Schadenssumme liegt bei 80.000 Euro
Untreue-Ermittlungen in Mühldorf: War Tögings neuer Kämmerer ein politisches Bauernopfer?
Mit Florian Friedlmeier hat Töging einen neuen Kämmerer. Er war vorher stellvertretender Kämmerer in Mühldorf. Dort wird gegen ihn wegen der Beteiligung an Untreue-Vergehen seines ehemaligen Chefs ermittelt, es geht um 80.000 Euro. Darum hat ihn sein neuer Arbeitgeber trotzdem angestellt.
Mühldorf/Töging - Florian Friedlmeier war zehn Jahre in der Kämmerei Mühldorf tätig, zuletzt hatte er die Abteilung als Stellvertreter geleitet. Sein Vorgänger und ehemaliger Chef ist seit Ende 2021 nicht mehr im Amt, die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts der Untreue. Im November des vergangenen Jahres geriet auch Friedlmeier in den Blick der Strafverfolger. Von einem „Anfangsverdacht“, spricht Dr. Rainer Vietze von der Staatsanwaltschaft in Traunstein. Die „mögliche Tatbeteiligung“ sei aber „deutlich geringer“. Die Ermittlungen laufen noch, wann sie abgeschlossen sein werden, ist laut Vietze offen. Es geht nach seinen Angaben um eine Schadenssumme von 80.000 Euro.
Obwohl Friedlmeier als Beschuldigter gilt, hat die Staatsanwaltschaft jetzt seinen Namen genannt. Sprecher Vietze begründete das damit, dass Friedlmeier selbst die Ermittlungen gegen ihn vor dem Töginger Stadtrat öffentlich gemacht habe.
„Wir sind zu der Einschätzung gekommen, dass er für uns ein sehr guter Kämmerer wäre.“
Die Stadt Töging wusste deshalb von den Vorwürfen, betätigt Bürgermeister Dr. Tobias Windhorst (CSU) auf Anfrage. „Wir sind trotzdem zu der Einschätzung gekommen, dass er für uns ein sehr guter Kämmerer wäre.“ Friedlmeier habe mit seiner fachlichen Qualität überzeugt und sich bereits sehr gut eingearbeitet. „Wenn wir nicht von ihm überzeugt wären, hätten wir es ja nicht gemacht.“
Als Kämmerer sehr gute Arbeit geleistet
Welche Rolle die Ermittlungen in der Kämmerei Mühldorf bei den Einstellungsgesprächen gespielt hätten, ließ Windhorst offen. Auch, wie der Stadtrat in der nicht öffentlichen Sitzung argumentiert hat. Es sei aber unstrittig, dass Friedlmeier in seiner Zeit in Mühldorf sehr gute Arbeit geleistet habe. Das sei auch bei der Vorstellung des Mühldorfer Haushalts 2022 durch Friedlmeier so zum Ausdruck gekommen.
Töginger Stadtrat: Kämmerer ein politisches „Bauernopfer“
Aus Töginger Stadtratskreisen war zu erfahren, dass man Friedlmeier eher für ein „Bauernopfer“ hält bei dem Versuch, die Kämmerei in Mühldorf neu aufzustellen. So sei seine fachliche Eignung nie infrage gestellt worden, es habe sich um eine politische Entscheidung gehandelt.
Der neue Töginger Kämmerer wollte sich selbst nicht äußern. „Eine Stellungnahme zu laufenden Verfahren oder Ermittlungen erfolgt – wie Sie sicher nachvollziehen können – nicht“, teilte Bürgermeister Windhorst als sein Behördenleiter mit.
Mühldorfer Stadtrat: Beratungen hinter verschlossener Tür
Die Stadt Mühldorf will am Donnerstag, 16. Februar, über weitere Konsequenzen aus den Ermittlungen gegen die beiden ehemaligen Mitglieder der Stadtkämmerei entscheiden, der Stadtrat wird dies in nicht öffentlicher Sitzung tun. Derzeit geht es darum, einen neuen Kämmerer zu finden, und die Verträge mit den beiden ehemaligen Mitarbeitern der Kämmerei aufzulösen.
Wie im Vorfeld bekannt wurde, liegt für die Trennung von Friedlmeier inzwischen ein Einigungsvorschlag auf dem Tisch. Die Stadt hatte ihm dem Vernehmen nach im Dezember gekündigt. Das Arbeitsgericht hat jetzt erklärt, wie die Trennung für beide Seiten gütlich gestaltet werden könnte. Friedlmeier will dem Vorschlag wohl zustimmen, nach nicht offiziell bestätigten Angaben auch die Stadt Mühldorf. Vor der Sitzung am Donnerstag wollte sich Bürgermeister Michael Hetzl aber nicht äußern.
„Gehe ein hohes politisches Risiko ein“
Für Tögings Bürgermeister Windhorst bleibt die Ernennung Friedlmeiers eine „Riesenchance“. Zugleich spricht Windhorst von einem „hohen politischen Risiko“, das er eingehe. „Ich nehme es jedoch hin, dass das Verfahren läuft“. Er sei davon überzeugt, dass Friedlmeier der richtige sei - und das sei der Töginger Stadtrat auch.