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Führungswechsel bei der Sparkasse

Premiere in 170 Jahren Sparkasse Mühldorf: So tickt die erste Frau an der Spitze

Alexandra Schuhbauer ist in der 170-jährigen Geschichte der Sparkasse Mühldorf die erste Frau im Vorstand. Das hat sie erlebt, das treibt sie an.
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Alexandra Schuhbauer ist in der 170-jährigen Geschichte der Sparkasse Mühldorf die erste Frau im Vorstand. Das hat sie erlebt, das treibt sie an.

Alexandra Schuhbauer ist in der 170-jährigen Geschichte der Sparkasse Mühldorf die erste Frau an der Spitze. Das bewegt sie, das hat sie vor.

Mühldorf – Seit dem 1. Dezember bildet Alexandra Schuhbauer mit Markus Putz den Vorstand der Sparkasse Altötting-Mühldorf. Die gelernte Bankkauffrau und Juristin ist in der 170-jährigen Geschichte des Bankhauses die erste Frau im obersten Führungsgremium.

Sie sind die erste Frau im Vorstand der Sparkasse Altötting-Mühldorf. Ist das noch ein Thema?
Alexandra Schuhbauer: Für mich persönlich nicht. Zwei Drittel unserer Belegschaft sind Frauen. Daher ist es gut und wichtig, dass wir sowohl bei unseren Führungskräften als auch im Vorstand Frauen haben. Da habe ich ein Stück weit Vorbildcharakter. Aber am Ende des Tages wird – wie im echten Leben auch – die Leistung entscheiden. Es ist wichtig, die richtigen Menschen an der richtigen Stelle zu haben. In meiner Laufbahn habe ich gute Erfahrungen mit gemischten Teams gemacht.
Hat das Thema „Frau sein“ in Ihrer Laufbahn eine Rolle gespielt?
Schuhbauer: Ich habe das nie besonders gespürt. Obwohl – es gab einmal eine Situation, da denke ich, hat die „gläserne Decke“ eine Rolle gespielt. Damals entschied ich mich bewusst, meinen Weg weiterzuverfolgen, wenngleich in einem anderen Haus. Für meine Entwicklung war das in der Nachbetrachtung eine glückliche Fügung. Darüber hinaus hatte ich nie das Gefühl, Nachteile als Frau zu haben. Frauen muss man aber vielleicht eher motivieren und fördern, damit sie sich eine Aufgabe zutrauen. Ein Mann sagt schnell, das kann ich; eine Frau ist dagegen mit der Frage belegt: Kann ich das wirklich?
Hatten Sie diese Zweifel auch?
Schuhbauer: In Teilen schon. Womöglich ist der Schritt in den Vorstand auch deshalb erst mit über 50 erfolgt. Jetzt fühlte ich mich aufgrund meiner langjährigen Erfahrung gut für die Aufgabe vorbereitet. Aus Gesprächen mit anderen Frauen sind mir diese Zweifel durchaus geläufig. Daher versuche ich, andere Frauen zu fördern, den Schritt in die nächste Ebene zu gehen.
Ist das auch ein Ziel in Mühldorf?
Schuhbauer: Wir haben eine Kollegin aus der Führungsebene unter dem Vorstand, die wir gerade zum stellvertretenden Vorstandsmitglied entwickeln. Dies initiierte bereits der Vorstandsvorsitzende Markus Putz. Auch in der zweiten Ebene unter dem Vorstand haben wir ausgezeichnet qualifizierte Frauen in Leitungspositionen. Von daher sind wir im Vergleich zu anderen Sparkassen vernünftig aufgestellt. Wir machen viel, um alle unsere Mitarbeitenden – egal ob Frauen oder Männer – zu fördern.
Alexandra Schuhbauer ist gelernte Bankkauffrau und Juristin. Seit dem 1. Dezember leitet sie das Privat- und Firmenkundengeschäft der Sparkasse Altötting-Mühldorf.
Wie haben Ihre Kunden reagiert, jetzt eine Frau im Sparkassen-Vorstand zu haben?
Schuhbauer: Das bildet die Lebenswirklichkeit ab. Für unsere Kunden ist es selbstverständlich, dass eine Frau in der ersten Reihe steht. Wir erleben es tagtäglich auch bei unseren Firmenkunden, dass Frauen in verantwortlichen Positionen tätig sind. Ich habe durchwegs sehr positive Rückmeldungen bekommen.
Sie haben 1991 bei der Sparkasse Straubing-Bogen Bankkauffrau gelernt und danach Jura studiert. Warum sind Sie nach Ihrem Studium wieder zurück zur Sparkasse?
Schuhbauer: Ich war immer mit der Sparkasse verbunden, habe auch während meines Studiums bei der Sparkasse gearbeitet. Ich bin eine Sparkasslerin durch und durch. Mein Herz hat immer für die Sparkasse geschlagen, deshalb kam auch der Weg zurück, anfangs als Juristin, dann hat sich dieser Weg entwickelt.
Wie sind Sie überhaupt zur Sparkasse gekommen?
Schuhbauer: Ich hatte schon als Kind ein Sparbuch. So war immer eine Verbindung da. Später habe ich mich bewusst für die Ausbildung bei der Sparkasse als regionales Institut entschieden. Dort durchlief ich alle Abteilungen. So konnte ich schnell ein Gespür für die Bereiche entwickeln, die mich besonders interessierten.
Was reizt Sie am Beruf der Bankerin?
Schuhbauer: Ich bin keine Bankerin, ich bin eine Sparkasslerin. Wir unterliegen nicht der Gewinnmaximierung. Wir sind als Sparkasse der Region verpflichtet und kennen diese ausgesprochen gut. Es macht mir ungemein Freude, mit Menschen zu tun zu haben. Es gefällt mir sehr, zu erleben, was sie alles bewegen und antreiben, welche Geschäftsmodelle es gibt und welche Firmen im Geschäftsgebiet sind. Wir sind einfach hervorragende Netzwerker, wir wissen, was in der Region passiert.
Sie waren bis zum April zehn Jahre in Erding, haben dort das Geschäft mit den Firmenkunden geleitet. Warum sind Sie nach Mühldorf gewechselt?
Schuhbauer: Das war eine sehr bewusste Entscheidung. Ich habe mich in Erding zwar sehr wohlgefühlt, aber die Ausschreibung in Mühldorf hat sehr gut zu dem gepasst, was ich mitbringe. Und ich hatte das Gefühl, dass ich in der Region heimisch werden kann. Aus direkter Nachbarschaft kommend und in Niederbayern aufgewachsen, schien mir das perfekt. Die Sparkasse Altötting-Mühldorf ist ein ordentlich aufgestelltes Haus und die Region ist eine sehr interessante und vielschichtige – von der chemischen Industrie über das Handwerk bis zur Landwirtschaft. Daher war es für mich naheliegend, dass, wenn ich mich verändere, ich mich hierher verändere. Das rundet meinen Werdegang ab.

Abschied von der Sparkasse Altötting-Mühldorf

Die langjährigen Vorstandsmitglieder Karl Straßer und Bernd Renschler haben sich in den Ruhestand verabschiedet. Beide haben ihre Karriere klassisch mit einer Sparkassenlehre gestartet. Karl Straßer begann bei der Sparkasse Rottal-Inn, wechselte 1992 zur Sparkasse Ilmenau als stellvertretendes Vorstandsmitglied. Zwei Jahre später wurde er dort zum Vorstandsmitglied bestellt. Noch im selben Jahr 1994 wechselte er als Vorstandsmitglied zur Kreissparkasse Mühldorf am Inn. Bernd Renschler legte bei der Sparkasse Mannheim seinen beruflichen Grundstein. Nachdem er dort in verschiedenen leitenden Positionen tätig war, wurde er 2002 zum Vorstandsmitglied in der Kreissparkasse Altötting-Burghausen bestellt. Mit der Fusion im Jahr 2009 waren Straßer und Renschler Vorstandskollegen in der Sparkasse Altötting-Mühldorf.

Für die Zukunft haben die „Ruheständler“ klare Pläne. Karl Straßer will der Waldarbeit nachgehen, die Natur genießen und mit dem Wohnmobil verreisen. Bernd Renschler hat vor, künftig mehr Zeit der Familie zu widmen, endlich mehr Sport zu treiben und noch unbekannte Ecken der Welt zu bereisen.

Was reizt Sie an Ihrer neuen Tätigkeit?
Schuhbauer: Die Weichen für die Entwicklung unserer Sparkasse gemeinsam mit dem Kollegen Putz zu stellen, bereitet mir Freude. Natürlich ist es reizvoll, eigene Ideen einzubringen und umzusetzen. Es war bereits in den letzten neun Monaten spannend, zusammen mit den Mitarbeitenden in Projekten Ideen zu entwickeln. Am schönsten ist jedoch der Kontakt mit unseren Kunden und mit den Mitarbeitenden.
Sie leiten ja jetzt das gesamte Privat- und Firmenkundengeschäft. Was haben Sie sich vorgenommen?
Schuhbauer: Wir wollen mit unseren Kunden gemeinsam wachsen und das Kundengeschäft auch mit Neukunden aus der Region weiter vertiefen und ausbauen. Kurzum: den bereits eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen.
Das heißt für die Sparkasse?
Schuhbauer: Selbstverständlich bringe ich mich persönlich bei Kundengesprächen mit ein. Ich will nah am Kunden sein, um die Themen direkt mitzubekommen. Im Privatkundengeschäft sind beispielsweise die Immobilienbesitzer aufgerufen, eine Reihe von Hausaufgaben zu erledigen. Wir begleiten unsere Kunden etwa bei Investitionen in Gebäude zur Verbesserung der Energieeffizienz. Modernisierung und Sanierung sind künftige Themen.
Lässt sich das in Zahlen fassen?
Schuhbauer: Die Herausforderungen, vor allem im gewerblichen Bereich, sind enorm. Lassen Sie mich nur die Energiewende und die damit verbundenen Transformationsfinanzierungen nennen. Der Mittelstand braucht einen starken Finanzierungspartner. Bezogen auf das Kreditgeschäft ist ein gedeihliches Wachsen im mehrjährigen Durchschnitt um fünf Prozent angestrebt. Ferner wollen wir unsere individuelle Vermögensverwaltung noch breiter aufstellen und das Generationenmanagement ausbauen.
Was heißt das für die Filialen?
Schuhbauer: Wir werden als Sparkasse unsere DNA nicht aufgeben. Wir werden immer in der Fläche vertreten sein. Wenn es Veränderungen gibt, dann in überschaubarem und verträglichem Maße. Grundsätzlich ist festzustellen, dass unsere Kunden die unterschiedlichsten Beratungskanäle nutzen. Vieles wird sehr gerne und schnell online über die Sparkassen-App erledigt ohne Wartezeiten. Sobald es allerdings komplexer wird, greifen unsere Kunden gerne auf die persönliche Beratung vor Ort in der Filiale zurück. Das gilt beispielsweise für die Baufinanzierung. Und das ist gut so, denn die Sparkasse kann auch mit außergewöhnlichen Vorfällen wie Krankheit oder Arbeitslosigkeit der Kreditnehmer ganz anders umgehen als eine Internet-Bank. Wir wollen unsere Kunden begleiten, wo und wie sie es wollen. Die Möglichkeiten sind ausgesprochen vielfältig.

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