Neubau in Mühldorf kann nicht abgeschlossen werden
1,5 Millionen Euro teures Containerheim fast fertig, aber zieht nie ein Obdachloser ein?
Der Brand im Dezember 2022 hat die schwierige Situation im Obdachlosenheim in Mühldorf deutlich gemacht. Die Stadt wollte Abhilfe schaffen und ein neues Haus bauen. Das ist vorerst gescheitert. Was die Gründe dafür sind.
Mühldorf – Der Brand vom 4. Dezember 2022 forderte keine Verletzten, er ging glimpflich ab. Danach blieb aber ein Teil des Wohnblocks an der Altöttinger Straße unbewohnbar. Das nächtliche Feuer und die folgenden Tage machten mehr als deutlich, wie prekär die Wohnverhältnisse für die Obdachlosen dort sind.
2021 Neubau der Obdachlosenunterkunft beschlossen
Der schon 2021 beschlossene Neubau eines Containerdorfs wurde dringlicher, wie Stadtbaumeisterin Birgit Weichselgartner am Tag nach dem Brand erklärte. „Wir werden bei der Stadtratssitzung über die Vergabe der Aufträge abstimmen.“ Die Bodenplatte war zu diesem Zeitpunkt bereits da, sie stammt von einem früheren Bau.
Nicht dicht, unzureichender Brandschutz
Ende 2023 hätte die Unterkunft fertig sein sollen, erklärte die Stadt jetzt auf Anfrage. Doch daraus wird nichts. Schuld daran hat nach Angaben von Bürgermeister Michael Hetzl vor dem Stadtrat die Firma, die die Container hergestellt hat. „Da Baumängel bei Abdichtungen, Anschlüssen und beim Brandschutz festgestellt wurden, konnte dieser Termin nicht eingehalten werden“, sagte Stadtsprecherin Teresa Harreiner jetzt auf Anfrage. „Die Verantwortung trägt die beauftragte Firma, die auch dafür haftet.“
Eine Ortsbegehung wollte die Stadt nicht zulassen. Von außen sieht die Anlage aber bereits fast fertig auf. Die Container stapeln sich auf zwei Etagen hinter dem bisherigen Obdachlosenhaus an der Altöttinger Straße, Briefkästen sind angebracht. Eine Außentreppe mit umlaufendem Laubengang führt ins obere Stockwerk. Bauarbeiter sind aktuell keine mehr zu sehen.
Denn der von außen nicht erkennbare Zustand der Container ist so schlecht, dass die Stadt sogar von einem Abriss spricht. „Da die Firma die Mängel anerkennt, hat sie einen Rechtsanspruch darauf, nachzubessern“, sagt Harreiner. „Aktuell wird geklärt, in welchem Maße das geschieht: Denkbar ist der Ersatz von einzelnen bis hin zu allen Modulen.“
Container stammen von Spezialfirma aus Schlüsselfeld
Die Container stammen von der Firma KB Container GmbH aus Schlüsselfeld. Nach eigenen Angaben arbeitet das KB Container häufig mit Kommunen zusammen und stellt Container als Schulen, Kindergärten oder auch für Krankenhäuser auf.
Auf Anfrage teilt das Unternehmen nur mit: „Wir arbeiten in enger Zusammenarbeit mit dem Bauamt der Stadt Mühldorf an einer für alle zufriedenstellenden Lösung und kommen dabei sehr gut voran.“
1,5 Millionen Euro hat die Stadt bislang investiert. In den Containern sollen 24 Plätze für Obdachlose geschaffen werden. In einem weiteren Obergeschoss, das derzeit aber noch nicht geplant ist, gäbe es Platz für weitere 15 Menschen.
Wann die neuen Räume genutzt werden können, ist völlig offen. „Ein Zeitplan kann erst aufgestellt werden, wenn klar ist, wie die bestehenden Mängel beseitigt werden“, erklärt Harreiner.
13 Menschen in Obdachlosenunterkunft
Derzeit leben laut Stadtverwaltung 13 Menschen in der Obdachlosenunterkunft an der Altöttinger Straße. Weder das alte Haus noch die neuen Container sollen allerdings zur festen Wohnstatt für Obdachlose werden. Sie soll als Notunterkunft Menschen kurzfristig Wohnraum geben, bis sie eine andere Wohnung finden. „Es ist keine Dauerlösung“, betonte Stadtbaumeisterin Birgit Weichselgartner 2021 vor dem Stadtrat. Damals beschloss das Gremium den Neubau einstimmig. In der Realität gibt es aber Menschen, die seit vielen Monaten dort wohnen.
Stadt muss Unterkunft für Obdachlose zur Verfügung stellen
Rechtlich sind Städte und Gemeinden dafür zuständig, Obdachlosen ein Dach über dem Kopf zur Verfügung zu stellen, die in ihrem Gemeindegebiet leben. Es handelt sich dabei allerdings nicht um Dauerwohnungen. In vielen Großstädten, die mehr Menschen Obdach bieten müssen, ist dies oft durch Übernachtungsheime geregelt. Diese müssen Obdachlose während des Tages meist verlassen.

