Verletzte Passantin, hoher Sachschaden
Auto-Chaoten fielen an anderen Ständen auf: Polizei nennt unglaubliche Details zum Stadtplatz-Unfall
Zusammen mit seinem Kumpel stieg ein 15-Jähriger bei der Autoschau am Stadtplatz in einen schweren Mercedes, setzte das Auto in Gang und rammte eine Passantin. Der Unfall wirft eine Reihe unbequemer Fragen auf. Die Polizei nennt Details, was die Chaoten mit ihrer Aktion geplant haben.
Mühldorf – Bei herrlichem Sonnenschein hatten am Sonntag (6. April) Hunderte den Auto-Sonntag der Aktionsgemeinschaft auf dem Mühldorfer Stadtplatz besucht. Vater, Mutter, Kind, Opa und Oma flanierten gut gelaunt und sorglos über den für den Verkehr gesperrten Platz. Die Café-Terrassen waren vollbesetzt.
15-Jähriger am Steuer eines PS-starken Autos
Ein Glück für alle Beteiligten, dass ein 15-jähriger Mühldorfer erst zum Ende der Autoschau, mit seinem Kumpel in ein Auto stieg. Dafür suchte er sich einen hochpreisigen, PS-starken, schwarzen Mercedes GLC aus, der rückwärts zu den Arkaden für die Besichtigung unversperrt ausgestellt war. Wie die ermittelnde Autobahnpolizei mitteilte, nahm der Bursche anscheinend ungehindert auf dem Fahrersitz Platz.
Kumpel hielt mit der Kamera drauf
Wie Augenzeugen berichten, soll sich ein Freund mit einem Handy im Anschlag auf den Beifahrersitz gesetzt haben. Das bestätigt auch Robert Gierden, Leiter der Autobahnpolizeistation Mühldorf. Wohl, um in den sozialen Netzwerken damit zu prahlen, sollte der 15-Jährige am Steuer der Luxuskarosse gefilmt werden. „Der 15-Jährige sagte aus, dass er den Motor aufheulen lassen wollte und deshalb den Wagen startete“, sagt Gierden zum Unfallhergang. Um das zu bewerkstelligen, brauche es eine höhere Drehzahl und der Jugendliche gab wohl ordentlich Gas. „Er hatte auch den Rückwärtsgang eingelegt, wodurch das Auto schlagartig zurücksetzte.“
Auto wird von Hausmauer gebremst
Der Mercedes schoss rückwärts über den Gehweg und in die dahinter liegende Arkade, wo genau in diesem Moment eine Passantin stand. Die Frau wurde von dem Auto getroffen und nach hinten geschleudert. Das Fahrzeug wurde von der Hausmauer gebremst, wo es auch zum Stehen kam. Die beiden Insassen blieben unverletzt. Die Passantin wurde durch den Anstoß leicht verletzt und nach der Erstversorgung vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht. „Sie war, wie man so sagt, zur falschen Zeit am falschen Ort“, bedauert der Polizeibeamte. Es sei ein Glück, dass auf dem belebten Stadtplatz keine weiteren Personen verletzt wurden.
Wie konnte der Wagen gestartet werden?
In Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Traunstein ermittelt die Autobahnpolizei nun, wie es genau zu dem Unglück gekommen ist. „Um moderne Autos per Knopfdruck zu starten, reicht es, wenn der Schlüssel irgendwo in der Nähe liegt“, erklärt Gierden. „Wo sich der Schlüssel befunden, warum und wie genau es dem 15-Jährigen gelang, muss noch geklärt werden.“ Ebenso werde überprüft, warum in diesem Moment niemand bei dem ausgestellten Fahrzeug war, um das Einsteigen des 15-Jährigen zu verhindern.
Jugendlicher hat sich einiges eingehandelt
„Der 15-Jährige war, schon allein aufgrund seines Alters, nicht im Besitz einer entsprechenden Fahrerlaubnis“, so Gierden. Er und sein Freund sollen schon vor der unglückseligen Aktion an anderen Autoständen aufgefallen sein. Da es sich beim Mühldorfer Stadtplatz um öffentlichen Verkehrsgrund handelt, wird gegen den strafmündigen Burschen jetzt wegen Fahrens ohne Führerschein, Verursachen eines Verkehrsunfalls und wegen fahrlässiger Körperverletzung im Straßenverkehr ermittelt. Der von ihm angerichtete Gesamtschaden wird auf rund 25.000 Euro geschätzt.
Autohaus-Team leistete Erste Hilfe
Das Mühldorfer Mercedes Autohaus Schreiner und Wöllenstein möchte sich derzeit „aus ermittlungsrechtlichen Gründen nicht äußern“, so dessen Pressesprecherin Peggy Fritzsche. „Sobald uns gesicherte Informationen vorliegen, werden wir die Öffentlichkeit weiterführend benachrichtigen. Bis dahin gilt unser Augenmerk vor allem der zu Schaden gekommenen Person, der unsere Mitarbeiter sofort Erste Hilfe leisteten.“
„Mühldorfer können sich sicher fühlen“
Erst vor kurzem hatte die Stadt Mühldorf ihr Sicherheitskonzept für städtische und externe Veranstaltungen – wie den Auto-Sonntag – nachjustiert. Ein Unglück wie dieses hatte dabei keiner auf dem Schirm. „Der fragliche Unfall ereignete sich um 17.32 Uhr, also nach der Veranstaltung, als die ausgestellten Fahrzeuge abfuhren“, erklärt Stadtsprecher Werner Kurzlechner. „Die angepasste Sicherheitskonzeption hat aus unserer Sicht gegriffen. Konkret heißt das, dass die Zufahrtswege auf den Stadtplatz gesichert waren und zugleich Rettungs- beziehungsweise Einsatzfahrzeuge im Bedarfsfall jederzeit auf den Platz kamen.“
Muss noch mehr für die Sicherheit getan werden? „Wie nach jeder Veranstaltung wird es auch dieses Mal eine Nachbereitung mit dem Veranstalter und den Blaulichtorganisationen geben“, betont Kurzlechner auf Nachfrage der OVB Heimatzeitungen. Die Bürger könnten sich aber grundsätzlich bei Veranstaltungen in Mühldorf sicher fühlen.
