Wohnung komplett ausgebrannt
Brand in Mühldorfer Notunterkunft trifft Obdachlose - Wo kommen acht Bewohner jetzt unter?
Der Brand in der Altöttinger Straße in Mühldorf trifft Menschen, die unter schwierigen Wohnverhältnissen leben. In dem städtischen Gebäude sind Obdachlose untergebracht. Werden sie jetzt erneut obdachlos?
Mühldorf - Keine Schwerverletzten: Das ist die gute Nachricht nach dem Brand in einer Wohnung in der Altöttinger Straße in Mühldorf. In der Nacht auf Montag war in dem dreistöckigen Mehrfamilienhaus ein Feuer ausgebrochen, nach Angaben der Kripo erlitten vier Menschen leichte Verletzungen. Noch bevor die Feuerwehr in Mühldorf Süd eintraf, hatten sich alle Menschen in Sicherheit gebracht.
Noch lange dringt Rauch aus den Fenstern
Auch fünf Stunden nach der Alarmierung dringt noch Rauch aus der ausgebrannten Wohnung im zweiten Stock. Drei schwarze Fenster auf der Rückseite des Gebäudes zeigen deutliche Brandspuren. Einsatzleiter Martin Strasser spricht von Glutnestern, die noch zu suchen und gegebenenfalls zu löschen seien. Kurz nach fünf Uhr kam der Alarm für die Freiwilligen, jetzt ist die Arbeit weitgehend getan. Die Brandfahnder der Kripo laden ihre Gerätschaften aus, um die Ursache zu ermitteln.
Dass sie ungefährdet ihrer Arbeit nachgehen können, betonte Mühldorfs Bürgermeister Michael Hetzl. Denn statisch sei das Haus soweit sicher, dass Feuerwehr und Polizei ihren Job erledigen können. „Es ist nicht einsturzgefährdet“, sagte Hetzl nach einem Besuch der Brandstelle gemeinsam mit Stadtbaumeisterin Birgit Weichselgartner und einem Statiker.
Die Bewohner der beiden miteinander verbundenen Häuser sind zu diesem Zeitpunkt nicht mehr da. Einige von ihnen waren zeitweise in der Kantine von ODU untergebracht, wo es warm ist und sie mit Essen und Trinken versorgt werden konnten. Da die städtische Notunterkunft für Obdachlose nicht komplett belegt war, droht den Bewohnern durch den Brand nach Angaben Hetzls nicht erneut die Obdachlosigkeit. „Sie können alle zurück kommen, sobald die Lösch- und Aufräumarbeiten vorbei sind“, sagte Hetzl. Das vordere der beiden Häuser habe bei dem Brand nichts abbekommen. „Die Bewohner werden ihre Habseligkeiten aus dem Brandhaus mitnehmen können und umziehen.“
Stadtrat befasst sich mit der Unterkunft
Der Brand macht das Problem deutlich, dass die Stadt seit einiger Zeit mit den beiden Häusern in der Altöttinger Straße hat: Sie sind in denkbar schlechtem Zustand. Im Januar 2021 beschloss der Stadtrat deshalb, einen Neubau neben den bestehenden Häusern zu errichten. „Wir werden bei der Stadtratssitzung in 14 Tagen über die Vergabe der Aufträge abstimmen“, sagte Stadtbaumeisterin Weichselgartner auf Nachfrage.
Vorbereitungen für Ersatzbau laufen
Die Vorbereitungen für den Ersatzbau in Modulbauweise auf einer bereits bestehenden Bodenplatte seien abgeschlossen, auch die Abstimmungen mit dem Landratsamt durchgeführt. Der Altbau wird nach Fertigstellung abgerissen. Deshalb kam der Brand zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, sagt Weichselgartner. „Wenn er später gekommen wäre, wäre es nicht mehr so schlimm.“ Derzeit leben 15 Menschen in den 24 Wohnungen der Obdachlosenunterkunft, acht von ihnen in dem beschädigten Teil.
Neubau kostet über eine Million Euro
Über eine Million wird der Neubau die Stadt kosten - Stand 2021. Stadtbaumeisterin Weichselgartner geht davon aus, dass die tatsächlichen Kosten allerdings wegen der allgemeinen Teuerung höher liegen werden. „Wie hoch kann ich aber leider noch nicht sagen“, betont sie, „da müssen wir jetzt erst alle Angebote abwarten.“
Betreuung durch Caritas und Landratsamt
Während der damaligen Diskussion im Stadtrat forderten mehrere Stadträte auf eine gute Unterbringung der Obdachlosen zu achten. Nach Angaben der Stadt werden die Bewohner von der Caritas und vom Landratsamt begleitet, um ihre Lebenssituation zu verbessern. Viele lebten aber relativ lange in den beiden Häusern, bevor sie sich eine eigene Bleibe suchten. Eine Betreuung durch die Stadt schloss Bürgermeister Hetzl 2021 als nicht leistbar aus.
Weichselgartner ist froh, dass niemand zu Schaden gekommen ist und alle Bewohner im Nachbarhaus unterkommen können. 2023 soll der Ersatzbau fertig werden. So werden die Obdachlosen nicht erneut obdachlos.
Die Polizei geht von einem Schaden im sechsstelligen Bereich aus, Hinweise auf vorsätzliche Brandlegung gebe es keine.