Bilanz des Weihnachtsgeschäfts
Von Ski-Leasing und zu teurem Spielzeug: Naht das Ende des fröhlichen Einkaufsbummels?
Einbußen, aber auch gute Umsätze verzeichnete der Einzelhandel in diesem kurzen Advent. Was besonders gefragt war und warum sich mancher Unternehmer um den „fröhlichen Einkaufsbummel” sorgt.
Mühldorf/Waldkraiburg – Der Start in das Weihnachtsgeschäft war für die Unternehmen im Landkreis Mühldorf holprig: „Das erste Adventswochenende hat uns einen Streich gespielt, durch Schnee und Glatteis hatten wir erhebliche Einbußen”, sagt Globus Geschäftsleiter Tobias Au.
Auch Michael Hell, Eigentümer des Modehaus Hell in Ampfing und Mühldorf, sieht das so: „Da fehlt uns schon ein großer Batzen.” Erfahrungsgemäß sei der erste Adventssamstag bei Ihnen im Geschäft sogar der wichtigste. Aber durch das Schneechaos ging nichts.
Winterwetter sorgt für Einbußen, aber auch Kundschaft
Doch das Winterwetter hat auch seine Vorteile. „Dass es die letzten Wochen über schön kalt war und auch etwas windig, hat uns insgesamt gut getan”, sagt Hell. Viele Winterjacken fanden dadurch einen neuen Besitzer und Winterstiefel waren für den Dezember sogar überdurchschnittlich gefragt.
Auch Adalbert Schäftlmeier, Inhaber von Intersport Schäftlmaier in Waldkraiburg, ist mit dem Wetter zufrieden: „Witterungsbedingt ist unser Geschäft hervorragend gelaufen.” Warme Kleidung und Wollsachen waren besonders beliebt.
Skiausrüstung ist gefragt– sowohl Leasing als auch Kauf
In den Tagen nach dem großen Schneefall wurde das Sportgeschäft nahezu überlaufen. „Die Schneetage waren schon wahnsinnig, die Kunden kamen so prompt und so viele auf einen Schlag”, erzählt Schäftlmaier. Ausrüstung zum Skifahren und Langlaufen war gefragt.
Der Renner sei auch in diesem Jahr das Kinderski-Saisonleasing. „Das ist wie beim Auto, die Kunden wollen nicht mehr auf einen Schlag einen großen Betrag ausgeben.” Vor allem weil die Kinder sowieso schnell wieder aus ihrer Ausrüstung hinauswachsen.
Woche zwischen den Jahren „noch einmal kriegsentscheidend“
Zurückhaltend gibt sich Christian Kühl, Vorsitzender von „Mühldorf vor Ort” und Inhaber von Apollo-Optik in Mühldorf. „So richtig können wir erst im Januar sagen, wie das Weihnachtsgeschäft gelaufen ist.”
Die Woche zwischen den Jahren bezeichnet er für den Einzelhandel als „noch einmal kriegsentscheidend”: Da haben die meisten Urlaub und damit Zeit, in die Geschäfte zu gehen, Gutscheine einzulösen und Weihnachtsgeschenke umzutauschen.
Zwei Unternehmer kritisieren die Bundesregierung
Gefühlsmäßig sei das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr gut gelaufen, aber es hätte auch noch mehr sein können. „Den Bürgern bleibt von ihrem hart verdienten Geld immer weniger übrig, das trübt die Kauflaune”, zeigt sich Kühl besorgt.
Diese Sorge teilt auch Schäftlmaier: „Wenn kurz vor Weihnachten von der Bundesregierung Preiserhöhungen angekündigt werden, ist das für den Einzelhandel nicht förderlich.” Im Gegenteil – das verunsichere die Konsumenten stark.
Kühl sagt sogar: „Den fröhlichen Einkaufsbummel gibt es nicht mehr.” Auf Waren, die nicht zwingend erforderlich seien wie ein neues Radio oder T-Shirt, würden die Leute heute eher verzichten. Bei Apollo-Optik hätten sie dagegen den Vorteil, dass man – wenn benötigt – nicht um die Anschaffung einer Brille oder eines Hörgeräts herumkommt.
Ein Lichtblick: Gestiegene Einkommenserwartung
Vorsichtig optimistisch äußert sich dagegen Modehausinhaber Hell und verweist auf aktuelle Zahlen des Marktforschungsunternehmens GfK und des Nürnberger Instituts für Marktentscheidungen (NIM). Demnach steigen sowohl die Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung zum Ende des Jahres spürbar an.
„Ob es sich beim aktuellen Anstieg um den Beginn einer nachhaltigen Erholung der Konsumstimmung handelt, bleibt abzuwarten“, erklärt Rolf Bürkl, Konsumexperte beim NIM, in einer Pressemitteilung. Das Niveau des Konsumklimas sei derzeit noch überaus niedrig.
Auch kürzerer Advent wirkt sich aus
Negativ wirkt sich Hell zufolge aus, dass der Advent in diesem Jahr kürzer ist. „Die Schlusskunden, die sonst nach dem vierten Advent noch eilig zum Geschenkekauf in den Laden kommen, fehlen nun.” Auf den letzten Drücker seien Gutscheine besonders beliebt, die schön verpackt das Modehaus verlassen.
Menschen suchen den persönlichen Kontakt im Laden
Das derartige Zusatzleistungen beliebt sind, hat auch Christian Göttlinger beobachtet. „Die Menschen haben stärker den persönlichen Kontakt gesucht, wollten sich beraten oder etwas einpacken lassen”, sagt der Inhaber von Leder Streck in Neumarkt-Sankt Veit, der zugleich Werbegemeinschafts-Vorsitzender ist. Der Blick sei ein bisschen weg vom Onlinehandel hin zu den lokalen Läden gegangen.
Was in diesem Jahr besonders gefragt war
Bei Leder Streck sei das Weihnachtsgeschäft erwartungsgemäß gelaufen. „Rekorde können wir jedoch nicht verzeichnen.” Gut verkauft wurden Geldbörsen, Damentaschen, Rucksäcke und Reisegepäck.
Bei seinen Neumarkter Kollegen seien vor allem Deko-Artikel, warme Kleidung, Weihnachtsgestecke und Schmuck begehrt gewesen. Auch Lebkuchen und Weihnachtsbraten werden gerne für die Festtage gekauft.
Von vielen Vorbestellungen an der Käse- und Metzgerei-Theke spricht auch Globus-Geschäftsführer Au. Zudem sind fertige Geschenkkörbe und Gutscheine beliebt.
Teures Spielzeug bleibt eher im Laden stehen
Nur teure Spielzeuge wie Lego-Sets mit einem Warenwert von 150 Euro aufwärts stehen in diesem Jahr seltener auf dem Kassenband. „Beim Spielzeug erreichen wir nicht mehr die Preislagen wie in den letzten Jahren”, sagt Au. Insgesamt ist er aber mit dem Weihnachtsgeschäft zufrieden.
Dem schließt sich auch Josef Wimmer, Geschäftsführer von Edeka Lechertshuber & Wimmer, an. Besonders gefragt seien Wild und Geflügel, aber auch andere klassische Weihnachtsartikel würden gut gekauft. „Wir können nicht klagen”, sagt er.
