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Erkrankte auch im Landkreis Mühldorf

Zahl der Keuchhusten-Fälle steigt – Was jetzt Experten nicht nur Eltern raten

Impfausweis Pertussis Husten
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Keuchhusten ist in jedem Alter hochansteckend und kann besonders für Säuglinge lebensgefährlich sein. Ein Blick ins Impfbuch gibt Auskunft über den persönlichen Schutz.

In Bayern haben sich die Fälle von Keuchhusten heuer verdreifacht. Auch in Mühldorfs Gesundheitsamt laufen aktuell Meldungen ein. Viele haben die Krankheit gar nicht mehr auf dem Schirm, doch sie kann lebensgefährlich sein – vor allem für Säuglinge. Wie man sie und sich selbst schützen kann.

MühldorfLaut dem Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) steigt die Zahl der Fälle von Keuchhusten, auch als Pertussis bekannt, in ganz Europa. Allein in den ersten drei Monaten des Jahres 2024, von Januar bis März, wurden bereits über 32.000 Erkrankungen gezählt – gegenüber nur rund 25.000 Erkrankungen im gesamten Jahr 2023.

Schon über 1000 Fälle in Bayern

In Deutschland beobachtet das Robert-Koch-Institut (RKI) ebenfalls steigende Fallzahlen. Und in Bayern meldet das Bayerische Landesamt für Gesundheit (LGL) mit 1069 Keuchhustenfällen seit Jahresanfang 2024 dreimal so viele wie im gleichen Zeitraum des Jahres 2023, da waren es nur 363.

Keuchhusten muss gemeldet werden

Wie sieht die aktuelle Lage im Landkreis Mühldorf aus? Das OVB hat beim Gesundheitsamt Mühldorf nachgefragt. Denn Keuchhusten ist nach dem Infektionsschutzgesetz (IfsG) eine meldepflichtige Erkrankung, die dem Gesundheitsamt namentlich übermittelt werden muss.

Nur leichte Steigerung im Landkreis Mühldorf

„Insgesamt lagen uns in diesem Jahr 35 Meldungen von Keuchhusten vor“, gibt Dr. Benedikt Steingruber, Leiter des Gesundheitsamts, Auskunft. „Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum kann man zwar eine leichte Erhöhung feststellen, die bewegt sich aber innerhalb des normalen Rahmens.“

Alle Altersgruppen sind betroffen

Der Behörde wurden im Januar 2024 vier Keuchhustenfälle gemeldet, fünf im Februar, neun im März, zwölf Fälle im April und fünf im Mai (Stand 22. Mai). Wer meint, Pertussis betrifft nur kleine Kinder, irrt gewaltig. „Von Keuchhusten sind prinzipiell alle Altersgruppen betroffen“, so Steingruber.

Mehr 30- bis über 60-Jährige hats erwischt

Die meisten Erkrankungen im Landkreis Mühldorf, nämlich zwölf, gab es heuer in der Altersgruppe der 30- bis 59-Jährigen, elf bei den über 60-jährigen Landkreisbürgern, acht bei Kindern und Jugendlichen bis zu 14 Jahren und nur vier in der Gruppe der 15- bis 29-Jährigen. Eine lokale Häufung gab es nicht.

Noch keine Fälle in den Notaufnahmen

„Auch im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin des ‚InnKlinikum‘ Altötting gibt es keine auffällige Zunahme bei den Keuchhustenfällen“, teilt Klinik-Sprecher Mike Schmitzer mit. „In den Notaufnahmen Altötting und Mühldorf sind in den vergangenen Wochen keine Fälle aufgetreten. Lediglich in unserer Pneumologie am ‚InnKlinikum‘ Mühldorf wurde ein etwa 60-jähriger Patient mit Keuchhusten behandelt.“

Krankheit in mehreren Phasen

Für Laien ist der Unterschied von Keuchhusten zu einer normalen Erkältung kaum zu erkennen. „Bei Kindern sind die ersten ein bis zwei Wochen, die sogenannte Erkältungsphase, durch untypische Krankheitszeichen wie Schnupfen, leichter Husten, Fieber oder Heiserkeit geprägt“, erklärt der Amtsarzt. „Danach beginnt die zweite Phase, auch Anfallsphase genannt, wo es zum charakteristischen Keuchhusten kommt, der durch wiederholte, oft minutenlange krampfartige Hustenanfälle bis hin zur Atemnot gekennzeichnet ist.“ Innerhalb von sechs bis zehn Wochen klingt die Krankheit ab, der Reizhusten kann sich aber monatelang halten.

Möglicher Atemstillstand bei Säuglingen

Bei Jugendlichen und Erwachsenen verläuft die Erkrankung oftmals lediglich als lang andauernder Husten ohne die klassischen Begleitsymptome. Gefährlich kann es für Kleinstkinder werden. Steingruber: „Bei Säuglingen kann die Erkrankung Atemstillstände hervorrufen.“

Ein Überblick der aktuell im Landkreis Mühldorf gemeldeten Keuchhusten-Fälle nach Monaten und Altersgruppen.

Wichtige Impfung für werdende Eltern und Großeltern

Sie haben laut Steingruber zudem das höchste Risiko für schwerwiegende Komplikationen: „Ein hoher Prozentsatz aller Krankenhausbehandlungen sowie fast alle Todesfälle durch Pertussis betreffen ungeimpfte Säuglinge unter sechs Monaten.“ Zu deren Schutz sollten sich vor allem werdende Eltern und Großeltern impfen lassen.

90 Prozent aller Schulkinder sind geimpft

Die Impfquote gegen Pertussis bei Kindern im Landkreis kann sich sehen lassen. „Ergebnisse im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung zeigen, dass circa 90 Prozent aller Schulkinder im Landkreis Mühldorf am Inn einen ausreichenden Impfschutz gegen Keuchhusten nachweisen können“, kann Dr. Steingruber zufrieden feststellen. Für erwachsene Landkreisbürger liegen dem Gesundheitsamt keine Informationen vor.

Gegen Keuchhusten impfen lassen

Keuchhusten ist hochansteckend und eine der häufigsten Infektionskrankheiten der Atemwege. Verursacht wird sie durch Stäbchenbakterien. Übertragen wird Keuchhusten durch Tröpfchen beim Husten, Niesen oder Sprechen.

Während Corona war ein deutlicher Rückgang der Keuchhusten-Fallzahlen zu beobachten. Als Grund dafür werden Infektionsschutzmaßnahmen wie Kontaktbeschränkungen und Masken vermutet. Nach dem Ende dieser Maßnahmen hat sich die Anzahl der gemeldeten Infektionen mit einer neueren Keuchhusten-Variante seit Ende 2022 laut RKI deutlich erhöht.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Grundimmunisierung bei Säuglingen, so das Gesundheitsamt Mühldorf. Außerdem wird die Impfung allen Schwangeren am Anfang des letzten Schwangerschaftsdrittels empfohlen. Enge Kontaktpersonen eines Säuglings, etwa Großeltern, Freunde, Babysitter und Tagesmütter, sollten spätestens vier Wochen vor der Geburt eine Auffrischimpfung erhalten. Auch für Personal im Gesundheitsdienst, wie Hebammen und Ärzte, sowie in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Altenheimen wird die Impfung gegen Keuchhusten empfohlen. Bei Erwachsenen wird eine einmalige Impfung angeraten.

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