Besondere Auszeichnung
Tierwohlpreis: Auf dem Mühldorfer Straßer-Hof fühlen sich 120 Kälber wohl
Großer Bahnhof im Landkreis Mühldorf auf dem Hof der Familie Straßer. Der Landwirtsfamilie liegt das Wohl ihrer Tiere am Herzen. Das ruft die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber auf den Plan.
Mühldorf – Die Familie Straßer bewirtschaftet einen Bauernhof mit 120 Kälbern in der Nähe des Bienenhofs Aham. Die Familie Straßer – das sind der Landwirt Franz Straßer, seine Frau Anna und die beiden Töchter Veronika (7 Jahre) und Elisabeth (5 Jahre). Die ältere Tochter besucht die Regenbogen-Grundschule in Töging, die jüngere geht in den Kindergarten. Jetzt bekam die Familie Straßer hohen Besuch aus München.
Preisträger haben sich dem Tierwohl verpflichtet
Zunächst waren zwei schwarze Limousinen aus der Landeshauptstadt vorgefahren, zum einen war die Pressesprecherin der Ministerin, zum anderen waren der Moderator und der Techniker der zweistündigen Veranstaltung vorab angereist. Es folgte ein schwarzer SUV. Diesem entstieg eine leibhaftige bayerische Staatsministerin: Michaela Kaniber war gekommen – die Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Aber es waren auch andere wichtige Personen auf dem Hof: Mühldorfs Landrat Max Heimerl, der Landtagsabgeordnete Sascha Schnürer, Mühldorfs Zweite Bürgermeisterin Ilse Preisinger-Sontag (alle CSU) und Angela Vaas, die Leiterin des Landwirtschaftsamtes in Töging. Ebenfalls vor Ort waren Kreisbäuerin Heidi Schmidinger und der Kreisobmann des Bauernverbandes, Ulrich Niederschweiberer.
Der Anlass des Besuchs: Die Familie Straßer war einer der drei Preisträger des Bayerischen Tierwohlpreises 2023. Auch die beiden anderen prämierten Familien waren angereist, die eine kam aus dem Landkreis Hof, die andere aus dem Landkreis Weilheim-Schongau. Prämiert werden hierbei landwirtschaftliche Betriebe, die das Tierwohl verbessern.
Akzeptanz der Verbraucher ist wichtig
Warum hat Franz Straßer, der seit acht Jahren Kälber züchtet, den Tierwohlpreis gewonnen? Michaela Kaniber in ihrer Ansprache: „Wir brauchen mutige landwirtschaftliche Betriebe, die vorangehen. Die Preisträger sind Vorbilder unserer Zeit, sie haben Großartiges geleistet. Zeigen Sie das auch anderen Bauern. Wir sind stolz auf unsere bayerischen Landwirtschaftsbetriebe. Ich bin zwar keine Bäuerin, sondern eine Wirtstochter, doch es war für uns immer der Grundsatz wichtig: beste Ware für den netten Gast oder Kunden. Dies gilt auch bei unseren Preisträgern und bei allen bayerischen Landwirten. Mein Motto lautet. Die Akzeptanz des Verbrauchers ist die Lizenz zum Produzieren.“
„Tierwohl findet in Bayern statt“
Wenn wir uns beim Tierwohl nicht weiterentwickeln, „dann ‚hoit uns da Deife“, so die Ministerin, die sich auch durchaus im bayerischen Dialekt ausdrücken kann. Kaniber weiter: „Ich will auch kein Berlin-Bashing betreiben, aber wir warten heute noch auf ein Tierwohlprogramm von Bundes-Landwirtschaftsminister Cem Özdemir. So haben wir in Bayern zum Tierwohl ein eigenes Programm gemacht. Es gibt bei uns in Bayern keine Massentierhaltung wie in Betrieben mit 60.000 Schweinen im Osten Deutschlands. Tierwohl findet in Bayern statt“.
Professor Dr. Klaus Reiter, er ist seit 2003 Leiter der Arbeitsgruppe ‚Verhalten und Tierschutz‘ der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, war auch ein Mitglied der siebenköpfigen Jury, die die Preisträger ermittelt hat. Er stellt den Straßer-Hof den Gästen vor: „Der Hof umfasst 33 Hektar Acker- und acht Hektar Grünland. Es handelt sich um einen Außenklimabetrieb auf Stroh, die Ausrichtung ist nach Südosten. Der Betrieb hat 120 Fresser.“ Damit sind die Kälber gemeint. Die einzelnen Buchten, in denen mehrere Kälber zusammen leben, sind durch Strohballen abgetrennt. Die Tiere sind nicht angebunden.
Kälber können in ihrem Stall schön laufen
Nachdem sich die Ministerin und die Gäste bei einem leckeren Büfett gestärkt hatten, erläuterte Franz Straßer bei einem Rundgang über den Hof seine Philosophie: „Unser Außenklimastall ist nach Südosten gebaut. So haben die Kälber im Frühjahr, im Herbst und im Winter ausreichend Morgensonne. Im Hochsommer aber, wenn die Sonne am höchsten steht, herrscht in den Boxen der Tiere Schatten vor“.
Dieser Stall sticht dem Betrachter natürlich sofort ins Auge. In nordwestlicher Richtung ist die einzige durchgehende Mauer. Diese ist mit einer Thermowand versehen, die durch die Sonnenbestrahlung aufgeheizt wird. An ihr gelehnt, schlafen die Tiere gerne, wie Bauer Straßer erzählt. Die drei anderen Seiten des Stalles sind offen.
Anna Straßer ergänzt: „Die Tiere können in unserem Stall schön laufen und ihrem Bewegungsdrang nachgeben. Wir tränken absichtlich mit Eimern, so können wir täglich überprüfen, ob es unseren 120 Tieren gutgeht“.
Kälber genießen Massagebürsten und Lecksteine
Franz Straßer erzählt weiter: „Mit den Curtains (das sind bewegliche Vorhänge, die Redaktion) können wir im Sommer Schatten auf die Futtertische bringen und im Winter eine angenehme zugluftfreie Atmosphäre schaffen. Gerne nutzen unsere Kälber die Massagebürsten oder die Lecksteine. Jedes Tier hat einen eigenen Trinkeimer. Dadurch kann ich besser kontrollieren, ob die Tiere ausreichend trinken oder ob sie sogar krank sein sollten. Die UV-Strahlung im Sonnenlicht tötet Keime im Wasser ab“.
Anna Straßer fügt hinzu: „Unser selbst erzeugtes Futter für die Tiere sichert die hohe Qualität unseres Fleisches. Zukäufe an Futter sind genfrei und überwiegend regional hergestellt“. Ehemann Franz weiter: „Auch das Stroh, das wir zum Einstreuen benutzen, wird auf unserem Hof produziert. Wir verkaufen männliche Tiere an Bullenmäster, weibliche Kälber verwenden wir zur Zucht und später nutzen wir sie als Milchkühe“.
Familie Straße lebt die Landwirtschaft mit Herzblut
Es gibt auch einen Hofladen. Anna Straßer dazu: „Wir sammeln Bestellungen für unser Inntaler Stroh-Kalbfleisch. Wenn genügend Bestellungen da sind, wird ein Kalb geschlachtet.“ Franz Straßer zum Schluss: „Wir haben gesunde vitale Kälber in einem Stall mit sehr viel Platz, viel Licht und viel Luft. Das beweist uns, dass wir alles richtig gemacht haben“. Das merkt auch der Besucher – die Familie Straßer lebt ihren Beruf mit Herzblut.
Das Preisgeld steckt Familie Straßer in den Ausbau ihres Stalles. Es soll eine Sprinkleranlage in den Außenklimastall eingebaut werden, um für noch mehr Abkühlung im Sommer zu sorgen.