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Gegen das Vergessen

Erinnerung an die Nazi-Gräuel wachhalten – Symposium der KZ-Gedenkstätte Mühldorfer Hart

Veranstalter Franz Langstein vom „Verein für das Erinnern – KZ-Gedenkstätte Mühldorfer Hart e. V.“.
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Veranstalter Franz Langstein vom „Verein für das Erinnern – KZ-Gedenkstätte Mühldorfer Hart e. V.“.

Wie kann man Jugendliche, denen heute die Zeitzeugen aus der Nazi-Zeit fehlen, mit diesem Kapitel deutscher Geschichte vertraut machen? Mit dieser Frage beschäftigte sich ein Symposium in Mühldorf.

Mühldorf – „Wer nicht weiß, wo er herkommt, tut sich schwer zu wissen, wo er hinkommt“, war eine Erkenntnis der Teilnehmer des Symposiums über „Erinnerung wachhalten“.

Franz Langstein vom „Verein für das Erinnern – KZ-Gedenkstätte Mühldorfer Hart e. V.“ hatte es kürzlich am Mühldorfer Campus initiiert. Der Hörsaal war mit geschichtsinteressierten Gästen aus der Region zwischen Wasserburg und Burghausen gut besetzt.

Über „schlampiges“ Erinnern in Österreich

In einem Kurzreferat gab der oberösterreichische Theologiemagister Martin Kranzl-Greinecker interessante Einblicke in die Gedenkkultur seiner Heimat. Der Referent empfand die anfängliche Behandlung der Vergangenheit in Österreich als „schlampig“. Gerade was den Umgang mit dem „braunen“ Geburtshaus betraf. Da seien unterschiedliche Meinungen zum Teil heftig vertreten worden, aber schließlich habe man doch eine vertretbare Lösung gefunden. Echte Gedenkstätten, wie die in ehemaligen Vernichtungslagern, seien nach und nach errichtet worden.

Überhaupt habe man mit den Erinnerungsaktionen erst in den 90er-Jahren richtig begonnen. Aber der Kranzl-Greinecker weiß aus seinen Forschungen, dass die Behandlung ehemaliger Außenlager noch sehr unterschiedlich gehandhabt werde. In manchen kleinen Orten entstünden, auch durch Privatinitiativen, kleine Denkmäler. Anderswo gäbe es noch Waldböden voller Leichen, die nicht beachtet würden. Tote, die bei Vernichtungsarbeit und den Todesmärschen liegengeblieben sind. In den „Hochburgen der Nazis“, etwa in Wels, werde die Erinnerung daran niedrig gehalten. Nationale Gedenkstätten wie Mauthausen gebe es aber, und zu Gedenkfeiern an den Befreiungstagen kämen viel Jugendliche aus unterschiedlichen Ländern.

In der Diskussion wurde angeregt, Denkmäler nach Möglichkeit mit Personennamen zu versehen, weil das mehr ansprechen würde. Auch solle man den Jugendlichen bei Vorbereitungen zu bedenken geben, warum und wie manche Menschen zu grausamen Tätern werden.

Hannes Schwankner, Jugendpfleger der Stadt Burghausen, referierte über das Erinnern in der offenen Jugendarbeit. Dieses Thema sei in unserer „Einwanderergesellschaft“ Jugendlichen nicht leicht nahezubringen. Dennoch habe er mit ihnen einen erfolgreichen Film über das KZ-Lager im Mühldorfer Hart gedreht. Dieser wurde ausgezeichnet und wird oft gezeigt. Die Arbeit nach der Pandemie wieder aufzunehmen, werde schwer, denn jeder Jugendliche habe zunächst seine eigene Geschichte zu verkraften. Hier wurde ihm in der anschließenden Diskussion recht gegeben, wenn er zunächst seinen Jugendlichen aus überfallenen Ländern hilft, ihr eigenen Wurzeln zu erkennen.

Zu allen Zeiten eine schwere Aufgabe

In einem sehr fundierten Referat schilderte Dr. Bernhard Schoßig, pädagogischer Gründungsleiter des Jugendgästehauses Dachau, den Beginn der Erinnerungskultur in der Bundesrepublik. Sie wurde zuerst etwa von Dachau sehr ungern gesehen und fand auch bei Ministerpräsident Franz Josef Strauß kaum Unterstützung. Es waren vor allem die Bundespräsidenten Theodor Heuss, Gustav Heinemann und Richard von Weizsäcker, die halfen, das Naziverbrechen öffentlich anzuzeigen und der unschuldigen Opfer zu gedenken. Das geschehe jetzt in beachtenswerter Weise, wobei neben KZ-Gedenkstätten auch Stätten der getöteten Behinderten und Kinder gedacht wird.

+++ Weitere Meldungen aus dem Landkreis Mühldorf +++

Das Erinnern in der ehemaligen DDR galt seiner Meinung nach nicht den Opfern der Nazigewalt, sondern immer dem heldenhaften Kampf der Kommunisten gegen die Faschisten. Da sei aber seit der Wende eine Änderung im Erinnern eingetreten, die eindeutig den Opfern gelte.

Die Gestalter des Symposiums (von links) Hannes Schwankner, Moderator Edwin Hamberger, Martin Kranzl-Greinecker, Dr. Bernhard Schoßig und Veranstalter Franz Langstein.

Der Moderator des Symposiums, Stadtarchivar Edwin Hamberger, leitete zwischen den Referaten gekonnt die Diskussionen und betonte in seinem Schlusswort zusammenfassend die Bedeutung des Erinnerns. Wie man Jugendliche, denen die Zeitzeugen jetzt fehlen, mit diesem Thema verantwortlich vertraut machen kann, wird zu allen Zeiten eine schwere Aufgabe der Institutionen und Vereine gegen das Vergessen bleiben.

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