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Gesundes für die Kleinsten

Weniger Obst und Gemüse für Mühldorfs Kinder? „Traurig, da wird bei den Jüngsten gespart“

Husseim Abderrahmene MiLaMÜ
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Nur noch alle zwei Wochen belädt Houssem Abderrahmene das Lastenfahrrad des „Milamü“ mit den für die Kindergärten bestimmten Lebensmittelkisten.

Kisten voller Obst, Gemüse und Milchprodukte. Damit werden Kindergärten und Grundschulen in Stadt und Landkreis Mühldorf beliefert, bezahlt von der EU und Bayern. Klingt spendabel, doch das Geld wird knapp. Was bei den Kindern jetzt noch ankommt.

Mühldorf – Kostenloses regionales und saisonales Obst, Gemüse, Milch und Milchprodukte für Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren, dafür sorgt das sogenannte EU-Schulprogramm. Auf Kosten der EU und des Freistaats Bayern werden diese Lebensmittel auch im Landkreis Mühldorf in den Schulwochen an Kinder in Kindergärten sowie in den 1. bis 4. Klassen der Grund- und Förderschulen verteilt. Die hehre Idee dahinter: Kinder für Obst, Gemüse, Milch und Milchprodukte begeistern, damit sie ein gesundheitsförderliches Ernährungsverhalten entwickeln.

„Vom EU-Schulobstprogramm profitieren sechs unserer städtischen Kindergärten, aktuell rund 500 Kinder insgesamt“, erläutert Werner Kurzlechner, Sprecher der Stadt Mühldorf auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen. „Die Lieferung an die Kindergärten erfolgt durch ‚Milamü‘.“ Die Höhenberger Biokiste aus Velden/Landkreis Landshut beliefert im Landkreis Mühldorf zwei Förderzentren, 13 Grundschulen und 50 Kindergärten, insgesamt knapp 4800 Kindern.

„Milamü“ nur noch zweimal pro Monat im Einsatz

Montagfrüh werden im „Milamü“ – Mitmachladen Mühldorf – am Mühldorfer Stadtplatz die Kisten für die Kindergärten gepackt. Ladenleiterin Sabine Abdelli und ihr Mann Houssem Abderrahmene sind fleißig am Zusammenstellen der Obst- und Gemüseportionen. Dieses Mal stehen für alle Einrichtungen Äpfel, Bananen und Tomaten auf der Packliste, H-Milch und für einige auch Naturjoghurt und Käse.

Je nach Kindergarten und Anzahl der Kinder werden die Kisten unterschiedlich voll gepackt.

100 Gramm Obst und Gemüse pro Kind

Je nach Zahl der Kinder werden pro Kindergarten ein bis drei Kisten gepackt. Abdelli zeigt die Liste: „Dieser Kindergarten hat 96 Kinder und bekommt eine Lieferung mit 9,6 Kilogramm. Der kleinste hat nur 21 Kinder, da liefern wir eine Kiste mit 2,1 Kilogramm.“ Moment, das heißt pro Lieferung 100 Gramm pro Kind? Die Händlerin nickt: „Ja, mehr ist es nicht.“ Sie weiß, in den Einrichtungen wird das Obst und Gemüse zerteilt, damit auch wirklich jedes Kind etwas abbekommt oder es wird zu Obst- und Gemüsesalat verarbeitet.

Lieferungen wurden halbiert

Im Schuljahr 2023/24 gab es diese Lieferungen zumindest noch einmal pro Woche. Im laufenden Schuljahr seit September nur noch zweimal im Monat. „Ich wurde schon von einem Kindergarten angesprochen, warum jetzt weniger ausgeliefert wird. Die Kinder essen ja nicht weniger als vorher“, erzählt Abdelli. „Ich finde es traurig, dass hier an den Jüngsten gespart wird“, bedauert sie. Dabei heiße es doch immer, wie wichtig es sei, Kinder an gesunde Lebensmittel heranzuführen. Und wie wichtig Kinder im Allgemeinen seien.

Ein Drittel weniger Gesundes für Kinder

Gegen diese Kürzung läuft eine Petition des Verbands Ökokiste, dessen Vorstand Jochen Saacke ist auch Geschäftsführer der Veldener Biokiste. Denn die Einsparung trifft alle Lieferanten und Belieferten gleichermaßen. „Die Zahl der geförderten Wochen ist von ursprünglich 34 auf nur noch 23 pro Jahr gesunken“, kritisiert er. Das bedeute über 30 Prozent weniger frische Produkte für die Kinder. „Besonders Kinder aus Familien, in denen gesunde Ernährung nicht selbstverständlich ist, leiden unter den Kürzungen“, bedauert er.

Ministerium: „Lieferhäufigkeit wird angepasst“

Das Bayerische Ministerium für Ernährung ist für die finanzielle Abwicklung des Programms in Bayern zuständig „Dieses Programm ist kein Versorgungs-, sondern ein Bildungs- und Informationsprogramm“, hebt Ministeriumssprecher Simon Springer hervor. Nur 5,2 Millionen Euro kämen aktuell von der EU, früher waren es 7,2 Millionen. „Bayern hat den Anteil an Landesmitteln nicht gekürzt“, stellt Springer fest. Im Gegenteil sogar schrittweise auf fast 6 Millionen Euro verdoppelt. Weil der Teilnehmerkreis stetig wachse, aber die Finanzmittel in EU und Bayern knapper würden, müsse „die Lieferhäufigkeit entsprechend angepasst“ werden.

Von dieser Anpassung wurden die Lieferanten aber nicht direkt unterrichtet, sie müssen sich solche Informationen selbst von der Homepage des Programms holen. „Bei mir haben auch einige Einrichtungsleitungen nachgefragt, warum wir jetzt seltener liefern“, sagt Abdelli. „Sie sind enttäuscht.“ Im Rathaus sind dagegen noch keine Reaktionen eingegangen.

Die Kürzung der Lieferungen musste Sabine Abdelli selbst aus der Homepage des Ministeriums herauslesen.

Selbstverständlich ist das EU-Schulprogramm auch ein wichtiger Absatzmarkt für regionale Erzeuger, räumt Saacke ein. Und natürlich bedeuten weniger Portionen pro Kind auch weniger Einnahmen für die Lieferanten wie das „Milamü“. Der bürokratische Aufwand bleibe allerdings gleich hoch. Um an das Geld für die ausgelieferte Ware zu kommen, muss Abdelli sie dem Ministerium in Rechnung stellen. „Dabei wechseln die Ansprechpartner fast mit jedem Schuljahr“, seufzt sie. „Es ist oft etwas mühsam und wir warten wochenlang auf unser Geld.“

Dem EU-Schulprogramm städtisches Geld zuzuschießen, ist für Mühldorf „derzeit noch kein Thema“, so Kurzlechner. Schließlich gebe es bereits hundertprozentiges Bio-Speisenangebot bei der Mittagsverpflegung: „Die optimale und gesunde Ernährung in den städtischen Einrichtungen ist sichergestellt.“

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