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Krähenplage geht ins Geld

Nach Bär und Wolf: Bauern im Landkreis Mühldorf fordern Abschuss von Krähen

Unter Krähen leiden Menschen in der Stadt und Bauern. BBV-Obmann Ulrich Niederschweiberer fordert deshalb Maßnahmen, um die Bestände der streng geschützten Tiere zu reduzieren.
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Unter Krähen leiden Menschen in der Stadt und Bauern. BBV-Obmann Ulrich Niederschweiberer fordert deshalb Maßnahmen, um die Bestände der streng geschützten Tiere zu reduzieren.

Seit einigen Jahren ärgern sie im Frühjahr viele Menschen: Die Krähen kommen zum Brüten in die Stadt. Nicht nur die Nachbarn leiden unter den Vögeln, Landwirten fügen sie finanziellen Schaden zu. Im Landkreis Mühldorfer fordern diese jetzt ein härteres Vorgehen gegen die streng geschützten Krähen.

Mühldorf/Polling – Hans Irgmaier bleibt nichts weiter übrig, als tatenlos zuzusehen. Während er auf seinem Feld bei Weiding Mais-Samen aussäht, springen hinter seinem Bulldog Dutzende Krähen fröhlich durch die Furchen und fressen das Saatgut auf. Ein Großteil, erzählt er später, war verloren. Er musste erneut aussäen.

Seit Jahren leiden Menschen vor allen in Mühldorf unter einer Krähenplage. Etwa 100 Brutpaare haben ihre Nester entlang der Hangkante in die Bäume gebaut. Sie kommen in jedem Frühjahr wieder, machen großen Lärm, ihr Kot übersät Straßen und Autos, Anwohner beklagen sich.

Hohe Schäden für Landwirte

Jetzt melden sich auch die Landwirte: „Wir sind wirklich besorgt“, sagt der Weidinger Bauer Irgmaier, „was können wir denn machen?“ Der Schaden ist beträchtlich. Auf 4000 oder 5000 Euro beziffert ihn Ulrich Niederschweiberer allein für sich. Der Bauernverbandsobmann hat seine Felder im Norden Mühldorfs südlich der Autobahn. Und nördlich des Wasserschutzgebiets Mößling, einem kleinen Waldstück. Voller Krähennester.

Auf dem Feld liegen noch Grasbüschel herum, die Maisaussaat kam heuer wegen des vielen Regens spät. Für die Krähen kein Problem, sagt Niederschweiberer, die graben einfach die Büschel um und fressen, was darunter lebt. Und warten geduldig auf die Maiskörner. „Im vergangenen Jahr habe ich ein Feld komplett neu einsäen müssen“, sagt er. Zwei Felder waren betroffen, fünf Hektar.

Wer derzeit durch den Landkreis fährt, sieht sie überall: CD-Rohlinge, die von Schnüren an Bäumen am Rand von Feldern baumeln, tote Krähen, aufgehängt an langen Stangen, Plastikvögel in der Nähe von Äckern. Mehr oder weniger hilflose Versuche von Bauern, Krähen zu vertreiben, die ihre Saat zerstören. „Vogelscheuchen? Da lachen die nur“, sagt Niederschweiberer.

Krähen ziehen gerne in die Städte

Seit Jahren werden die vom Bundesnaturschutzgesetz als besonders geschützt eingestuften Saatkrähen in vielen Städten und Dörfern als Plage empfunden. Denn die Krähe sucht die Nähe des Menschen. Das bestätigt auch der bayerische Vogelschutzbund auf seiner Internetseite: „Dann liegt das vor allem daran, dass Rabenvögel zunehmend aus ihrem angestammten Lebensraum Agrarlandschaft in Siedlungsbereiche umziehen“. In der Nähe von Menschen fänden sie leichter Nahrung „als in der intensiv bewirtschafteten und strukturarmen Feldflur“.

Schuld ist der Mensch

Auch der Naturschutzbund schiebt die Verantwortung für das gespaltene Miteinander von Mensch und Vogel der Landwirtschaft zu: „Früher waren Saatkrähen von Landwirten gern gesehen, da sie die Insekten auf ihren Feldern dezimierten. Heute wird das von Pestiziden erledigt, wodurch die Saatkrähe auf Saatgut und Feldfrüchte ausweicht.“

Landwirt Niederschweiberer hat großen Respekt vor den schwarzen Vögeln mit den starken Schnäbeln. Jäger erkennen sie zum Beispiel wieder. „Man kann eine Krähe schießen oder zwei. Wenn Du beim nächsten Mal die Autotür aufmachst, fliegen sie weg“, sagt der BBV-Obmann. „Und wenn Du weg bist, kommen sie wieder.“

Dabei halten viele die Zahl der Saatkrähen seit ihrer Unterschutzstellung für deutlich gestiegen. Und sogar der Naturschutzbund schreibt auf seiner Internetseite: „Saatkrähen sind nicht gefährdet.“ Laut der Bayerischen Staatsregierung lebten Mitte der 1950er-Jahre 1000 Brutpaare in Bayern, derzeit sind es über 17.000. Von ihnen leben laut dem Saatkrähen-Management des Freistaats nur sechs Prozent außerhalb von Siedlungen.

Bauernverband: Krähen reduzieren

Der Bauernverband (BBV) hat längst Kontakt mit dem bayerischen Umweltministerium aufgenommen, im Bundesrat seien aber alle bayerischen Vorstöße bisher abgeschmettert worden, sagt Niederschweiberer. „Wir brauchen aber Möglichkeiten, die Zahl der Krähen zu reduzieren, unabhängig wie schwierig das ist.“

Vertreibung macht alles nur schlimmer, sagt die Stadt

Die strengen Schutzvorgaben der europäischen Vogelschutzrichtlinie und des Bundesnaturschutzgesetzes setzen auch der Stadt enge rechtliche Grenzen, betont Sprecher Werner Kurzlechner. Bei einer Vertreibung droht außerdem die Gefahr der Zersplitterung in Teilkolonien und damit einer Vergrößerung des Problems. „Nachdem nicht absehbar ist, dass durch eine Vergrämungsaktion tatsächlich eine Verbesserung erreicht wird, und sogar eine Verschlechterung der Lage droht, ist es nahezu unmöglich, sinnvolle Maßnahmen zu planen“, sagt Kurzlechner.

Weniger Bäume, mehr Krähen

2021 hatte die Stadt versucht, Krähenpaare von der Hangkante zu vertreiben, damit sie den Hubschraubern auf dem Weg zum Krankenhaus nicht in die Quere kommen. Bereits zuvor ging es den Brutmöglichkeiten im Wasserschutzgebiet Mößling an den Kragen. Der Versuch, sie durch das Fällen von Bäumen zu vergrämen, habe zu einem Anstieg des Bestands geführt. „Jetzt haben wir weniger Bäume, aber dafür mehr Vögel im Wasserschutzgebiet.“

501 Krähenpaare im Landkreis

Nach Angaben der Naturschutzbehörde im Landkreis Mühldorf leben derzeit 501 Krähenpaare im Landkreis, 392 zählten die Fachleute im Stadtgebiet Mühldorf. Die mit Abstand größte Kolonie mit 234 Nestern lebt in an der Hangkante zwischen der Eichkapellstraße und dem Krankenhausparkplatz. Weitere Kolonien sind in Mühldorf am Katharinenplatz, am Krankenhausberg, an der Krankenhausstraße, in Altmühldorf und westlich von Mößling im Wasserschutzgebiet vorhanden.

Außerhalb der Stadt Mühldorf zählte die Naturschutzbehörde Kolonien in Neumarkt-St. Veit östlich des Brunnenwegs (39 Brutpaare), in Ampfing zwischen der Steinstraße und der Bahntrasse (52 Brutpaare) sowie in der Nähe von Thal bei Gaymoos (18 Brutpaare).

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