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Stadtrat diskutiert über Antrag

Jetzt fliegen die Fetzen: Mühldorfs Verkehrsreferent nennt Stadtbus-Einstellung „Desaster“ – Hetzl kontert

Geht es nach Verkehrsreferent Georg Gafus, gibt es neben dem Rufbus künftig auch wieder den alten Stadtbus.
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Geht es nach Verkehrsreferent Georg Gafus, gibt es neben dem Rufbus künftig auch wieder den alten Stadtbus.

Desaster oder Verbesserung? Der Streit um den Mühldorfer Stadtbus hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Verkehrsreferent Georg Gafus fordert massive Veränderungen. Bürgermeister Michael Hetzl holt zum Gegenschlag aus.

Mühldorf – Erneut wird sich der Stadtrat mit dem Thema Stadtbus Mühldorf befassen. Grund ist ein Antrag von Verkehrsreferent Dr. Georg Gafus (Grüne). In ihm verlangt er, dass das Gremium das derzeit laufende System nach nur knapp dreieinhalb Monaten grundsätzlich überarbeitet.

Seit 1. Juli hat ein Rufbus die bisherigen Stadtbusse der Linien 1 und 2 abgelöst. Nach den ersten Wochen gab es sowohl heftige Kritik als auch große Zustimmung.

In seinem Antrag an den Stadtrat würdigt Gafus zwar die positiven Errungenschaften des Rufbusses, nennt die gleichzeitige Einstellung der beiden Stadtbuslinien aber ein „Desaster für viele, die diesen zuvor regelmäßig genutzt haben.“

Das neue Buberl schaute der Linie 1 bei einer ihrer letzten Fahrten zu: Ende Juni wurde der Stadtbus Mühldorf eingestellt und durch einen Rufbus ersetzt.

Nach seiner Ansicht bringt das neue System der Stadt Nachteile in finanzieller, wirtschaftlicher, verkehrspolitischer und sozialer Hinsicht. „Eine unverzügliche Korrektur und die Wiederherstellung des Linienbetriebs für den bevorstehenden Winter muss höchste Priorität haben“, schreibt Gafus in seinem Antrag. „Die Zeit drängt.“

Der neue Mühldorfer Rufbus.

Deshalb fordert er die sofortige Wiedereinführung der bisherigen Linien 1 und 2, die Erweiterung der Betriebszeit des Rufbusses auf die Zeit von 6 bis 22 Uhr und einen Linienbus zum Hochschulcampus. Das ganze solle über einen Nahverkehrsplan strukturiert werden.

Zahl der Fahrgäste stark gesunken

Gafus kritisiert in seinem Antrag, dass die Zahl der Fahrgäste von täglich 250 auf 80 eingebrochen sei; dass zahlreiche Fahrten aus Kapazitätsgründen des Rufbusses abgelehnt würden, was besonders Senioren und Schüler in der Mittagsbetreuung treffe; dass die Kleinbusse des Rufbusses für Behinderte oder Gehbehinderte das Ein- und Aussteigen massiv erschwerten; dass die Buchung per App für ältere Menschen ein Hindernis darstelle; und dass die Kosten für die Stadt von zuletzt 122.000 Euro jährlich auf etwa 530.000 Euro steigen würden. Diese Zahlen entnimmt Gafus nach eigenen Angaben den Veröffentlichungen der Stadt über die früheren Stadtbuszahlen und der Prognose des Rufbusbetreibers Ioki, wie sie in dessen Konzept hinterlegt ist.

Verkehrsreferent Georg Gafus.

Bürgermeister Michael Hetzl hat mit massiven Attacken gegen Gafus auf den Antrag reagiert. In einem mehrere Seiten langen Schreiben weist er die von Gafus vorgebrachten Zahlen zurück. „Die von ihm so gerne angeführten niedrigen jährlichen Ausgaben von etwa 120.000 Euro für den bisherigen Stadtbus sind nur deshalb vermeintlich günstig, weil sie nicht auf einem regulären Vertragsverhältnis auf Augenhöhe fußten“, schreibt Hetzl.

Sie entsprängen vielmehr dem seit 2019 geltenden Notbetrieb für den Stadtbus, nachdem eine reguläre Ausschreibung keine Bieter gefunden hätte. „Bereits vor der enormen Teuerung bei Energiepreisen und Personal hatte die Stadt eine reguläre Ausschreibung für den Linienverkehr 2019 mit rund einer Million Euro taxiert. Das also wäre die angemessene Vergleichsgröße zu unseren aktuell halb so hohen Ausgaben für den Rufbus-Probebetrieb.“

Obwohl Hetzl die Zahlen von Georg Gafus zurückweist, nennt er selbst keine. „Es wäre ein leichtes, diese Milchmädchenrechenspiele im Einzelnen zu widerlegen“, behauptet er. „Das kann ich allerdings nicht tun, weil er einerseits Nutzungszahlen des alten Stadtbusses verwendet, die der Stadtverwaltung gänzlich unbekannt und damit in keiner Weise valide sind.“ Andererseits habe Gafus als Verkehrsreferent im Rathaus Einblick in vertrauliche Unterlagen und Zahlen nehmen können, „die selbstverständlich nicht einfach so nach Gusto öffentlich gemacht werden dürfen“.

Der Bürgermeister nutzt sein Schreiben auch zu persönlichen Angriffen gegen den Verkehrsreferenten. Er vergleicht ihn mit dem „Windmühlentöter Don Quijote“, spricht von ihm als ein „in eigenen Illusionen gefangener Einzelkämpfer, der den Bezug zur Wirklichkeit völlig zu verlieren droht“, sein Verhalten sei „gefährlich“.

Öffentliche Zahlen so wie weitere Informationen zum Stadtbus sind auf der Internetseite der Stadt Mühldorf abrufbar.

Nach Angaben von Stadtsprecher Werner Kurzlechner steht der Antrag von Georg Gafus auf der Tagesordnung der nächsten Stadtratssitzung. Sie findet statt am Mittwoch, 23. Oktober. Beginn der Sitzung im Stadtsaal ist um 17 Uhr.

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