Laura (34) wird nicht überleben
Letzter Wunsch einer sterbenden Mutter (34): Lauras Hoffnung für ihren Sohn Raiden (2) in Mühldorf
Laura Briggs hat schöne Erinnerungen: Sie erzählen von unbeschwerten Tagen in Deutschland und den USA – von Tieren und Reisen, Autos und Motorrädern. Vor allem erzählen sie von ihrem kleinen Sohn (2). Diese Erinnerungen sind das letzte, das ihr bleibt. Denn die junge Mutter stirbt. Mit letzter Kraft veröffentlicht sie einen Spendenaufruf.
Mühldorf/Erding – Laura Briggs ist erst 34 Jahre alt, Mutter eines zweieinhalbjährigen Sohnes, sie leidet an Krebs im Endstadium. Im Sophien-Hospiz in Erding bereitet sie sich auf ihre letzte Reise vor. Dort lässt sie ihre Erinnerungen an sich vorbeiziehen, stets vermischt mit der Sorge um ihren Sohn, den sie ihr größtes Lebensglück nennt: Raiden. Ihn nicht aufwachsen sehen zu können, macht sie unendlich traurig. Und bereitet ihr große Sorgen.
Mitten im Leben – dann die Schocknachricht: Krebs
Bis zum Ausbruch ihrer Krankheit war Laura glücklich und stand mitten im Leben. Ihre Vergangenheit, so sagt sie, gleicht einem Abenteuer. Es ist die Geschichte einer lebensfrohen Frau, die viel gesehen und erlebt hat. Geboren und aufgewachsen ist Laura Briggs in der Nähe von Ingolstadt. Im Alter von 24 Jahren lernte sie im Italien-Urlaub einen US-Soldaten kennen, der in Vicenza stationiert war. Sie verliebten sich und folgte ihm nach Amerika. Zuerst in Georgia/Columbus, dann in El Paso/Texas.
Im April 2015 heirateten sie und beantragten eine Greencard für Laura. Während ihr Ehemann beruflich ständig unterwegs war, darunter monatelang im Ausland, war sich Laura sich in dem fernen Land selbst überlassen. Die Einsamkeit nahmen ihr ihre Katze Blacky und Mischlingshund Teddy. Laura liebte die Natur, Tiere und Kinder und so war sie als Dog-Walkerin unterwegs und engagierte sich ehrenamtlich bei Casa of El Paso, einer Organisation, die sich für misshandelte Kinder starkmacht. Sie war der „Guardian“, die Führerin für geschundene Kinder und arbeitete eng mit den Behörden zusammen.
2017 begann sie über die Kansas State University Ernährungswissenschaften zu studieren, sie schloss das Studium 2024 mit Magna cum Laude ab. Ihre Ehe zerbrach an der häufigen Distanz, so wurde 2019 zu einem Jahr voller Veränderungen. Sie bekam einen Job als Ernährungsberaterin bei Noom mit guter Bezahlung, Krankenversicherung und angenehmen Arbeitsbedingungen.
Im gleichen Jahr lernte sie Paul Williams kennen. Sie teilten den gleichen Traum: eine Familie. Am 28. Juli 2022 kam ihr Sohn Raiden zur Welt. Für Laura der schönste Moment in ihrem Leben. „Mit Raidens Geburt begann unser Abenteuer“, erzählt sie. „Wir machten eine Rundreise durch die USA, als Raiden gerade mal neun Wochen alt war. Wir haben unzählige süße Fotos von ihm, wie wir ihm zum Beispiel seine kleinen Füßchen ins Meer tauchten. Er hat ganz viel erlebt in seinem jungen Alter. Wir waren viel in der Natur unterwegs, wandern und begeisterten ihn für Autos.“
Ohne Job keine Krankenversicherung
Denn die sind Lauras und Pauls Leidenschaft. Auf einer Autorennstrecke in El Paso haben sie sich einst kennengelernt. In Deutschland war sie Bikerin, in den USA eine Tuning-Queen, die sich ein Rennauto Genesis Coupe zusammenbaute.
Im Jahr als Raiden geboren wurde, verlor Laura ihren Job und machte sich selbständig. Mit ihrer kleinen Familie erlebte sie eine wunderschöne Zeit, erzählt sie. Sie liebten die Natur, Autos, Sport, Tiere, die Welt zu entdecken, Essen zu gehen. Der Wendepunkt kam, als Paul einen Job in Washington bekam. „Im selben Monat begannen die Schmerzen. Ich habe es ignoriert, denn ich musste ja arbeiten.“ Und für ihren Sohn da sein. „Ich sagte mir, meine Gesundheit, das wird schon wieder. Ein bisschen Physio und Bewegung und dann ist alles wieder gut.“
Nach drei Monaten wurden die Schmerzen chronisch. Es kam der Tag, als sie im Badezimmer ausrutschte. „Ich hörte, wie meine Leiste krachte.“ Am nächsten Tag fuhr sie eine Freundin nach Mexiko, weil man dort günstiger behandelt wird. Denn mit der Entlassung bei Noon endete auch die Krankenversicherung. In Mexiko wurde sie in einer Klinik untersucht. „Dort stellten die Ärzte einen Tumor am Hüftknochen fest, der fast so groß wie eine Orange war.“ Laura hält inne: „Ich dachte, das ist ein schlechter Scherz.“
Rückkehr nach Deutschland
Keine bezahlbare Behandlung in den USA, die 34-Jährige war gezwungen, Amerika aufzugeben. Im Juni zog sie nach Deutschland zu ihrer Mutter, die in Mühldorf lebt. Von ihrer Krankheit schwer gezeichnet, wird sie nach Regensburg ins Krankenhaus der Barmherzigen Brüder geschickt. Ihr Körper war voller Knochenmetastasen. Heilungschancen keine.
Raiden bei der Oma in Mühldorf
Seit einigen Wochen ist sie im Sophien-Hospiz in Erding. Ihr kleiner Sohn Raiden lebt bei der Oma in Mühldorf, dort geht er in die Kinderkrippe. Nach dem Tod seiner Mama wird er zu seinem Papa in die USA zurückkehren. Mit ihrer letzten Kraft veröffentlichte Laura noch einen Spendenaufruf im Internet. Sie nannte ihn „letzter Funke Hoffnung für eine junge Mutter“. Lauras Wunsch: „Dass Raiden ein glückliches Leben hat, sich in den USA einlebt und mich niemals vergisst. Und dass er so fröhlich und herzensgut bleibt, wie ich ihn kenne“. Um die Voraussetzungen für Raiden zu schaffen, braucht die sterbende Mutter Geld.
Hinweis zu Gofundme
Die Stiftung Warentest befragte Ende 2024 eine Reihe großer Spendenplattformen zu deren Vorgehensweisen. Die Antworten von „gofundme“ wurden dabei als „lückenhaft“ bezeichnet. Der Finanztest-Kommentar lautete: „Hat die meisten unserer Fragen beantwortet, allerdings nicht zum Spendenaufkommen. Keine strengen Anforderungen an die sammelnden Organisationen erkennbar.“