklärung, zu verdanken. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden und der regelmäßige Austausch untereinander sind eine wichtige Grundlage für ein hohes Maß an Sicherheit. Wir können jederzeit auf die Polizei zählen. Dies trägt wesentlich zum Sicherheitsgefühl der Bürger bei.“

Schockanrufe nehmen zu, Opfer leiden unter den Folgen

Als „Geißel“ bezeichnete Hauser die Zunahme der sogenannten „Schockanrufe“. Diese hätten sich im Präsidialbereich auf 1800 im Jahr 2022 verdoppelt. „Es gab 55 vollendete Taten, bei denen die Opfer um große Geldsummen oder Wertgegenstände gebracht wurden“, sagte Hauser betroffen. 25 Täter konnten sogar dingfest gemacht werden und die Gerichte verhängen immer spürbarere Strafen. Zum Glück hatte es im Landkreis Mühldorf keinen vollendeten Fall gegeben, allerdings auch deshalb, weil es hier keine massiven Anrufwellen gegeben habe.

Zwar blieben 99 Prozent dieser Betrügereien im Versuchsstadium stecken, aber die materiellen und psychischen Folgen für die Opfer seien enorm. „Die meist älteren Opfer verlieren hier meist Dinge, die sie vielleicht ihren Kindern und Enkeln vererben wollten und haben deshalb ein schlechtes Gewissen, obwohl sie die Betrogenen sind“, bedauert der Polizeipräsident. Keiner sei vor diesen Anrufen und den perfiden Maschen der Anrufer gefeit: „Das hat auch schon Personen aus dem Polizeibereich und Jüngere getroffen. Und oft glauben die Opfer auch nach der Aufdeckung der Tat nicht, dass es sich um Betrug gehandelt hat.“

Er könne nur immer wieder warnen: „Wenn jemand am Telefon nach Wertgegenständen, Bargeld oder Kontodaten fragt, sofort auflegen und die Polizei anrufen! Es wird auch niemals ein Polizist oder Staatsanwalt bei Ihnen anrufen und Geld von Ihnen verlangen!“ Die Jugendbeamten der Polizei gehen mit diesen Warnungen auch an die Schulen, damit die Enkelgeneration ihre Omas und Opas auf diese Gefahr aufmerksam macht.

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