Schon seit Jahren eingerüstet
Schandfleck der Mühldorfer Altstadt: Ärger über Dauer-Gerüst am Stadtplatz geht weiter
Das Baugerüst blockiert den Gehweg und der Anblick ärgert schon seit Jahren viele Mühldorfer: Das mit einer blauen Plane versehene Haus direkt am Stadtplatz. Wie soll es mit dem Gebäude weitergehen?
Mühldorf – Mit schöner Regelmäßigkeit kommt im Mühldorfer Bauausschuss das eingerüstete Haus am Stadtplatz aufs Tapet. Noch im Frühjahr des vergangenen Jahres hatte es von Seiten der Stadt voll Zuversicht geheißen, das Gerüst und der Behelfsgehsteig aus Holz würden bis zum Volksfestauszug im Sommer 2023 entfernt sein. Geschehen ist nichts. Heute ist beides immer noch da.
Der Putz ist ab, der Gehsteig blockiert
„Im Ordnungsamt Mühldorf wurde der Gerüstaufbau im Mai 2018 beantragt“, antwortet Stadt-Pressesprecher Werner Kurzlechner auf OVB-Nachfrage. Wann genau das Haus eingerüstet wurde, ist im Rathaus nicht bekannt. Seit Jahren ist das Gerüst mit blauer Plane verhängt, damit Passanten vor herunterfallenden Bauteilen geschützt sind. Der Putz des Gebäudes ist abgeschlagen. Auf einer Traverse steht noch der Eimer eines Bauarbeiters und scheint fast darauf zu warten, dass es weitergeht.
Fußgänger müssen über Holzpodest
Ein Werbeschild an der Fassade und Aufkleber am Schaufenster erinnern noch daran, dass hier einmal mit dem An- und Verkauf von Gold Geschäfte gemacht wurden. Die Gittertür zum Hauseingang ist zugezogen. Der Gehsteig wird von dem Gerüst zu zwei Dritteln versperrt. Fußgänger müssen auf ein Behelfstrottoir aus Holz ausweichen. Rot-weiße Baken warnen vor dem Umstand.
Stadt kann nicht tätig werden
In der jüngsten Sitzung fragte Karin Zieglgänsberger (UM) nach, wie der Stand der Dinge bei dem Haus samt Gerüst sei. Stadtbaumeisterin Birgit Weichselgartner konnte darauf nur antworten: „Der Eigentümer will es jetzt verkaufen.“ Die Stadt habe keine Möglichkeit und Handhabe, gegen das Gerüst vorzugehen.
Das Gerüst hält die Fassade zusammen
„Das Gerüst ist mehr als Zwangssicherungsmaßnahme zu sehen“, stellte Bürgermeister Michael Hetzl (UM) fest. „Falls am Erker was ist“, ergänzte Weichselgartner. Zum Zustand des Hauses und seiner Fassade sagte sie: „Es ist traurig, das Landesamt für Denkmalschutz würde sich daran beteiligen, dort liegen zwei Ordner nur für dieses Gebäude. Aber der Eigentümer mag nicht mehr.“
Der Gehweg vorm Haus ist blockiert
Dass man den eigentlichen öffentlichen Gehweg vor dem Haus nicht nutzen könne, bemängelte Zieglgänsberger und stellte die Frage nach anderen Sicherungsmaßnahmen für die Fassade.
Mühldorf will das Haus nicht kaufen
„Für die Sondernutzung des Gehwegs durch das Gerüst zahlt der Eigentümer“, erklärte Hetzl. Für den Außenputz und andere Arbeiten habe der Hauseigentümer nach eigenen Aussagen aber kein Geld, so der Bürgermeister. Natürlich könne die Stadt das Haus kaufen, aber daran bestehe kein Interesse.
Gerüst hinter „Fototapete“ verstecken?
„Könnte man nicht ein Display davor hängen, so wie es etwa München macht?“, warf Dr. Matthias Kraft in die Diskussion ein. Damit ist eine Ansicht der Fassade auf einem haushohen Banner – ähnlich einer Fototapete gemeint – das vor dem Gerüst angebracht wird und die Baustelle dahinter vor den Blicken der Passanten versteckt.
Ein vielleicht förderfähiger Gedanke
„Das ist ein interessanter Gedanke“, fand die Stadtbaumeisterin und sinnierte: „Eventuell wäre das sogar förderfähig, weil der jetzige Zustand das Stadtbild beeinträchtigt.“ Allerdings gebe es keine Ansicht des Gebäudes, denn das sei vor Aufbau des Gerüsts leider nicht fotografiert worden. Sie wolle die Idee aber weiterverfolgen.
Den Eigentümer des Gebäudes mit der Nummer 74 konnte das OVB trotz mehrfacher Versuche telefonisch nicht für eine Stellungnahme erreichen.