Katholiken haben die Wahl
Als Pfarrgemeinderat Kirche gestalten – Am 20. März wird im Landkreis Mühldorf neu gewählt
Es war nicht überall einfach, Kandidaten zu finden. Auch in den Pfarreien geht der Trend weg vom Ehrenamt.
Mühldorf – Am 20. März finden in den Pfarreien die Wahlen zum Pfarrgemeinderat statt. Sieben Kandidaten stellen sich und ihre Beweggründe hier vor.
Allen, die nicht so genau wissen, was ein Pfarrgemeinderat (PGR) ist, kann Christine Schmid vom Dekanatsrat Mühldorf erklären, wofür er gebraucht wird.
„Der Pfarrgemeinderat ist ein Gremium von Laien, das vom Erzbischof anerkannt und legitimiert ist“, so Christine Schmid. „Es ist laut Satzung vorgeschrieben, dass jede Pfarrei einen Pfarrgemeinderat wählt. Der Pfarrgemeinderat ist ein Beratungsgremium, kein Entscheidungsgremium. Er soll den Pfarrer und das pastorale Team beraten und unterstützen. Der Pfarrgemeinderat sollte im Blick haben: Dienst am Nächsten, Gottesdienst und Glaube, und vor allem den Aufbau einer lebendigen Gemeinschaft vor Ort. Gerade in den vergangenen Jahren in der Corona-Pandemie konnte man sehen, wie wichtig das ist. Es war wirklich bemerkenswert, wie viele Ideen und Aktivitäten in vielen Pfarreien entwickelt wurden, um die Pfarrei lebendig zu halten und Gemeinschaft leben zu können.“
Der Pfarrgemeinderat wird alle vier Jahre gewählt. Die Amtszeit beginnt mit der Konstituierung und endet nach der nächsten Wahl auch mit der Konstituierung. „Im Pfarrgemeinderat laufen die Fäden der Ehrenamtlichen aller Gruppen zusammen“, stellt Schmid fest. „Deshalb ist es wichtig, dass alle Altersgruppen vertreten sind.“
Wahlberechtigt sind alle Katholiken ab 14 Jahren und gewählt werden kann, wer am Wahltag 16 Jahre alt ist. Der Pfarrgemeinderat wird vom Kirchenvolk gewählt und soll die Gläubigen aus der Pfarrei repräsentieren. Die Zahl der Mitglieder des Gremiums hängt von der Größe der jeweiligen Pfarrei ab. Auf dem Stimmzettel ist angegeben, wie viele Stimmen jeder Wähler vergeben kann.
Sie halten die Pfarreien lebendig
„In pastoralen Fragen ist der Pfarrgemeinderat beratend tätig“, so Schmid. „In gesellschaftlichen Fragen entscheidet er seine Aktivitäten eigenverantwortlich, etwa bei Nachbarschaftshilfe, Erwachsenenbildung, Seniorenarbeit, Hilfe für Flüchtlinge, Bewahrung der Natur und Ähnliches.“
War es heuer – angesichts des Missbrauchsgutachtens – schwieriger, Kandidaten zur Wahl zu finden? Christine Schmid: „Es war auch vor vier Jahren schon schwierig, Kandidaten zu finden und heuer noch etwas mehr. Es hat aber kaum jemand wegen dem Missbrauchsskandal abgesagt.“ Der Trend beim Ehrenamt sei wie auch bei Vereinen, dass man sich nicht mehr gerne über mehrere Jahre fest binden möchte. Leichter seien Mitarbeiter für einzelne Projekte zu finden.
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Es spiele auch eine große Rolle, wie das Miteinander der hauptamtlichen pastoralen Mitarbeiter und der Ehrenamtlichen funktioniert.
„Im Dekanat Mühldorf hat jede Pfarrei genügend Kandidaten gefunden, und es kann in jeder Pfarrei gewählt werden“, freut sie sich. „Wir haben im Dekanat 39 230 Wahlberechtigte und 282 Kandidaten, die sich für die Wahl zur Verfügung stellen.“
Die Wahlbenachrichtigungskarten wurden inzwischen verschickt. Die einzelnen Pfarreien entscheiden darüber, ob sie Präsenzwahl, Briefwahl oder – bei dieser Wahl das erste Mal möglich – Onlinewahl anbieten.
Georg Waldinger, 61, Zollbeamter Stadtkirche Mühldorf Pfarrei St. Nikolaus: Trotz des starken Gegenwindes, der zur Zeit der Katholischen Kirche entgegen weht, will ich mit meiner erneuten Kandidatur zeigen, dass man sich als getaufter Christ sinnvoll in der Kirche engagieren und als Laienvertreter am Aufbau der Pfarrei mitwirken kann. Ich möchte Gemeinschaft erlebbar machen und dass die Pfarrgemeinde eine Heimat für alle Menschen sein kann. Seit 2010 bin ich Pfarrgemeinderat, derzeit Pfarrgemeinderatsvorsitzender.
Dieter Steinböck, 50, Brau- und Malzmeister, Pfarrei St. Margaretha, Ampfing: Ich gehöre seit 2010 dem Pfarrgemeinderat an und möchte auch weiterhin das christliche Leben in der Gemeinschaft vor Ort gestalten, beispielsweise Familiengottesdienste anbieten. Dabei möchte ich alle Altersgruppen anzusprechen, und für jede Generation verschiedene Angebote machen. Ich denke an Jugendarbeit mit den Ministranten und der Landjugend, Seniorenangebote wie Kegeln, Halbtagesausflüge, Faschings- und Adventsfeiern, Halbtagesausflüge, Faschings- und Adventsfeiern.
Bettina Stefke, 44 Krankenschwester, Stadtkirche Töging St. Peter und Paul, Erharting: Ich fühle mich meiner Pfarrei sehr verbunden und setze mich seit 2014 im Pfarrgemeinderat für die Werte ein, die mir im Leben wichtig sind: Meinen Glauben, ein gutes Miteinander in einer gerechten Welt und den Schutz unserer Umwelt. Mir ist wichtig, dass unsere Pfarrei vor Ort eine Gemeinschaft ist, in der jeder und jede willkommen ist. Dazu braucht es immer wieder kreative Ideen, um Gottesdienste und Angebote so zu gestalten, dass sie unterschiedlichste Menschen ansprechen.
Ulrike Bürger, 67, Diplom Handelslehrerin, Pfarrverband Neumarkt-St.Veit, Pfarrei St. Blasius, Niederbergkirchen: Ich möchte in der Pfarrei etwa im Besuchsdienst und Seniorenkreis mitarbeiten, damit sie lebendig bleibt. Mir ist es wichtig, die Präventionsarbeit im ganzen Pfarrverband Neumarkt-St.Veit zu stärken, Ansprechpartnerin für verschiedene Notlagen der Menschen in unserer Pfarrei sein und dies ernst zu nehmen. Seit vier Jahren bin ich im PGR, als Bildungsbeauftragte und Präventionsbeauftragte für den Pfarrverband Neumarkt.
Ignaz Bürger, 68, Architekt, Pfarrverband Neumarkt-St.Veit, Pfarrei St. Blasius, Niederbergkirchen: Ich kandidiere als „Kirche von unten“, denn die Kirche sind wir. Wie weit man mit denen da „Oben“ kommt, hat sich in letzter Zeit deutlich gezeigt. Die Auflösungserscheinungen auch in unserer Pfarrei möchte ich verzögern, wir brauchen Visionen und keine Reförmchen. Ich bin schon seit zwölf Jahren im PGR, davon acht Jahre als Vorsitzender und acht Jahre als Vorsitzender des Pfarrverbandsrates Neumarkt-St. Veit.
Michael Kulhanek, 32 Sozialpädagoge Pfarrei Sankt Vitus, Neumarkt-St. Veit: Ich kandidiere für den Pfarrgemeinderat, um gerade in diesen nicht nur für die Kirche schwierigen Zeiten vor Ort für jedermann einen persönlichen Zugang zum Glauben zu ermöglichen. Dabei ist mir wichtig, bewährte und neue Angebote der Pfarrei noch mehr zu öffnen und an den unterschiedlichen Zielgruppen und Bedarfen der Menschen ausrichten. Ich möchte weg vom klassischen „Das war schon immer so!“ Ich bin schon seit zwölf Jahren Mitglied im Pfarrgemeinderat.
Rudi Salfer, 64, Büroinformationstechniker, Stadtkirche Mühldorf, Pfarrei St. Laurentius: Mir ist wichtig, nicht nur auf dem Papier Christ zu sein, sondern aktiv in der Pfarrgemeinde zu leben. Die Gemeinschaft in der Pfarrei St. Laurentius ist für mich eine große Bereicherung, in der ich mich gerne einbringe. Wir bewegen seit Jahren karitative Themen, wie Rumänienhilfe, Hilfe für Bolivien. Am Herzen liegt mir besonders die enge und freundschaftliche Zusammenarbeit, aus der unsere Aktionen spontan und unkompliziert verwirklicht werden. Seit 24 Jahren bin ich Pfarrgemeinderat.






