Sonnenenergie vor der Haustür
So kann jeder mitverdienen: Das sind die Pläne für den Solarpark in Rattenkirchen
Geld in Sonnenenergie vor der Haustür investieren? Das ist bald für Bürgerinnen und Bürger aus Rattenkirchen und dem Landkreis Mühldorf möglich. So sehen die Pläne für das Photovoltaik-Projekt aus und mit diesen Renditen ist zu rechnen.
Rattenkirchen – Genug Strom um 1250 Menschen zu versorgen, könnte bald aus dem Ortsteil Eitzing in Rattenkirchen kommen. Möglich machen soll das eine Freiflächen-Photovoltaikanlage mit einer Leistung von circa 5850 Kilowatt-Peak (kWp). Bei einer Informationsveranstaltung im Bürgerhaus „Mei Wirt” in Rattenkirchen stellte Stefan David von BSC Energie rund 30 Interessierten den Planungsstand vor.
Dass die Anlage kommen wird, steht bereits fest. Der Gemeinderat fasste im Oktober 2023 einen entsprechenden Satzungsbeschluss. Auch das Verfahren zur Bauleitplanung ist durch und der Netzanschluss ist mit dem Anbieter Bayernwerk geregelt.
Gesetz garantiert festen Gewinn für zwanzig Jahre
Derzeit findet die technische Planung der Anlage statt. Zunächst war eine Süd-Ausrichtung der Solaranlage angedacht, nun steht eine Ost-West-Ausrichtung im Raum. Die Solarpanele würden dann wie ein Hausdach spitz zusammenlaufen. „Die Stromausbeute ist bei beiden Ausrichtungen gleich, aber eine Ost-West-Ausrichtung ermöglicht, dass zu unterschiedlichen Zeiten Solarstrom ins Netz eingespeist werden kann”, erklärt David. Das würde einer Fokussierung auf die Mittagszeit wie bei einer Süd-Ausrichtung entgegenwirken.
Der Strom wird an der Strombörse verkauft. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) garantiert den Investorinnen und Investoren eine feste Einspeisevergütung. „Zwanzig Jahre lang besteht dadurch ein Schutz und wenn der Strom teurer verkauft werden kann, gibt es für die Investoren ein Plus”, erklärt David.
Wer in Rattenkirchen wohnt, ist beim Kauf von Beteiligungen privilegiert
„Es ist so gedacht, dass das Projekt durch Bürger finanziert wird und ihnen auch gehört”, sagt David. Das ermöglicht eine Bürgerenergiegenossenschaft. Zwei Formen der Beteiligung sind möglich: Jeder und jede kann bis zu zehn Geschäftsanteile zu je 100 Euro erwerben. Bürgerinnen und Bürger aus Rattenkirchen sind privilegiert und dürfen bis zu 50 Geschäftsanteile pro Kopf kaufen. „Kein anderer in der Genossenschaft hat dieses Recht”, betont David. Der Gewinn hängt von den wirtschaftlichen Ergebnissen der Energiegenossenschaft ab. Über die Höhe entscheidet die Mitgliederversammlung. In den letzten Jahren habe sich die Dividende zwischen drei und fünf Prozent des investierten Geldes bewegt.
Zudem können Bürgerinnen und Bürger sich an der Finanzierung der Anlage beteiligen, indem sie der Firma einen Kredit geben. Die Laufzeit beträgt dabei drei, fünf oder acht Jahre. Dieses sogenannte Nachrangdarlehen garantiert einen festen Zinssatz, der je nach Laufzeit zwischen drei und fünf Prozent liegt und jährlich ausgezahlt wird. Der Mindestbeitrag liegt hier bei 3000 Euro. Voraussetzung ist zudem, dass mindestens ein Mitgliedsanteil zu 100 Euro erworben wird.
Gewisse Risiken sind mit der Investition verbunden
„Natürlich gibt es auch Risiken, weil die Anlage ja den Strom verkaufen muss – aber durch den EEG-Zuschlag sind Beteiligte für zwanzig Jahre nach unten abgesichert. Hinzu kommen operative Risiken der Anlage, beispielsweise wenn durch Hagel ein Schaden entsteht, die aber durch Versicherungen bestmöglich abgedeckt sind”, erklärt David gegenüber dem OVB.
Bei einer Laufzeit von insgesamt dreißig Jahren sei heute nicht absehbar, wie sich der Strompreis in den letzten zehn Jahren der Laufzeit entwickelt. Aber einmal dabei, können Investoren auch wieder aussteigen und ihre Geschäftsanteile an der Bürgergenossenschaft verkaufen. Diese umfasst nicht nur das Projekt in Rattenkirchen, sondern verschiedene Projekte für erneuerbare Energie. Dadurch hängt die Rendite nicht allein vom Projekt in Rattenkirchen ab.
Bürgermeister hält Projekt allein für Rattenkirchen nicht stemmbar
Bei einem Gesamtinvest von 4,4 Millionen Euro für die Anlage sollen 1,1 Millionen Euro aus Eigenkapital der Bürgerinnen und Bürger stammen. Die Rattenkirchner dürfen als erstes bekunden, ob sie investieren wollen. Bei einer unverbindlichen Abfrage stand dabei zuletzt ein Betrag von 150.000 Euro im Raum. „Ich weiß, die Hürde ist hoch, aber man könnte schon hinkommen”, sagt David, der auf eine hohe Beteiligung der Rattenkirchner hofft.
„Es ist absolut unrealistisch, dass wir 1,1 Millionen zusammenbekommen”, sagt dagegen Rattenkirchens Bürgermeister Rainer Greilmeier. Interessierte aus dem ganzen Landkreis dürften sich ebenfalls gerne beteiligen – einzige Voraussetzung: Investieren dürfen nur Bürgerinnen und Bürger, keine Unternehmen.
Keine Konkurrenz zum Landkreiswerk
Eine Konkurrenz zum derzeit viel diskutierten Landkreiswerk ist die Initiative nicht, im Gegenteil: Rattenkirchen befürwortet ein solches. „Es wäre schön, wenn das Regionalwerk schon gegründet wäre und wir die Projektierung darüber hätten abwickeln können”, betont Greilmeier. Das hätte Kosten gespart.
Die Idee für das Projekt hatte der Besitzer des Grundstücks, das sich in Eitzing zum Waldrand hin befindet. Es handelt sich um eine landwirtschaftlich benachteiligte Fläche, da der Boden dort nicht so ertragreich sei. „Das Landschaftsbild wird an dieser Stelle nicht zu stark beeinträchtigt”, sagt Greilmeier. Ein zwei Meter hoher Zaun mit Übertrittsschutz soll vor unliebsamen Besuchern und Vandalismus, aber auch den Gefahren durch Starkstrom schützen. Schafe sollen die Rasenflächen um die Solarpanele pflegen.
Die wichtigsten Komponenten der Anlage sind wegen langer Lieferzeiten bereits bestellt. In der zweiten Jahreshälfte soll mit dem Bau begonnen werden, damit ab dem ersten Quartal 2025 Strom aus Rattenkirchen ans Netz geht.
- 0 Kommentare
- Weitere


