Keine Antwort von Bürgermeister Lorenz Kronberger
Anonymer Brief: Schenkt Polling Oberneukirchen jährlich rund 130.000 Euro? Und warum?
Wie werden die Kosten in der Verwaltungsgemeinschaft Polling verteilt? Laut einem anonymen Brief bekommt Oberneukirchen jährlich tausende Euro geschenkt. Warum? Die Antwort kann Pollings Bürgermeister Kronberger nicht geben. Aber jemand anderes.
Polling/Oberneukirchen – „Wir haben bisher keine anonymen Briefe beantwortet“, meinte Reinhard Oberstarr (CSU), als in der jüngsten Gemeinderatssitzung die „Verteilung der Verwaltungskosten innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Polling“ auf der Tagesordnung stand. Auslöser war das Schreiben von einem Bürger, das der mit dem Allerwelts-Nachnamen Wimmer unterschrieben hatte. Der konkrete Urheber war somit unbekannt.
Trotzdem hatte Bürgermeister Lorenz Kronberger (UWG) das Schreiben auf die Tagesordnung gesetzt – und in der Sitzung verlesen. Weil der Gemeinderat davon wissen wollte, meinte Kronberger.
„Wir wollten ihn vorher lesen – nicht diskutieren“
„Wir wollten ihn eigentlich vorher lesen – nur wir Gemeinderäte und nicht diskutieren“, entgegnete Wilhelm Skudlik (FW). Bürgermeister Kronberger verlas den Brief dennoch öffentlich.
Der Autor bezog sich auf einen nicht näher benannten Beitrag auf der Webseite oberneukirchen.de und fragte: „Warum zahlt Polling vorab zehn Prozent der Verwaltungskosten?“ Warum werden die Kosten erst dann aufgeteilt? Und: „Seit wann?“
Polling verschenke „freiwillig“ Geld an Oberneukirchen
Aktuell seien das seiner Ansicht nach 130.000 Euro, die die Gemeinde Polling „freiwillig an Oberneukirchen herschenkt.“ Oberneukirchen sei keine arme Gemeinde, der man das Geld schenken müsse, zumal Polling in Zukunft einiges stemmen müsse.
„Ich weiß es auch nicht auswendig“
„Ich weiß es auch nicht auswendig“, sagte Kronberger nach dem Verlesen zu den Fragen.
„Das ist immer schon so festgelegt – noch von den Gründungsvätern der VG“, wusste dagegen Oberstarr. „Ich sehe keine Veranlassung, das zu ändern.“
Die Erklärung ist ganz einfach
Gegenüber den OVB Heimatzeitungen hatte zumindest Oberneukirchens Bürgermeisterin Anna Meier (parteilos) die Antwort: „Wir haben seit Gründung der Verwaltungsgemeinschaft relativ viele Kooperationen mit Taufkirchen“, nennt sie als Grund für die geringeren Zahlungen.
In einzelnen habe Oberneukirchen eine Kooperation mit dem Kindergarten in Taufkirchen, habe mit der Gemeinde eine gemeinsame Grundschule und sei Mitglied im Wasserzweckverband Taufkirchener-Gruppe. Außerdem gehöre ihre Gemeinde zum Einzugsgebiet der Mittelschule Waldkraiburg an der Dieselstraße. Alles Leistungen, die Oberneukirchen nicht aus der VG Polling beziehe, sondern andernorts – und dort auch dafür bezahle. Daher wurde, so Bürgermeisterin Meier, bei den Verwaltungskosten dieser Vorwegabzug bei Gründung der VG Polling vereinbart.
Pollings Gemeinderäte nahmen den Brief ohne weitere Diskussion einstimmig zur Kenntnis.