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Zeitpläne und Maßnahmen vorgestellt

„Macht‘s die Augen auf“: Bummeltempo für barrierefreies Bahn-Fahren in Mühldorf?

Sie verschafften sich einen Eindruck von den barrierefreien Niederflurwaggons, die die SOB zukünftig einsetzen möchte
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Sie verschafften sich einen Eindruck von den barrierefreien Niederflurwaggons, die die SOB zukünftig einsetzen möchte (von links): Brigitte Lindmeier, Bezirksrätin Gisela Kriegl, SOB-Geschäftsleiterin Magdalena Obermayer, Matthias Krause, Michael Schoßböck, Oskar Hecht, Burgkirchens Integrationsreferent Klaus Kölbl und Mühldorfs Zweite Bürgermeisterin Ilse Preisinger-Sontag.

Die Südostbayernbahn (SOB) möchte Bahnfahren noch einfacher machen – mit barrierefreien Waggons. Trotzdem ist noch einiges an Geduld gefragt. Das sind die Gründe.

Mühldorf – Rollstuhlfahrer, Senioren, Radler und Reisegäste mit Kinderwagen – sie alle dürften seit längerem sehnsüchtig auf die neuen, barrierefreien Niederflurwaggons bei der Bahn warten. Die Pläne sind schon fortgeschritten, die Einführung fest geplant. Nur der Zeitpunkt ist noch offen. Das zeigte eine Informationsveranstaltung am Bahnhof Mühldorf. 

Die Behindertenbeauftragten Michael Schoßböck aus Altötting und Oskar Hecht aus Neuötting hatten zu dem Termin geladen, rund 25 Personen – Behinderte, Vertreter von Behinderteneinrichtungen, Mandatsträger und Vertreter der Südostbayernbahn (SOB) – waren gekommen. Unter ihnen war auch SOB-Geschäftsleiter Matthias Krause. Er erklärte, dass in der zweiten Jahreshälfte Gespräche mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) für die „sukzessive Einführung“ der barrierefreien Wagen im Bereich der SOB begännen. Die BEG plant, finanziert und kontrolliert den Schienenpersonenverkehr im Auftrag des Freistaats.

Spontanes Reisen ermöglichen

Die Barrierefreiheit müsse vorangetrieben werden, so Krause, „um spontanes Reisen zu ermöglichen“. Ab Dezember solle der Einsatz barrierefreier Züge der Baureihe VT 642 nach und nach erweitert werden; derzeit sind fünf dieser Niederflurfahrzeuge im Traun-Alz-Netz im Einsatz. Nach Auskunft der SOB wird es „voraussichtlich noch etwa vier Jahre dauern, bis überall Niederflurzüge im Einsatz sein können.“ Eine Ausnahme ist die Gäubodenbahn: Hier dürfen über die Donaubrücke nur Triebfahrzeuge der Baureihe 628 fahren. Für die Rottal-Bahn sei der barrierefreie Start für Dezember 2024 vorgesehen. 

Für den Einsatz der VT 642 müssen noch die Werkstätten und Fahrzeuge für rund 60 Millionen Euro umgebaut und das Personal geschult werden, so SOB-Chef Krause. Das sei erforderlich, um die neuen Triebwägen instand halten zu können. Zudem werden die Triebwagen „aufgefrischt, teilweise umgebaut und erhalten eine neue Lackierung“, so eine Sprecherin der Bahn. 

Froh, dass es endlich losgeht

„Ich bin froh, dass es endlich losgeht“, sagte der Altöttinger Behindertenbeauftragte Schoßböck. „Es ist nicht das, was ich mir gewünscht habe, aber es ist ein Anfang.“ Der Neuöttinger Hecht ergänzte: „Wir sind einen großen Schritt weiter“ – nach vielen Jahren, in denen nichts passiert sei.

Schoßböck lobte, dass die SOB „mit ehrlichen Karten“ spiele. Allerdings müsse die Politik mehr Druck aufbauen, damit etwas vorwärtsgehe. Hecht appellierte an die Politiker: „Macht‘s die Augen auf!“ Es gehe nicht um Behinderung, sondern um Verhinderung, die ein immer größeres gesellschaftliches Spektrum betreffe.

Barrierefreier Ausbau der Bahnhöfe

Schoßböck und Hecht lobten den zügigen barrierefreien Ausbau der Bahnhöfe. Doch das nütze Rollstuhlfahrern nichts, wenn nicht auch barrierefreie Züge im Einsatz seien. 

Laut SOB-Chef Krause sind im SOB-Netz die Bahnsteige an 77 der 78 Verkehrsstationen stufenfrei zu erreichen. 39 der Stationen seien zudem barrierefrei, also mit Aufzügen, Blindenleitlinien und erhöhten Bahnsteigen für den niveaugleichen Einstieg in einen Niederflurzug. 

Die weitere Prioritätenliste der SOB

Der weitere Ausbau barrierefreier Bahnsteige steht auf der Prioritätenliste der SOB, versicherte Krause, unter anderem Burghausen. Heuer seien die Haltepunkte Schalchen, Stein an der Traun und Hebertsfelden sowie die Bahnhöfe Eggenfelden (Hausbahnsteig) und Bad Birnbach (Hausbahnsteig) an der Reihe.

Ein Blick in die barrierefreie Zukunft – mit Abstrichen

Um den Betroffenen einen Eindruck vom barrierefreien Reisen zu ermöglichen, war ein Waggon der Baureihe 642 vor Ort – allerdings nicht mit der späteren Ausstattung. So klaffte bei dem niveaugleichen Einstieg zwischen Bahnsteigkante und Waggon ein Spalt, der für Rollstuhlfahrer nicht zu überwinden gewesen wäre. Der soll später mit einem „Trittstummel“ verringert werden, der im Winter weniger störanfällig ist als ein automatischer Schiebetritt. 

Brigitte Lindmeier, Bezirksgruppenleiterin des Blinden- und Sehbehinertenverbandes, und Gisela Kriegl, Inklusionsbeauftragte des Bezirks Oberbayern, wiesen im Inneren unter anderem darauf hin, die Waggons mit taktilen und kontrastreichen Aggregaten auszustatten, um auch Sehbehinderten die Benutzung zu erleichtern. 

SOB-Chef Matthias Krause ergänzte, dass die Wagen freie Plattformen aufweisen werden: für Rollstuhlfahrer, Fahrräder und Kinderwägen. Ab 2026 seien auf der Strecke nach Burghausen wasserstoffbetriebene Fahrzeuge im Einsatz, die dann auch rollstuhlgerechte statt behindertengerechte Toiletten hätten.

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