Schulamt muss schnell handeln
Geflüchtete Kinder aus der Ukraine: Wie sind die Schulen im Kreis Mühldorf vorbereitet?
Noch weiß keiner, wie viele Kinder aus der Ukraine in den Landkreis kommen werden. Gibt es überhaupt genügend Lehrer, um die Mehrarbeit bewältigen zu können?
Mühldorf – Vor allem Frauen mit ihren Kindern kommen derzeit aus der Ukraine in Deutschland und auch im Landkreis Mühldorf an. Sie zu integrieren und ihnen ein Stück „normales“ Leben zu ermöglichen, wird eine der größten Aufgaben der nächsten Wochen und Monate sein.
Gerade der Besuch von Kindergärten und Schulen kann dabei helfen. Hier können die ukrainischen Kinder die deutsche Sprache lernen und vor allem mit Gleichaltrigen in Kontakt kommen und wieder einen kindgerechten Alltag erleben.
Lernen ohne Wartezeit möglich
Die OVB-Heimatzeitungen haben nachgefragt, wie das Schulamt Mühldorf den Schulbesuch geflüchteter ukrainischer Kinder organisieren will. Zuständig ist das Staatliche Schulamt für die Grund- und Mittelschulen. „Derzeit bereitet sich das Schulamt zusammen mit den Schulen im Zuständigkeitsbereich auf die Aufnahme von Flüchtlingen vor“, bestätigt Hans Wax, Leiter des Schulamts. „Bisher ist es so, dass für Geflüchtete erst nach drei Monaten Aufenthalt in Deutschland ein Schulrecht beziehungsweise eine Schulpflicht gilt.“
Wax geht davon aus, dass diese Regelung nun angepasst wird, „sodass ein Schulrecht für Ukraineflüchtlinge ab ihrem Aufenthalt in Bayern gelten soll“. Offizielle Informationen dazu lägen aktuell aber noch nicht vor. „Das Schulamt begrüßt diese Maßnahme, weil es den Kindern helfen kann, wieder in einen geregelten Alltag zu finden.“
Einige Schulen hätten schon Konzepte zur Aufnahme von ukrainischen Kindern entwickelt. „Das Schulamt wird nun zeitnah in einer Schulleiterdienstbesprechung das Thema aufgreifen und eine einheitliche Vorgehensweise im Landkreis anstreben“, so Wax. Zahlenmaterial und Informationen zum gesundheitlichen Zustand der Kinder, wie etwa Traumatisierungen, seien derzeit noch nicht bekannt. „Wenn uns dazu offizielle Informationen vorliegen, werden wir sinnvolle Organisationsstrukturen schaffen.“ Doch wie sieht es mit entsprechenden Schulkapazitäten im Landkreis Mühldorf aus? Gibt es überhaupt genügend Lehrer, um die Mehrarbeit bewältigen zu können? „Die Personalsituation an den Grund- und Mittelschulen ist angespannt“, räumt Hans Wax zu möglichen Engpässen ein. „Trotzdem werden wir alles versuchen, um alle schulwilligen geflüchteten Kinder an den Schulen aufzunehmen. Wir hoffen dabei auf zusätzliche personelle Ressourcen aus dem Kultusministerium.“
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Der genaue Lehrerbedarf könne erst ermittelt werden, wenn auch die Schülerzahl bekannt sei.
Erfahrungen aus der Flüchtlingslage von 2015 kommen hinsichtlich der ukrainischen Kinder nur bedingt zum Tragen. „Die Flüchtlingssituation 2015 ist nur teilweise mit der aktuellen Lage vergleichbar“, erklärt der Schulamtsleiter. „Vor sieben Jahren mussten diese Schüler zum Teil erst alphabetisiert werden. Das erwartet das Schulamt im Moment nicht.“ Zudem sei die Altersstruktur der Flüchtlinge aktuell eine andere. Grundsätzliche Überlegungen des Schulamts würden aber ähnlich ablaufen wie 2015.
Landkreis will auch Berufsschulturnhalle für Erstaufnahme von Flüchtlingen nutzen
Derzeit wird das Erdgeschoss im Kulturhof Mettenheim als Drehkreuz-Unterkunft für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine genutzt. Sollte die Kapazität dort nicht ausreichen, kann die Unterkunft innerhalb weniger Stunden um weitere 70 Plätze im Obergeschoss des Kulturhofs erweitert werden.
Der Landkreis Mühldorf plant, weitere 150 Plätze in der Dreifachturnhalle der Berufsschule I in Mühldorf zu schaffen, wenn über den Kulturhof hinaus weitere Plätze zur kurzfristigen Erstaufnahme von Flüchtlingen benötigt werden. „Die weiteren Planungen betreffen zum jetzigen Zeitpunkt keine anderen Turnhallen im Landkreis“, teilte das Landratsamt auf Nachfrage mit.
Im Fall einer Belegung der Dreifachturnhalle der Berufsschule I mit Menschen aus der Ukraine wird dort kein Schulsport möglich sein. „Ob es überhaupt zu einer Belegung kommt und wie lange diese andauern könnte, hängt von der Entwicklung der Flüchtlingsbewegung und der Verteilung der Menschen auf die einzelnen Landkreise ab“, so das Landratsamt. „Eine Vorhersage lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht treffen.“
