Stadt Mühldorf sucht geeigneten Platz
Neues Wahrzeichen oder gefährliches Geschenk: Warum ein stählerner Elefant keine Chance hat
Er ist nur 1,50 Meter groß und hat trotzdem in Mühldorf keine Chance: ein stählerner Elefant. Weil er die Sicherheit in der Stadt gefährdet, hält ihn die Stadtverwaltung versteckt. Was macht ihn so gefährlich?
Mühldorf – Das hätte sich das Mühldorfer Original Hans Kotter so wohl nicht vorgestellt, als er vor drei Jahren der Stadt einen Elefanten schenkte. Den hatte er dem Trostberger Stahlkünstler Werner Pink für 4000 Euro abgekauft. Wer einmal durch Trostberg gefahren ist, der kennt die großen Skulpturen des Bildhauers: Stählerne Tiere, die in Trostberg an vielen Orten am Straßenrand stehen.
Ein Stahlelefant als Erinnerung an Soliman
Für Mühldorf, dachte Kotter, sei so ein Stahl-Elefant eine prima Idee, schließlich versetzte der berühmte Soliman die Stadt schon vor fast 500 Jahren in höchste Erregung. Damals befuhr der echte Elefant Soliman den Inn auf einer Plätte, die in Mühldorf Station machte und natürlich zur Sensation wurde; samt Erzherzog Johann und seiner kurfürstlichen Gesellschaft.
Seit drei Jahren also ist der Kotter-Pink-Elefant – etwa 1,50 Meter hoch – im Besitz der Stadt. Und die hat ihm einen ganz anderen Namen gegeben: Problemelefant. So nennt ihn jedenfalls Stadtsprecher Werner Kurzlechner. „Das Kunstwerk ist mehrere Hundert Kilo schwer und besteht aus scharfkantigem Metall“, teilt er auf Anfrage mit. „Letzteres ist der entscheidende Punkt: Die vielen extrem scharfen Kanten sind hochgefährlich, beim unbedachten Anfassen drohen schwere Verletzungen.“ Kurzlechner spricht von „Sicherheitsgründen“, die eine Aufstellung in der Öffentlichkeit bisher verhindern.
Der von Kotter vorgeschlagene Aufstellungsort auf der Wiese am Haberkasten ist damit aus dem Geschäft. Seitdem, also seit über drei Jahren, sucht das Rathaus vermutlich fieberhaft und aufwendig nach einem Aufstellungsort. So jedenfalls klingt Stadtsprecher Kurzlechner: „Währenddessen prüfen wir potenziell geeignete Standorte und sinnvolle Sicherheitsmechanismen für eine Aufstellung der Skulptur.“
Ein Elefant auf der Stadtmauer am Haberkasten
Für Hans Kotter ist es ganz einfach: Wenn die Skulptur gefährliche Kanten haben sollte, soll die Stadt sie doch einfach beim Haberkasten auf die Stadtmauer stellen. Dort könnte sie jeder sehen, sich aber niemand wehtun. „Wie beim Stephan Balkenhol, dessen Figuren stehen auch immer hoch droben“, weist Kotter auf den berühmten Künstler hin. Von Balkenhol stammt zum Beispiel der Fußgänger, der hoch über der Fußgängerzone in München auf einem Stahlträger balanciert.
So könnte der Elefant zu einem Wahrzeichen der Stadt werden. „Pink hat ihn extra mit kleinen Ohren gemacht“, freut sich Kotter, schließlich war Soliman ein Indischer Elefant und kein Afrikanischer.
„Pink ist ein ganz bekannter Künstler“, schwärmt der Mühldorfer. „Von so einem träumt jede Stadt. So einen haben wir hier nicht.“ Pink gehört zu den Mitbegründern der Trostberger Kunstmeile und hat an vielen Orten in der Region ausgestellt.
Deshalb ein Anruf in Trostberg bei Bürgermeister Karl Schleid. Der ist ganz begeistert von den Stahltieren, derzeit stehen Nashorn, Krokodil und Elefant in seiner Stadt. Drei von knapp 30 Stahlskulpturen Pinks, sie bilden den „Trostberger Skulpturenweg“, sagt Schleid nicht ohne Stolz.
In Trostberg teilt man die Mühldorfer Sorgen nicht
Seit über 20 Jahren prägen die Figuren Trostberg. „Wir haben überhaupt keine Probleme damit“, sagt der Bürgermeister. „Es gab noch nie eine Gefährdung oder Verletzung.“ Alle Skulpturen stünden in Parks oder auf anderen öffentlichen Flächen und seien frei zugänglich.
Deshalb wirbt Schleid für die Figuren, auch mit Blick auf Mühldorf: „Das freut die Leut‘.“ Und Bürgermeister Hetzl, sagt Bürgermeister Schleid, könne ruhig bei ihm anrufen und sich nach der Sicherheit erkundigen.
Kotter hofft auf ein Einsehen der Stadt Mühldorf. Der 87-jährige Besitzer des „Jagdmusseums“ steht neben der Eingangstür zu seinem Altstadthaus, in dem sein valentineskes Kuriositäten-Museum untergebracht ist. Er deutet in die Höhe auf einen der Schwibbögen, die sein Haus zum Notariat hin abstützen. Dort oben steht ganz grün ein Außerirdischer und blickt über die Gasse. „So wie hoffentlich auch bald der Elefant auf der Stadtmauer am Haberkasten“, sagt Kotter
Die Stadt, so ist zu vermuten, wird noch länger nach einem geeigneten Platz suchen. Das macht aber nichts. Elefanten werden bekanntlich sehr alt, vor allem, wenn sie aus Stahl sind. Und der Kotter Hans hat trotz seines fortgeschrittenen Alters ein Elefantengedächtnis und wird sicher von Zeit zu Zeit an sein Geschenk erinnern.


