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Netzwerktreffen der Kultur- und Kreativwirtschaft

Kultur nach Corona: Wie die Kreativwirtschaft in Mühldorf wieder Aufschwung bekommen soll

Mit dabei beim jüngsten Netzwerktreffen der Kultur- und Kreativwerkstatt vor dem Mühldorfer Hollywood am Inn: (von links) der Haager Ausstellungsmacher Peter Syr und der Mühldorfer TV-Macher Josef Pöllmann.
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Mit dabei beim jüngsten Netzwerktreffen der Kultur- und Kreativwerkstatt vor dem Mühldorfer Hollywood am Inn: (von links) der Haager Ausstellungsmacher Peter Syr und der Mühldorfer TV-Macher Josef Pöllmann.

Eine pandemiebedingte Durststrecke mussten Kulturschaffende auch im Landkreis Mühldorf aushalten. Nun soll wieder Schwung aufgenommen werden. Zum Beispiel beim Netzwerktreffen der Kultur- und Kreativwirtschaft in Mühldorf. Lob, aber auch Anregungen gab es für die Organisatoren.

Mühldorf – Rund 15 kreative und künstlerische Köpfe folgten dem Ruf der Projektleiterin der Kultur- und Kreativwirtschaft am Landratsamt Mühldorf, Michaela Linner, und kamen zum zweiten Mal in diesem Jahr zum Netzwerktreffen der Kultur- und Kreativwirtschaft Inn-Salzach zusammen. Dieses Mal im Biennale-Festzelt vor dem Mühldorfer Kino Hollywood am Inn. Nicht nur um ihre Köpfe zusammenzustecken und sich Branchen-Tipps zu geben, sondern auch, um später am Abend gemeinsam einen Film anzuschauen und gute Musik zu hören.

Dieses Mal war unter den Gästen auch der Ausstellungsmacher Peter Syr, der extra zur diesjährigen Biennale aus seinem Teilzeit- Domizil in Schweden an den Inn gereist war. „Entschuldigen Sie, aber das muss ich hören. Das ist meine Zeit!“, entgegnet der Haager Kulturschaffende, der aktuell an einer neuen Karl Valentin-Ausstellung in München arbeitet, auf die Bitte um ein Kurz-Interview. Sein Blick ist gebannt auf die Bühne im Festzelt gerichtet, wo die Band „Gruglers“ gerade mit „Honky Tonk Woman“ performen. Das machen sie so laut, dass ein Austausch nur vor dem Zelt möglich ist. Aber wer weiß, vielleicht finden Kreative besondere Wege des Ideenaustauschs?

Feste Strukturen für Kulturschaffende

An Ideen mangelt es Peter Syr jedenfalls nicht. Auch nicht an Kommunikationskanälen. „Wenn ich eine Idee für eine Ausstellung habe, dann trete ich direkt an die Verantwortlichen heran. Im Falle der Eberhofer-Ausstellung beispielsweise an den Frontenhausener Bürgermeister“, Syr zuckt mit den Schultern. Manchmal funktioniere das, manchmal eben nicht. Weil das nicht jeder leisten könne, sei dieses Netzwerk für Kulturschaffende so wichtig. Allerdings nicht als lockeres Beisammensein, sondern am besten in festen behördlichen Strukturen. Als Vorbild könne das bis heute andauernde „Projekt“ der sozio-kulturellen Stadtteilarbeit dienen, woran Peter Syr selbst ab 1979 als Mitarbeiter im Kulturreferat der Stadt München mitwirken konnte. Heutzutage könnte man das Ganze moderner als „Cultural Neighborhood“ bezeichnen, ergänzt Syr mit einem Augenzwinkern.

Kultur wie Wirtschaft fördern

Kultur kann Wertschöpfung sein und muss genauso wie die Wirtschaft gefördert werden, ergänzt der engagierte Ausstellungsmacher. Da gehe es nicht nur um feste Anlaufstellen für die Betroffenen, sondern auch um finanzielle Unterstützung. „Kommunen könnten freiwillige Leistungen erbringen. Derzeit sieht es eher so aus, als ob sie über die Kultur den Haushalt sanieren wollten.“ Millionen besuchen jährlich ein Fußballstadion, etliche mehr jedoch gehen in Museen, ist sich Peter Syr sicher.

Auf der „Startbahn in Richtung Verein“ sehen dagegen die Verantwortlichen in der Kreis- und Regionalentwicklung, Thomas Perzl und Michaela Linner, das erst vor wenigen Jahren gegründete Netzwerk, das von den Landkreisen Altötting und Mühldorf, der IHK, HWK und Kreishandwerkerschaft getragen wird. „Wir geben Starthilfe und wollen den Dialog unter den Kreativen fördern“, erklärt Michaela Linner den Ansatz. Kern ist das Branchenverzeichnis mit aktuell rund 350 eingetragenen Kulturschaffenden, querbeet vom Planungsbüro bis hin zur Musikkapelle. Das Portal diene sowohl möglichen Kunden, als auch dem Überblick für die Branchenvertreter selbst.

Michaela Linner ist Projektleiterin der Kultur- und Kreativwirtschaft am Landratsamt Mühldorf und für die Netzwerktreffen der Kultur- und Kreativwerkstatt Inn-Salzach zuständig, rechts daneben Thomas Perzl von der Kreis- und Regionalentwicklung.

„Existenzen sind drauf gegangen“

Sicher habe die Pandemie dem Netzwerk viel Schwung genommen. „Existenzen sind drauf gegangen, das muss man zugeben“, konstatiert Michaela Linner. Allerdings sei jetzt die Zeit, um wieder anzuschieben und kräftig die Werbetrommel zu rühren. Außerdem startet demnächst die Bewerbungsphase für den diesjährigen Kultur- und Kreativpreis, der im Herbst zum dritten Mal verliehen werden soll. „Bewerben kann sich jeder, der mit kreativen, kulturellen Projekten unsere Region vorangebracht hat.“

Was einem so ein Preis de facto bringen kann? „Es war ein großer Schub nach vorn. Ich hatte so viele Termine und Einladungen, dass ich kaum mehr nachkam!“ Josef Pöllmann lässt sich als aktueller Kultur- und Kreativpreisträger natürlich das Netzwerktreffen im Rahmen des Film-Festivals nicht entgehen. Schon gar nicht als langjähriger Internet-TV-Macher. Seine Bekanntheit sei mit dem Preis wesentlich gestiegen und habe für Aufträge gesorgt, bestätigt der Mühldorfer. Ihm persönlich hat das Netzwerk also einiges gebracht; andere Kulturschaffende drückt der Schuh besonders in den vergangenen Jahren immer mehr.

Publicity schaffen

Generell gelte es für die Kultur der Region, weiter Fahrt aufzunehmen - nach den für den Kulturbetrieb schwierigen Corona-Jahren, meint auch die Vorsitzende des Kulturschupp‘n Mühldorf, Marianne Zollner. Wenn man von fünf geplanten Auftritten im Haberkasten vier absagen muss, dann geht das in die Kosten. Die Altbürgermeistern schüttelt mit dem Kopf – mischt sich jedoch sogleich unter die Leute im Festzelt. Networking und Werbung eben.

Menschen müssen Wert der Kultur erkennen

Um mehr Aufmerksamkeit für die Kultur in der Region ist auch Marianne Zollners Vorgänger im Rathaus Günther Knoblauch bedacht, der als Gesicht der Biennale Bavaria ebenfalls auf einen kurzen Sprung beim Netzwerktreffen vorbeischaut. Es brauche Zeit, bis die Menschen das verstehen, dass Kultur einen festen Bestandteil der Lebensqualität ausmacht, so Knoblauch.

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