Vor dem Krieg in der Ukraine geflohen
Trotz Down-Syndrom schwimmt Aljoscha (12) allen davon: So will der Mühldorfer Weltmeister werden
Die Umstellung in sein neues Leben nötigt dem 12-Jährigen einiges ab. Das Schwimmtraining beim TSV Mühldorf hilft ihm dabei.
Mühldorf – Werken und Kochen mag er am liebsten an seiner neuen Schule in Kloster Au. Auch das Therapiebad gefällt ihm gut. Aljoscha lebt seit Januar in Mühldorf. Der 12-Jährige flüchtete mit seiner Familie vor dem Krieg aus der Ukraine.
Die Umstellung in sein neues Leben nötigt dem Buben einiges ab, denn Aljoscha ist ein ganz besonderes Kind. Er lebt mit Trisomie 21, also dem Down-Syndrom. Mama Svetlana Chystiakor schaut ihren Sohn zärtlich an und erzählt auf Ukrainisch, übersetzt von einer Freundin der Familie: „Aljoscha kann in seiner Muttersprache relativ problemlos lesen und schreiben“. Und prompt führt er diese Fähigkeiten vor.
Wasser ist sein Element
Was der Junge noch besser kann als lesen und schreiben ist schwimmen. Seit seinem dritten Lebensjahr bewegt er sich gerne im Wasser. Daher war es den Eltern ein großes Anliegen, ihren Sprössling möglichst schnell beim TSV Mühldorf anzumelden. Harald Gronert, Abteilungsleiter der Sparte Schwimmen, lobt das Kind und betont: „Seine Beeinträchtigung spielt hinsichtlich des Schwimmstils überhaupt keine Rolle. Er braucht vielleicht etwas länger, bis er Neues umsetzt, was aber auch an der Sprachbarriere liegen kann“. Jedenfalls wurde Aljoscha bereits ins ganz normale Kindertraining des Vereins aufgenommen.
Er will Weltmeister werden
Ende September geht’s wieder los mit den Trainingseinheiten und das kann der 12-Jährige kaum erwarten. Weil es sinnvoll ist, sich hohe Ziele zu setzen, will Aljoscha Weltmeister werden. Minimale Schritte in diese Richtung scheinen getan. Immerhin nahm der kleine Ukrainer im Frühjahr bereits am Kreiskinderschwimmen teil. Er belegte in den Sparten Brust-Kraulen und Rücken beachtliche Plätze. Und er war der einzige Wettkampf-Teilnehmer mit Handicap. „Das ist schon eine bemerkenswerte Leistung“, attestiert ihm Harald Gronert.
Der Wassersport tröstet Aljoscha vielleicht sogar über manch trüben Tag hinweg. Denn das Kind vermisst sein Heimatland und gesteht: „Ich habe Heimweh.“ Mama Svetlana wünscht sich daher inständig passende Spielkameraden für ihren Sohn, die ihn ablenken und die möglichst in Mühldorf oder in näherer Umgebung wohnen sollen. Neben dem Schwimmen begeistert sich der Bub fürs Turnen. Für diese Disziplin konnten die Eltern bisher noch keinen Verein finden, der den 12-Jährigen aufnimmt.
Spielkameraden und Deutschlehrerin gesucht
Die deutsche Sprache stellt Aljoscha natürlich vor Probleme. Weil Sport aber grundsätzlich die Eigenschaft besitzt, Barrieren abzubauen hofft Svetlana ihren Sohn in eine sportliche kindgerechte Gemeinschaft integrieren zu können. Weil wir gerade beim Wünschen sind, da hätte Svetlana gleich noch ein großes Anliegen: „Vielleicht gibt es eine pensionierte Lehrerin, die unserem Kind die deutsche Sprache ein bisschen näher bringen könnte. Aufgrund seiner Einschränkung wäre es für ihn leichter nicht in der Gruppe sondern einzeln unterrichtet zu werden.“
Bratwürstl und Leberkäse
Was aber völlig ohne fremde Hilfe im Hause Chystiakor mittlerweile Spaß macht, ist ein bayerisches Mittagessen. Aljoscha liebt Bratwürstl und Leberkäse und diese beiden Wörter kann er auch schon ziemlich gut aussprechen.

