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21-Jährige bittet um Spenden

Waldkraiburg: Aylins Traum von mehr Selbstständigkeit kostet 100.000 Euro

Aylin Akbulut hat Diastrophische Dysplasie, eine Form von Kleinwuchs. Ihren Alltag kann die 21-Jährige selbstständig bewältigen, aber ein speziell angepasstes Fahrzeug würde ihr mehr Unabhängigkeit ermöglichen.
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Aylin Akbulut hat Diastrophische Dysplasie, eine Form von Kleinwuchs. Ihren Alltag kann die 21-Jährige selbstständig bewältigen, aber ein speziell angepasstes Fahrzeug würde ihr mehr Unabhängigkeit ermöglichen.

Selber mit dem Auto zur Arbeit fahren: Für Aylin Akbulut (21) ist das ein großer Traum. Die Waldkraiburgerin hat Diastrophische Dysplasie und benötigt ein umgebautes Fahrzeug. Fünf Jahre hat sie bereits dafür gekämpft. Nun bittet sie um Spenden.

Waldkraiburg – „Einfach hat sie es nicht immer gehabt”, sagt Silvia Akbulut über ihre inzwischen erwachsene Tochter. Aylin Akbulut ist vor Kurzem 21 Jahre alt geworden, gelernte Industriekauffrau und sie hat Disatrophische Dysplasie. Das ist eine seltene angeborene Erkrankung, die sich insbesondere durch Kleinwuchs, verkürzte Arme und Beine sowie Gelenkdeformationen auszeichnet. „Es ist eine Laune der Natur”, sagt ihre Mutter.

Auf Elektrorollstuhl angewiesen

Während Aylin Akbulut als Schülerin noch eine Schulbegleitung benötigte, kann sie heute ihren Alltag alleine bewältigen. „Hilfe brauchte ich vor allem wegen des Rucksacks und weil ich noch nicht selbstständig zur Toilette gehen konnte”, sagt sie. Inzwischen hat sie in Waldkraiburg eine Ausbildung gemacht, hat nun eine Vollzeitstelle in Haag und möchte sich als Nächstes zur Fachwirtin weiterqualifizieren. „Und sie möchte unbedingt Auto fahren”, sagt Silvia Akbulut.

„Mit einem Auto hätte ich noch mehr Selbstständigkeit”, erklärt die junge Frau, die auf einen Elektrorollstuhl angewiesen ist. Damit hat sie kaum Möglichkeiten, aus Waldkraiburg herauszukommen – die Autos ihrer Freundinnen sind nicht groß genug und öffentliche Verkehrsmittel meist nicht barrierefrei.

TÜV hat Fahrtauglichkeit bestätigt

Die etwa 25-minütige Strecke zur Arbeit und wieder zurückbringt sie ein Fahrdienst vom Roten Kreuz. Doch flexibel ist sie so nicht. „Klar, mein Arbeitgeber wusste von Anfang an Bescheid, trotzdem hat das einen blöden Beigeschmack”, sagt Aylin Akbulut. Termine müssen nach ihren festen Zeiten geplant werden. „Und umsonst ist der Fahrdienst auch nicht, da ist das Geld in ein Auto einfach sinnvoller investiert”, sind Mutter und Tochter überzeugt.

Aylin Akbulut aus Waldkraiburg ist wegen ihrer Erkrankung auf einen Elektrorollstuhl angewiesen. Damit aus Waldkraiburg herauszukommen, gestaltet sich für die junge Frau schwierig.

Doch sie braucht nicht nur irgendein Auto, das Fahrzeug muss für sie umgebaut werden. Davor kann sie gar nicht den Führerschein machen. „Aber ich weiß, dass ich prinzipiell fahren kann, habe beim TÜV entsprechende Tests gemacht”, erzählt Aylin Akbulut. Seit fast fünf Jahren arbeitet sie auf ihren Traum hin. „Irgendwann haben wir uns im Kreis gedreht”, sagt sie.

Finanzierung stellt sie vor Herausforderungen

Das Problem: Knapp 100.000 Euro benötigt sie insgesamt, um sich ihren Wunsch zu erfüllen. Diverse Organisationen und auch den Staat habe die Familie gleichermaßen angeschrieben – mit bedingtem Erfolg. Eine bayerische Stiftung hat Unterstützung zugesichert und die Sterntaler Waldkraiburg finanzieren ihr den Führerschein, auch die Stadt Waldkraiburg trägt etwas bei.

Dennoch sind die Kosten enorm, eine vollständige Übernahme aussichtslos. „Nach vier Jahren haben wir beschlossen, nicht mehr weiterzumachen, weil sowohl die persönliche als auch finanzielle Kraft gefehlt haben”, erzählt Aylin Akbulut. 6000 Euro hat sie bereits für Anwaltskosten ausgegeben, bevor sie entschied, das Geld ab sofort lieber direkt in ihr Auto zu stecken.

Zunächst wollte sie nicht um Spenden bitten

Nun hat sie einen Bus gekauft, der in München für sie umgebaut wird. Er bekommt hinten eine Rampe, damit sie mit dem Elektrorollstuhl hineinfahren kann. Mittels eines Magnets dockt sie automatisch an und dreht sich dann um auf das Fahrgestell. „Ansonsten ist alles wie bei einem normalen Auto und auch andere können damit fahren”, sagt sie. Die Akbuluts haben sich auf das Nötigste beschränkt, da etwa die Ausstattung mit einem Joystick allein schon 100.000 Euro gekostet hätte.

Anfang Juli soll es so weit sein. Bis dahin sammelt Aylin Akbulut Spenden über die Plattform „Gofundme“. Die Idee dazu hatte ihr Chef, er habe sich genau informiert. „Ich wollte das zuerst gar nicht, wollte nicht um Spenden bitten”, sagt Aylin Akbulut. Lieber hätte sie das Geld über Raten abbezahlt, doch dann erhalte sie keine Unterstützung von besagter Stiftung. „Ich muss akzeptieren, dass ich Hilfe brauche und auch annehmen muss für etwas, für das ich schon lange gekämpft habe.”

Eltern verzichten auf Altersvorsorge

Schon 5574 Euro sind auf dem separaten Spendenkonto eingegangen. „Mit den Spenden möchte ich meine Eltern entlasten, weil sie mir viel Geld dazugeben”, erklärt Aylin Akbulut. „Wir geben unsere Altersvorsorge her, damit sie fahren kann”, macht ihre Mutter deutlich. Die 21-Jährige ist für jeden Cent dankbar.

„Das wichtigste ist, dass du dein Lachen und deine Stärke nicht verlierst”, sagt ihre Mutter. Wenn alles nach Plan läuft, wird sie bald neben der Arbeit mit der Abendschule und dem Führerschein beginnen. „Das habe ich mir so ausgesucht”, sagt sie lachend. „Und das packt sie auch, da bin ich mir sicher”, ist Silvia Akbulut überzeugt.

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