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Fast 1500 Mitarbeiter in Mühldorf, 2600 weltweit

Es riecht nach Zuhause: So tickt der neue Chef des größten Arbeitgebers im Landkreis

Er will am liebsten im Team arbeiten: Dr. Henner Spelsberg, der neue ODU-Chef (Zweiter von rechts) zusammen mit Elisa De Pascalis, Kilian Neuhofer und Martin Dillkofer (von links) und einem komplexen, konfektionierten Steckverbinder.
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Er arbeitet am liebsten im Team: Dr. Henner Spelsberg, der neue ODU-Chef (Zweiter von rechts) zusammen mit Elisa De Pascalis, Kilian Neuhofer und Martin Dillkofer (von links) und einem komplexen, konfektionierten Steckverbinder.

Er kommt aus der Mitte Deutschlands: Seit 15. April steht Dr. Henner Spelsberg an der Spitze des Mühldorfer Unternehmens ODU. Wer ist der Mann, der den größten Arbeitgeber im Landkreis führt?

Mühldorf – Das will Henner Spelsberg nicht auf ODU sitzen lassen: dass Stecker nicht sexy seien. Er springt auf, geht die paar Schritte zu seiner Arbeitstasche und zieht einen der typischen ODU-Steckverbinder hervor, wie sie offiziell heißen. Kaum zehn Zentimeter lang und fingerdick, aus mattem Metall. Wenn man ihn mit einer Dreh- und Zugbewegung auseinander nimmt, erscheint ein Dutzend glänzender, vergoldeter Kontakte.

Ein kleines Kunstwerk

In der Medizintechnik ist dieser Stecker zu Hause, er muss sich Tausende Male abziehen und wieder verbinden lassen und noch immer mit höchster Präzision funktionieren. Zum Beispiel bei der Bildübertragung in einem Computertomografen. „Stellen Sie sich vor, da ist ein Schatten auf dem Bild, der nicht dahin gehört, weil der Steckverbinder nicht in Ordnung ist.“ So präzise, so langlebig, so zuverlässig, so ein kleines Kunstwerk der Ingenieurkunst, so spezialisiert: Und das soll nicht sexy sein?

Der neue Mann an der Spitze von ODU: Dr. Henner Spelsberg.

Spelsberg hat den Stecker weder entwickelt, noch gebaut, noch vertrieben. Denn der promovierte Wirtschaftsingenieur ist erst seit 100 Tagen Teil von ODU. Seit drei Monaten steht er an der Spitze der Mühldorfer Firma als Nachfolger von Dr. Kurt Woelfl und Sprecher der dreiköpfigen Geschäftsführung mit Robert Klemisch und Dr. Josef Leitner. Spelsbergs Begeisterung für das Produkt und die dahinterstehende Leistung ist trotzdem so groß, als hätte er den Stecker selbst gedreht.

Wer seine Freude an ODU verstehen will, dem hilft ein Gang durch die Lebensgeschichte des 42-Jährigen. Spelsberg stammt aus dem Sauerland und wurde in eine Unternehmerfamilie hineingeboren. ELS Spelsberg stellt seit 1904 Verteilergehäuse her. Diese Erfahrung von Unternehmertum ist entscheidend: „Das war die Prägung“ sagt der neue ODU-Chef. Er spricht vom „Maß der Verantwortung“, von „Nachhaltigkeit“ und der „Intensität des Zusammenhalts“. Dazu kommt aus betrieblicher Sicht die Konzentration auf Nischen, auf besondere Produkte. Dem Familienunternehmen ELS Spelsberg in Schalksmühle ist er noch immer im Beirat verbunden.

Aufgewachsen am Chiemsee

Spelsberg wächst zeitweise am Chiemsee auf, ist bei den Gebirgsjägern in Bad Reichenhall, studiert in Karlsruhe Wirtschaftsingenieurwesen und macht seinen Doktor in Dresden. Es folgen verschiedene berufliche Stationen, zuletzt arbeitet er in Heidelberg, jetzt in Mühldorf: „Da bin ich wieder ein bisschen nach Hause gekommen.“

Starke Reisetätigkeit für ODU

Nach Hause kommen – Spelsberg hat eine Wohnung am Stadtplatz, seine Frau und die drei vier, sechs und acht Jahre alten Kinder werden bald aus Heidelberg nachziehen. Sie wollen im Osten von München leben, der Stadt, aus der seine Frau kommt. „Ich bin soviel unterwegs, da ist München ein guter Ausgangspunkt“, sagt er über die starke Reisetätigkeit, mit der führende ODU-Mitarbeiter das weltweit operierende Unternehmen zusammenhalten.

Nach Hause kommen, damit meint Spelsberg nicht nur die Rückkehr nach Oberbayern. Damit meint er auch ODU; das Familienunternehmen, in dem vieles so ist, wie er es aus dem Sauerland kennt. „Es riecht wie in unserem Familienunternehmen“, sagt er, wenn er durch die Werkshallen am Inn geht.

Familiäre Beziehung im Unternehmen

ODU ist seit seiner Gründung 1942 in Händen der verzweigten Familie des Gründers Otto Dunkel, auch wenn im Management schon seit Jahrzehnten angestellte Geschäftsführer arbeiten. Der Zusammenhalt aber sei spürbar, sagt Spelsberg, eine familiäre Beziehung, die sich durch das gesamte Unternehmen ziehe. Von den Mitarbeitern bis zu den Gesellschaftern.

Das sind für Spelsberg die Fundamente, auf denen ODU steht: die Einstellung der Eigentümer und Aufsichtsräte, die sich „klar zum Unternehmen und den Mitarbeitern“ bekennen; die Mitarbeiter, denen er „eine hohe Bindung, Kompetenz und Engagement“ bescheinigt; die Struktur des Unternehmens, die „gute Finanzierung und Rentabilität“. Spelsberg sagt: „Die Kraft, die dieses Unternehmen hat, ist beeindruckend.“

Mit dieser Kraft setzt ODU jährlich etwa 300 Millionen Euro um, hat Produktions-Standorte auch in Rumänien, den USA, China und Mexiko, dazu Handelsniederlassungen in einem guten weiteren Dutzend Länder. Als weltweit agierendes Unternehmen stellt es Stecker und Kabelverbindungen für Medizin-, Militär-, Mess- und Prüftechnik her und liefert Kontakte vor allem für E-Autos.

1500 Mitarbeiter in Mühldorf, 2600 weltweit

2600 Mitarbeiter tragen weltweit das blaue ODU-T-Shirt, allein in Mühldorf sind es fast 1500. Sie haben es geschafft, dass die Mühldorfer Firma binnen gut 15 Jahren ihren Umsatz um das Vierfache gesteigert hat. Spelsberg zögert deshalb nicht, wenn er um eine Bewertung der letzten Jahre gebeten wird. „Da haben ganz viele Menschen ganz viel richtig gemacht.“

Er sagt: „Wir finden täglich neue Lösungen für neue Probleme.“ Von einigen erzählt er, und es wäre schön, könnte man über sie berichten. Aber dem stehen Verschwiegenheitsverpflichtungen gegenüber. Nicht jeder Kunde will, dass andere wissen, welcher Steckverbinder in seinen Produkten für Kontakt sorgt.

Spelsberg lacht wieder. So viele, so besondere und hochwertige Produkte: Nein, der neue Geschäftsführer versteht nicht, warum man die Produktion von Steckern nicht sexy finden kann.

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